Die Anhebung liegt knapp über der Inflation. Durch die Rentenreform fällt das Plus geringer aus. Erste Politiker fordern höhere Rentenbeiträge von Kinderlosen.

Berlin/Hamburg. Die gut 20 Millionen Rentner in Deutschland bekommen ab dem 1. Juli mehr Geld. Die Bundesregierung billigte die Rentenanpassung. Im Westen steigen die Altersbezüge um 1,67 Prozent, im Osten um 2,53 Prozent. Ein Rentner mit derzeit 1000 Euro hat demnach ab dem 1. Juli im Westen knapp 17 Euro und im Osten etwa 25 Euro mehr auf dem Konto.

Ein „Standardrentner West“, der derzeit 1265 Euro im Monat erhält, kann sich also über ein Plus von 21,13 Euro freuen. Standardrentner oder Eckrentner ist, wer 45 Jahre lang das Durchschnittseinkommen verdient hat (2013 waren das rund 34.000 Euro brutto im Jahr).

Angesichts einer erwarteten Preissteigerung von etwa 1,5 Prozent bedeutete das für alle Rentner eine leichte Erhöhung der Kaufkraft. Sowohl im Westen als auch im Osten ist das die dritthöchste Rentenanpassung der letzten zehn Jahre, in denen es allerdings auch vier Nullrunden für die Rentner gab.

Die Rentenerhöhung hätte höher ausfallen können. Wenn die Beiträge wie geplant gesunken wäre, wäre auch für die Bestandsrentner mehr drin. Aber die Große Koalition aus Union und SPD mit Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) zieht es vor, ihre Rentenprojekte aus der Rentenkasse zu finanzieren und nicht ausschließlich über Steuern.

Für etwa 9,5 Millionen Mütter wird es ab Juli zusätzliches Geld geben, wenn die schwarz-rote Rentenreform wie geplant Ende Mai den Bundestag passiert. Sie bekommen monatlich pro Kind, das vor 1992 geboren wurde, im Westen 28,61 Euro mehr und im Osten 26,39 Euro mehr. Auf dem Konto bemerkbar machen wird sich die Ausweitung der Mütterrente aber erst im Herbst, weil die Rentenkasse Zeit für die Umstellung benötigt.

Die jährliche Rentenanpassung fällt im Osten höher aus, weil sich dort die Löhne besser entwickelt haben. Im Westen werden zudem zum letzten Mal Anpassungen nachgeholt, die mit der Rentengarantie von 2009 zu tun haben.

Positiv für die Rentenanpassung ist auch, dass der Beitragssatz zur Rentenversicherung im vergangenen Jahr von 19,6 auf 18,9 Prozent gesenkt wurde. Dies erhöht mit einem Jahr Verzögerung die Rentenzahlungen. In diesem Jahr kommt zudem erstmals die dämpfende Wirkung des sogenannten Riester-Faktors nicht mehr zur Geltung, der die zusätzlichen Aufwendungen von Arbeitnehmern zur privaten Altersvorsorge berücksichtigt.

Derweil befürchtet der CDU-Politiker Jens Spahn einen verschärften Fachkräftemangel durch die geplante abschlagsfreie Rente mit 63 nach 45 Beitragsjahren. Die Pläne bedeuteten nicht nur zusätzliche Kosten für die Rentenversicherung, sondern hätten auch Folgen für die Unternehmen, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag im WDR-Radio. „Es werden Zigtausende gut ausgebildete Fachkräfte früher in Rente gehen und gleichzeitig kommen viel weniger junge Leute aus den Schulen gut ausgebildet nach.“ Gute, erfahrene Mitarbeiter fehlten dann in den Firmen.

Spahn ist Mitunterzeichner eines Papiers, in dem junge CDU-Politiker eine neue „Agenda 2020“ fordern. Sie plädieren unter anderem für eine weitere Haushaltskonsolidierung, ein flexibles Renteneintrittsalter sowie für weniger Ausgaben für Soziales. Stattdessen fordern sie mehr Investitionen in die Infrastruktur.

Mehrere Bundestagsabgeordnete der Union haben außerdem höhere Rentenbeiträge für kinderlose Arbeitnehmer gefordert. Es sei „gerecht, wenn Eltern, die die Beitragszahler von morgen großziehen, einen niedrigeren Rentenbeitrag leisten als Kinderlose“, sagte die CSU-Abgeordnete Silke Launert der „Bild“-Zeitung. „Nur durch ihre Erziehungs- und Unterhaltsleistung kann der Generationenvertrag funktionieren.“

Es gehe nicht darum, „Kinderlose abzustrafen, sondern darum, Gerechtigkeit in die Rentenkasse zu bringen, indem jeder seinen angemessenen Beitrag leistet“, so Launert.