Google und der Telekommunikationsfirma Verizon wollen die Netzneutralität für das mobile Datennetz aufheben.
Washington. Es ist eine Allianz zweier Firmen, die beim Thema Netzneutralität eigentlich Gegenspieler sein müssten: Die Telekommunikationsfirma Verizon und der Internetgigant Google haben einen Vorschlag unterbreitet, welche Regeln bei datenintensiven Anwendungen im Netz wie Video oder Telefonie in den USA angewandt werden sollen. Das Thema beschäftigt viele Firmen, aber auch Aktivisten. Denn die Datenmengen im Internet werden immer größer, während die Bandbreite vor allem in Mobilnetzen ihre Grenzen erreicht, wie Nutzer von Smartphones in Städten wie San Francisco oder New York täglich schmerzvoll erfahren können.
Auf der einen Seite sind es die Netzbetreiber, in den USA etwa Verizon, AT&T oder Comcast, die Milliarden in den Ausbau der Leitungen investiert haben. Sie wollen die Investitionen wieder reinholen. Zudem sollen normale Internetnutzer nicht unter den gigantischen Datenmengen von Vielnutzern leiden. Auf der anderen Seite stehen die Anbieter von Dienstleistungen wie Skype oder das zu Google gehörende Videoportal YouTube , dass mit seinen zunehmend hochauflösenden Filmen eine immer größere Bandbreite benötigt, um flüssiges Sehvergnügen zu garantieren. Diese Firmen befürchten, dass die Netzbetreiber bald Extragebühren von ihren Kunden kassieren könnten, wenn sie viele Gigabytes an Daten aus dem Netz saugen.
Nach dem Vorschlag von Google und Verizon soll Breitbandbetreibern verboten werden, Datenverkehr zu verlangsamen, zu blockieren oder höhere Gebühren dafür zu verlangen. Ausnahmen soll es für Anwendungen geben, die vom öffentlichen Internet getrennt sind, etwa die Fernüberwachung von Patienten oder die Steuerung des Stromnetzes.
Die Regeln soll die Aufsichtsbehörde FCC überwachen, die sich bis vor kurzem darum bemühte, einen Kompromiss unter den beteiligten Firmen zu erreichen. Als Strafe ist ein Betrag bis zu zwei Millionen Dollar vorgesehen. Ausgenommen wären Mobilfunkanbieter. Daran stören sich Aktivisten, die für einen freien und neutralen Zugang zum Netz plädieren. So sagt Gigi Sohn von der Vereinigung Public Knowledge, dass das mobile Internet geopfert werde - ausgerechnet jetzt, wo es eine immer wichtigere Rolle im Leben der Bürger spiele.
Besonders enttäuscht sind die Aktivisten von Google. Das Unternehmen setzte sich in den vergangenen Jahren leidenschaftlich für Netzneutralität ein. Vereinigungen wie Public Knowledge fürchten ein Zweiklassen-Internet, das für die Firmen schneller ist, die mehr Geld bezahlen können. Der Vorschlag von Google und Verizon verletze die Neutralität. Die Firmen weisen diese Vorwürfe zurück.