Nach dem Erfolg mit dem StadtRad plant Hamburg ein Leihsystem für Autos in der Stadt. Ein Vorbild ist das Pilotprojekt Car2go in Ulm.
Hamburg. Sie stehen an jeder Straßenecke, lassen sich kurzerhand anmieten und ein paar Kilometer weiter einfach wieder abstellen. Die Rechnung gibt es am Ende des Monats. Was beim StadtRad-Leihsystem mit erfrischender Leichtigkeit funktioniert, soll bald auch mit Autos möglich sein. Schließlich will man ja auch mal eine Getränkekiste transportieren oder Besucher vom Bahnhof abholen.
Nach Abendblatt-Informationen plant der schwarz-grüne Senat für kommendes Jahr ein Ausleihsystem mit Kleinwagen für den Großraum der Stadt. Zwar wollte die zuständige Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt entsprechende Pläne weder bestätigen noch dementieren. Im Rahmen des Projekts "Umwelthauptstadt 2011" wäre ein unkomplizierter Autoverleih jedoch die passende Botschaft für das Motto: Es geht auch ohne eigenes Auto.
Als Vorbild könnte Hamburg ein Pilotprojekt dienen, das im Oktober 2008 im baden-württembergischen Ulm gestartet wurde. "Car2go" nennt sich das Konzept mit einer Flotte aus 200 Smarts, die rund um die Uhr spontan ausgeliehen werden können. Die Fahrzeuge stehen über die ganze Stadt verteilt, gerade dort, wo der letzte Kunde das Auto geparkt hat. Der Nächste findet es entweder beim Vorbeigehen, über eine Karte auf der Internetseite des Anbieters, wo er das Fahrzeug auch gleich reservieren kann, oder durch einen Anruf im Callcenter. Wer sich registriert, erhält ein elektronisches Siegel auf dem Führerschein und eine PIN, mit dem die Autos geöffnet werden können. Der Schlüssel liegt im Handschuhfach.
Auch tanken müssen die Kunden nicht selber. Sollte nach einer längeren Fahrt aber der Sprit knapp werden, liegt eine vorbezahlte Tankkarte im Handschuhfach. Wer bereits beim Start einen halb leeren Tank vorfindet und zur Tankstelle fährt, bekommt als "Dankeschön für die investierte Zeit" eine kleine Gutschrift aufs Mitgliedskonto geschrieben, heißt es beim Anbieter.
Die Idee stammt jedoch nicht von der Stadt Ulm selbst, sondern ausgerechnet von einem Automobilhersteller. Car2go ist eine Tochter der Daimler AG. "Immer mehr Menschen verzichten auf ein eigenes Auto", sagt Sprecher Andreas Leo. "Für uns ist das deshalb ein zukunftsfähiges Geschäftsprogramm." 19 Cent kostet das Leihauto pro Minute, pro Stunde maximal 9,90 Euro. Jedenfalls in Ulm ist die Nachrage groß: Auf jedes Auto kommen jeden Tag vier bis neun Mieter, bislang insgesamt 19 500 Kunden in der 120 000-Einwohner-Stadt.
Das Konzept wurde, so Leo, speziell für Ballungsräume mit mehr als 500 000 Einwohnern entwickelt. Eine Stadt wie Hamburg sei für car2go allein deshalb schon interessant. Pläne für eine Zusammenarbeit gebe es aber noch nicht.
Die Naturschützer vom BUND jedenfalls würden ein solches Mobilitätskonzept begrüßen. Das in anderen Regionen weitverbreitete Carsharing werde in Hamburg noch kaum genutzt, so Geschäftsführer Manfred Braasch dem Abendblatt. Es gebe hier deshalb ausreichend Potenzial. Und für den Klimaschutz wäre das Projekt natürlich ein richtiger Schritt. Laut Umweltbundesamt ersetzt ein Carsharing-Auto fünf bis acht private Pkw, es werden weniger Parkplätze benötigt, und der fließende Verkehr wird entlastet. Wer sich ein Auto teilt, fährt deutlich weniger Kilometer, im Schnitt etwa 40 Prozent weniger als noch mit dem eigenen Auto. Auch Braasch sagt: "Ein Carsharing-Modell würde gut in das Szenario Klimahauptstadt passen."
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In einem zweiten Schritt könnte man dann über den Einsatz von Elektrofahrzeugen nachdenken. Mit fünf Elektroautos wurde Mitte Mai beispielsweise ein kleines E-Carsharing-Projekt in Braunschweig in die Testphase geschickt. Auch in Ulm spielt man mit dem Gedanken, dort fehlt es aber noch an Elektrofahrzeugen und Ladesäulen.
Ob Elektro oder Diesel, der ADAC steht ebenfalls hinter dem car2go-Konzept. In Metropolen werden in Zukunft verschiedene Mobilitätsprojekte benötigt, die miteinander vernetzt werden, heißt es. "Die Hamburger lechzen nach solchen Angeboten", sagt ADAC-Sprecher Matthias Schmitting.
Viel spricht dafür, dass der schwarz-grüne Senat das Projekt Umwelthauptstadt vorantreiben wird, sollte der designierte Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) am 25. August von der Bürgerschaft gewählt werden: Es sei eine Chance für Hamburg über das kommende Jahr hinaus, sagte Ahlhaus.