Keine Entwarnung nach Ende des Spitzentreffens. Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks zeigt sich mit Blick auf die Hansestadt dennoch verhalten optimistisch.
Hamburg/Berlin. Nach Ende des Spitzentreffens gibt es keine Entwarnung. EHEC breitet sich nach Einschätzung der Experten weiter aus. Bislang zählten die Behörden mindestens 14 Todesfälle; erstmals starben jetzt auch Erkrankte außerhalb Norddeutschlands an dem aggressiven Durchfallerreger. Mittlerweile gebe es laut Robert-Koch-Institut 353 bestätigte Fälle mit der schweren EHEC-Komplikation HUS (hämolytisch-urämisches Syndrom). Die Zahl der bestätigten Infektionen und Verdachtsfälle nahm am Montag bundesweit auf mehr als 1400 zu. Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) zeigte sich nach dem Spitzentreffen trotzdem vorsichtig optimistisch mit Blick auf die EHEC-Welle. In der Hansestadt habe es zuletzt nur ein Viertel der Neufälle im Vergleich zu den vergangenen Tagen gegeben. „Es gibt eine gewisse Hoffnung.“
Russland hat die Einfuhr einiger Gemüsesorten aus Deutschland und Spanien verboten
Die russischen Gesundheitsbehörden haben am Montag die Einfuhr von einigen Frischgemüsesorten aus Deutschland und Spanien verboten. Begründet wurde das mit den Durchfallerkrankungen durch den Erreger EHEC, an denen in Deutschland bislang mindestens 14 Menschen gestorben sind.
Zahl der EHEC-Toten in Deutschland auf 14 gestiegen
In Schleswig-Holstein ist am Wochenende ein 75-jähriger Mann an den Folgen der EHEC-Infektion gestorben. Damit steigt die Zahl der EHEC-Toten in Deutschland auf 14. Der Mann war Patient im Rendsburger Krankenhaus, wie das Kieler Gesundheitsministerium am Montagnachmittag mitteilte. Er ist das fünfte Todesopfer des aktuellen Ausbruchs in Schleswig-Holstein und bundesweit der zweite Mann, der an dem gefährlichen Darmkeim gestorben ist
Erster EHEC-Todesfall in Mecklenburg-Vorpommern
In Mecklenburg-Vorpommern hat es einen ersten Todesfall im Zusammenhang mit dem Darmkeim EHEC gegeben. Wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales am Montag berichtete, starb eine 87-jährige Frau aus dem Landkreis Parchim.
Niedersachsens Bauernpräsident: Millionen-Einbußen durch EHEC
Die niedersächsischen Gemüsebauern klagen über Millionen-Einbußen, weil sie wegen der EHEC-Epidemie auf ihren Produkten sitzen bleiben. „Die Einbußen gehen in die zig-Millionen“, sagte der Präsident des niedersächsischen Landvolks, Werner Hilse, am Montag beim Landesbauerntag in Cloppenburg. Die Kaufzurückhaltung führe zur Vernichtung wertvoller und unbedenklicher Lebensmittel. Das sei für die Landwirtschaft ähnlich schlimm wie bei der Dioxin-Krise Anfang des Jahres. Ärgerlich sei für die Bauern zudem, dass bei der Suche nach dem Auslöser der Darmkrankheit auch die Gülle mit ins Spiel gebracht worden sei, sagte Hilse. „Gülle kann es nicht gewesen sein.“
"Es nützt etwas, allerdings ist es kein Wundermittel"
Prof. Hermann Haller, Direktor der MHH-Klinik für Nieren- und Hochdruckerkrankungen, sagte am Montag über die die neue Antikörper-Therapie: ,„Es nützt etwas, allerdings ist es kein Wundermittel“. An der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) steigt die Zahl der behandelten EHEC-Patienten. Aktuell versorgt die Klinik 47 Erkrankte, darunter neun Kinder. Derzeit befinde sich aber keiner von ihnen in Lebensgefahr. Um eine eindeutige Stellungnahme zur Wirkung der neuen Therapie abzugeben, sei die Behandlungsdauer laut Prof. Haller aber noch zu kurz. In der MHH erhielten 18 schwer erkrankte EHEC-Patienten den Antikörper Eculizumab. Bei 16 von ihnen verbesserte sich den Ärzten zufolge der Zustand. Das EHEC-Bakterium setzt ein Gift im Blut frei, das zu einer Entzündungsreaktion führt. Das neue Medikament blockiert diesen Mechanismus an einer bestimmten Stelle und setzt ihn so außer Kraft. Unter den derzeit in der MHH behandelten EHEC-Patienten sind auch neun Kinder. Kein Patient schwebe zurzeit in Lebensgefahr, hieß es.Hamburger Mediziner sind in ihren Aussagen etwas zurückhaltender. Bisher sei Eculizumab bei elf Patienten eingesetzt worden, berichtete der Prof. Rolf Stahl vom Universitätsklinikum Eppendorf
Neue EHEC-Therapie scheint erfolgreich
Die Therapie von EHEC-Patienten mit einem Antikörper scheint nach Angaben der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) erfolgreich zu verlaufen. Dies könne bei aller gebotenen Vorsicht gesagt werden, erklärte die Hochschule am Montag. Mediziner setzen bei einer schweren Komplikation von EHEC – dem sogenannten hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) – auf den neuen Wirkstoff Eculizumab. Dieser Antikörper hatte 2010 bei drei EHEC-infizierten Kindern die HUS-Symptome drastisch gebessert, wie Ärzte und Wissenschaftler im Fachblatt "New England Journal of Medicine“ berichten.
EHEC: Klinikum Nürnberg schickt Fachkräfte nach Kiel
Vier Pflegekräfte aus dem Klinikum Nürnberg sind am Montag nach Kiel aufgebrochen, um dort bei der Behandlung von lebensbedrohlich erkrankten EHEC-Patienten zu helfen. Sie sollen an der Kieler Uni-Klinik bei HUS-Patienten den notwendigen Plasmaaustausch vornehmen. Das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) ist eine schwere Komplikation bei EHEC-Kranken. Beim Plasmaaustausch wird das durch die Erreger vergiftete Plasma durch Spenderplasma oder Ersatzmittel ersetzt. Am Wochenende hatten die beiden Krankenhäuser die Zusammenarbeit vereinbart.
Erster EHEC-Todesfall außerhalb Norddeutschlands
Die Darmseuche EHEC hat zum ersten Todesfall außerhalb Norddeutschlands geführt. Im Kreis Paderborn starb am Sonntag eine 91-jährige Frau an den Folgen der gefährlichen Durchfallinfektion. Die Frau hatte offenbar mehrere schwere Vorerkrankungen gehabt. Es ist der bundesweit elfte Todesfall. Die 91-Jährige aus Bad Lippspringe hatte sich in der vergangenen Woche mit dem gefährlichen Durchfallerreger EHEC infiziert. Bei ihr war auch die schwere Komplikation HUS (hämolytisch-urämisches Syndrom) aufgetreten, die durch EHEC verursacht werden kann.
Bisher kein Blutplasma-Engpass durch EHEC
Die Ausbreitung des aggressiven Darmkeims EHEC hat in Niedersachsen bisher noch nicht zu einer Blutplasma-Knappheit geführt. "Im Moment haben wir keinen Engpass“, sagte Thomas Bischoff, der Sprecher des DRK-Blutspendedienstes in Springe, am Montag. Der Blutspendedienst in Springe ist für die Blutspenden für Niedersachsen, Bremen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zuständig. Nach Auskunft des Sprechers ist die Plasma-Versorgung auch in den kommenden Wochen sichergestellt. Um ein Nierenversagen bei EHEC-Patienten zu verhindern, wird ihr Blutplasma durch Spenderplasma ersetzt.
Bürgermeister Scholz besucht UKE-Krisenstab
Angesichts der EHEC-Erkrankungswelle hat sich Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) am Montag im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) ein Bild von der Lage gemacht. Nach einem Besuch beim Krisenstab lobte Scholz die Mediziner, die in „dieser ganz außergewöhnlichen Situation“ unermüdlich und mit menschlicher Zuwendung im Einsatz seien. Die Krankenhäuser in der Hansestadt und die Gesundheitsbehörde leisteten großartige Arbeit, betonte der Bürgermeister. „Hier wird auf hohem Niveau mit großem, großem Engagement das getan, was möglich ist.“
242 EHEC-Erkrankte und Verdachtsfälle in Niedersachsen
Die Zahl der am gefährlichen Darmkeim EHEC erkrankten Menschen in Niedersachsen ist weiter leicht gestiegen. Insgesamt gebe es landesweit 242 Fälle beziehungsweise Verdachtsfälle, sagte der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Thomas Spieker, am Montag in Hannover. 159 EHEC-Fälle seien durch Laboruntersuchungen bestätigt. 42 dieser Patienten litten unter der schweren Komplikation HUS. „Wir können noch nicht sagen, dass wir den Scheitelpunkt erreicht haben“, meinte der Sprecher. Gegenüber Sonnabend gebe es landesweit einen Anstieg um elf Fälle, im Laufe des Tages könnten weitere EHEC-Erkrankungen von den örtlichen Gesundheitsämtern gemeldet werden. Bundesweit starben bisher mindestens zehn Menschen an dem Durchfall-Bakterium.
Österreich kontrolliert Supermärkte auf deutsches Gemüse
Lebensmittelkontrolleure in Österreich haben am Montag 33 Supermärkte auf möglicherweise mit dem gefährlichen Durchfallerreger EHEC kontaminiertes Gemüse überprüft. Bereits am Sonntag war der Verkauf von spanischen Gurken, Tomaten und Auberginen verboten worden, die von deutschen Firmen nach Österreich geliefert worden waren.
Erster EHEC-Fall in Polen: Frau aus Hamburg erkrankt
In Polen wurde am Montag eine Frau in kritischem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert. Sie hatte zuvor Hamburg besucht, wo hunderte Infektionen registriert wurden. In Deutschland starben mindestens zehn Menschen an dem Erreger.
Mehr als 50 Krankheitsfälle in Mecklenburg-Vorpommern
Die Zahl der Patienten mit dem lebensbedrohlichen Darmkeim EHEC ist in Mecklenburg-Vorpommern weiter auf mehr als 50 gestiegen. Dies ergebe sich nach Auswertung von Zahlen, welche die Gesundheitsämter der Landkreise mitgeteilt haben, sagte eine Sprecherin des Landesamts für Gesundheit und Soziales in Rostock am Montag der dpa. Genaue Zahlen sollen im Laufe des Tages vorliegen.
Mit Material von dpa und dapd