Die mutmaßlichen Terroristen der Sauerland-Gruppe wollte durch Anschläge erreichen, dass die Bundeswehr aus Afghanistan abzieht. Im Prozess kommt heraus, dass sie auch Selbstzweifel plagten.
Düsseldorf. Die mutmaßlichen Terroristen der Sauerland-Gruppe wollten mit Anschlägen in Deutschland den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan erzwingen. Das geht aus Abhörprotokollen hervor, die im Düsseldorfer Oberlandesgericht verlesen wurden. „Der Hauptgrund, warum die so viel Panik (vor einem Anschlag) haben: Weil hier des Volk nicht mehr mitmacht“, sagte der Angeklagte Fritz Gelowicz den Mitschnitten zufolge. „Wenn wir den Anschlag machen, müssen die ihre Truppen abziehen. Dann können die nicht anders. 60 Prozent der Deutschen sind gegen den Einsatz. Über 60 Prozent.“
Die Gruppe hatte den Mitschnitten zufolge vor, ihre Anschläge mit Autobomben in deutschen Städten unmittelbar vor der Abstimmung des Bundestags über die Verlängerung des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr zu verüben. „Die Schweine geben so viel Geld aus für Afghanistan“, wird einer der Angeklagten zitiert. Der Vorsitzende Richter Ottmar Breidling wies die Angeklagten darauf hin, dass ihnen in diesem Zusammenhang auch eine Verurteilung wegen versuchter Nötigung von Verfassungsorganen drohe.
Der Bundestag hatte das Isaf-Mandat für die Bundeswehr am 12. Oktober 2007 um ein weiteres Jahr verlängert. Die Islamisten waren am 4. September 2007 im Sauerland festgenommen worden, nachdem sie begonnen hatten, Sprengstoff zu produzieren. Dabei wurde zumindest Adem Yilmaz anscheinend auch von Selbstzweifeln und Minderwertigkeitsgefühlen geplagt: „Ich bin ein Nichts“, hörten die Lauscher ihn sagen. Gleichzeitig lästerte er über das islamische Pakistan: „Pakistan, das ist doch voll die asoziale Gegend.“ In Pakistan waren die Angeklagten den Ermittlungen zufolge zu Terroristen ausgebildet worden.