Der Vorwurf: Die insgesamt vier Beschuldigten sollen schon frühzeitig erfahren haben, dass Pastor K. aus Ahrensburg Jugendliche missbraucht hat.
Hamburg. Wegen ihres Verhaltens im Ahrensburger Missbrauchsskandal droht den ehemaligen Bischöfen Maria Jepsen und Karl Ludwig Kohlwage ein Gerichtsverfahren. Es geht um den Verdacht der Strafvereitelung. Das berichtet das Hamburger Abendblatt in seiner Freitagausgabe. Derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft Lübeck gegen insgesamt vier Personen: Maria Jepsen, bis zum Jahr 2010 evangelisch-lutherische Bischöfin in Hamburg, Karl Ludwig Kohlwage, bis 2001 Bischof in Lübeck, Heide Emse, bis 2001 Pröpstin in Ahrensburg (Kreis Stormarn), und Detlev Nonne, bis 2004 Personalchef der Nordelbischen Kirche. Der Vorwurf: Die Beschuldigten sollen schon frühzeitig erfahren haben, dass der Ahrensburger Pastor K. Jugendliche missbraucht hat. Dennoch sollen sie nichts dagegen unternommen haben. Günter Möller, der Pressesprecher der Lübecker Staatsanwaltschaft, sagte der Zeitung: „Wir haben der Polizei einen Ermittlungsauftrag erteilt. Es geht um die Frage, wer wann was gewusst hat, aber untätig geblieben ist.“ Sollte es tatsächlich zu einem Prozess kommen, würde sich erstmals ein ordentliches Gericht mit dem Missbrauchsskandal beschäftigen. Pastor K. selbst blieb straffrei, seine Taten waren alle schon verjährt.
Auslöser der Ermittlungen ist eine Strafanzeige zweier Kirchenmitglieder aus dem Kreis Stormarn. Ihr Vorwurf: Schon im Jahr 1999 habe die damalige Ahrensburger Pröpstin Heide Emse das Kirchenamt in Kiel und die Kirchenleitung, zu der damals Jepsen und Kohlwage gehörten, über die Taten von K. informiert. Trotzdem sei K. nur versetzt worden, die Staatsanwaltschaft sei nicht informiert worden.
Im Mittelpunkt des Skandals steht K., seit 1973 Pastor in Ahrensburg. Er soll über Jahrzehnte hinweg Jugendliche missbraucht haben. 13 Opfer haben sich mittlerweile bei der Kirche gemeldet. Öffentlich bekannt wurden die Taten erst 2010 – da schickte ein Opfer einen Brief an die damalige Bischöfin Jepsen. K. gestand die Taten und quittierte den Kirchendienst. Die Bischöfin Jepsen trat im Juli 2010 nach Kritik an ihren Verhalten im Missbrauchskandal zurück. (HA)