Die angeschlagenen Werften werden keine weiteren von Bund und Land verbürgten Kredite erhalten. Knapp 2000 Jobs sind in Gefahr.

Schwerin. Schreckensnachricht für knapp 2000 Werftarbeiter im Land: Die angeschlagenen P+S-Werften in Stralsund und Wolgast bekommen keine staatlichen Hilfen mehr und müssen Insolvenz anmelden. Wie Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) am Montag nach einem Krisengespräch in Schwerin mitteilte, reichte der vereinbarte Kreditrahmen nicht, um bestehende Aufträge fertigzustellen und die Werften vor der Zahlungsunfähigkeit zu retten. Die P+S-Werften gehören zu den zehn größten Arbeitgebern in Mecklenburg-Vorpommern.

Eine Erhöhung der von Land und Bund verbürgten Darlehen über 152 Millionen Euro hinaus sei rechtlich nicht möglich gewesen, die Insolvenz somit nicht zu vermeiden. „Das ist ein sehr schmerzhaftes Ergebnis für alle Werftarbeiter, ihre Familien, die Zulieferer und auch für uns“, sagte Sellering. Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) sprach von einem „schwarzen Tag“.

Der erst vor wenigen Tagen eingesetzte Werften-Geschäftsführer Rüdiger Fuchs kündigte an, nach der Unterrichtung der Belegschaft spätestens am Mittwoch einen Insolvenzantrag zu stellen. Er hatte die Regierung bereits am Donnerstag über die dramatische Lage der Schiffbaubetriebe unterrichtet und am Montag ein neues Sanierungskonzept vorgelegt.

Dieses sah vor, die Peenewerft in Wolgast innerhalb von zwölf Monaten an einen Investoren zu verkaufen. Dieser Unternehmensteil verfüge „im Kern über ein tragfähiges Geschäftsmodell“ als Reparatur- und Umbauwerft für Militär- und Behördenschiffe. Die Volkswerft in Stralsund sollte langfristig als Hersteller von Spezialschiffen profiliert und die bereits begonnen Schiffsneubauten fertiggestellt werden. „Die gesamte Wegstrecke ist aber nicht im Rahmen der 152 Millionen Euro zu bewältigen“, machte Fuchs deutlich. Rund 70 Millionen Euro waren bereits ausgereicht worden.

In der Vorwoche hatte Fuchs erhebliche Lieferverzögerungen für Schiffsneubauten einräumen müssen. Sie betreffen die beiden im Bau befindlichen Scandlines-Fähren und auch zwei Spezialfrachter für die dänische Reederei DFDS A/S. Seit April 2011 hat die Werft laut Fuchs kein Schiff mehr ausgeliefert, was die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens erheblich beeinträchtigt.

Schon seit der Finanzkrise 2009 stecken die Schiffbaubetriebe trotz guter Auftragslage in Liquiditätsnöten. Nach Einschätzung von Fuchs sind die Probleme aber auch hausgemacht: „Man hat sich hier auf dem Weg vom Serienschiffbauer hin zum Spezialschiffbauer zu viel vorgenommen. Man hat zu viele Neuentwicklungen in zu kurzer Zeit angenommen“, resümierte Fuchs. (dpa)