Sie steckten sich Zettel zu, auf denen sie ein Geständnis diskutieren. Der Mega-Prozess um die mutmaßlichen Terroristen wird vielleicht kürzer.
Düsseldorf. Die im Sauerland-Prozess angeklagten mutmaßlichen Terroristen diskutieren in Geheimbotschaften über ein mögliches Geständnis. Das geht aus dem Inhalt eines Zettels hervor, der am Mittwoch zu Beginn des 8. Verhandlungstages im Düsseldorfer Oberlandesgericht bei dem Angeklagten Adem Yilmaz beschlagnahmt wurde. Wachleute hatten bemerkt, wie der Angeklagte Daniel Schneider den Zettel an Yilmaz übergab. „Wann ist es sinnvoll, dass alle schweigen oder aussagen?“, heißt es in der vom Vorsitzenden Richter Ottmar Breidling später verlesenen Botschaft, die mit arabischen Worten und Grußformeln durchsetzt ist. Bislang haben die vier Angeklagten die Aussage in dem Prozess verweigert.
„Deine Idee ist grundsätzlich sehr gut“, schreibt der Verfasser des Briefes an Yilmaz, ohne konkreter zu werden. Jedoch müsse auch geklärt werden, was „Abdul Malik“ aussagen wolle. Gemeint ist damit der ebenfalls angeklagte mutmaßliche Rädelsführer der Gruppe, Fritz Gelowicz. Keiner aus der Gruppe dürfe aber Schaden riskieren, heißt es weiter.
Nach den Worten des Vorsitzenden Richters wirft der Brief die Frage auf, ob sich die Angeklagten möglicherweise über ein Geständnis verständigen wollen. „Tun Sie das bald, wenn Sie etwas davon haben wollen“, empfahl Breidling den Angeklagten. Direkt nach der Beschlagnahmung der Geheimbotschaft ließ der Richter die Sitzung unterbrechen und die Zellen von Schneider und Yilmaz in den Justizvollzugsanstalten in Wuppertal und Köln durchsuchen.
Wachleute der Angeklagten erklärten im Zeugenstand, dass sie bereits am vorhergehenden Verhandlungstag vermutet hätten, dass die Angeklagten heimlich Kassiber austauschen. Sie hätten „sich so komisch die Hand gegeben“. Schneider und Yilmaz hätten auch mehrere Worte gewechselt, allerdings nicht auf Deutsch. Die auf vier Gefängnisse in Deutschland aufgeteilten Islamisten treffen nur an den Prozesstagen im Hochsicherheitstrakt in Düsseldorf aufeinander. Jeder Angeklagte sitzt im Gerichtssaal jeweils zwischen zwei Wachleuten. Sie werden getrennt in den Saal geführt, einzige Kontaktmöglichkeit ist die kurze Begrüßung, bevor sie Platz nehmen.
Den Islamisten wird die Vorbereitung von Bombenanschlägen in deutschen Großstädten und die Mitgliedschaft in der Islamischen Dschihad Union (IJU) vorgeworfen. Das Verfahren – einer der größten Prozesse seit RAF-Zeiten – ist auf zwei Jahre angelegt.