Schon jetzt könne in Schleswig-Holstein der mit Windkraft gewonnene Strom nicht immer ins überlastete Netz eingespeist werden.

Kiel/Husum. Mehreinnahmen für längere Laufzeiten von Atomkraftwerken sollten nach Auffassung von Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Jost de Jager (CDU) in den Ausbau des Stromnetzes fließen. Schon jetzt könne in Schleswig-Holstein der mit Windkraft gewonnene Strom nicht immer ins überlastete Netz eingespeist werden, sagte de Jager am Freitag in Kiel vor der Fachmesse Husum WindEnergy (21.-25. September). Die Situation der Stromnetze werde mit dem geplanten Ausbau der Windenergie schwieriger werden.

Schleswig-Holstein produziert rein rechnerisch bereits 40 Prozent seines Strombedarfs mit Wind, bis 2020 wird eine Vollversorgung angestrebt. Die Landesfläche für Windenergie-Anlagen solle auf 1,5 Prozent verdoppelt werden, sagte de Jager. Im nördlichsten Bundesland sei die Windenergie mit 8000 Arbeitsplätzen auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, im Nordwesten sogar „das gewerbliche Rückgrat“.

Als Stromexportland produziere Schleswig-Holstein das 2,5-Fache seines eigenen Verbrauchs. Auf Dauer müsse sichergestellt werden, dass der Strom über ein gut ausgebautes Leitungsnetz auch in die Industrieregionen im Süden und Westen gelange. „Es muss ausbaldowert werden, wie eine Brennelemente-Steuer umgeleitet wird für den Netzausbau.“ Die von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) angekündigte zusätzliche Abgabe bei einer Verlängerung der Laufzeiten von Kernkraftwerken könnte in die Forschung fließen, etwa die Speichertechnologie alternativer Energieträger, meinte de Jager.

Die internationale Messe Husum WindEnergy (Kreis Nordfriesland) wächst weiter. Auf rund 43000 Quadratmetern – 40 Prozent mehr als vor zwei Jahren – bieten mehr als 950 Aussteller aus rund 30 Nationen ihre Produkte und Dienstleistungen an. Erwartet werden 30000 Besucher aus rund 70 Ländern. An diesem Samstag wird das neue Kongresszentrum in Husum eröffnet.

Die Optimierung der Lieferketten und Qualitätsstandards bei Windanlagen-Herstellern dürften diesmal eine große Rolle spielen, sagte der Geschäftsführer der Messe Husum, Hanno Fecke. Lange hätten Hersteller alles aus einer Hand geliefert, inzwischen wachse die Zuliefererindustrie.

Der Fachkräftemangel an Ingenieuren und Service-Technikern macht der Branche zunehmende Sorgen, wie de Jager und Fecke betonten. Nachdem es deswegen sogar Lieferengpässe gegeben habe, stehe jetzt das Thema Wartung im Mittelpunkt – „wie halten wir die Anlagen am Laufen?“, umriss de Jager das Problem. Am letzten Messetag steht die Jobmesse windcareer unter der Schirmherrschaft von Bundesforschungsministerin Annette Schavan auf dem Programm. Die CDU- Politikerin betonte in einer Pressemitteilung, in der weltweit boomenden Windenergie sei der Bedarf an Fachkräften besonders groß.