Das versuchte Attentat auf ein US-Flugzeug alarmiert auch die Bundesregierung. Auf Deutschlands Flughäfen wird jetzt noch stärker kontrolliert.
Berlin. Vier Tage nach dem vereitelten Anschlag auf ein US-Flugzeug sind die Sicherheitsvorkehrungen an deutschen Flughäfen nochmals verschärft worden. Wie das Bundesinnenministerium mitteilte, wurden die Passagier- und Handgepäckkontrollen „zielgerichtet“ erhöht. Fluggäste würden künftig häufiger abgetastet, kündigte eine Ministeriumssprecherin an. Auch das Handgepäck solle noch gründlicher durchsucht werden. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) bat die Fluggäste um Verständnis für die intensiveren Kontrollen und riet ihnen, möglichst wenig Handgepäck mitzunehmen. „Die Bundesregierung nimmt den Anschlagversuch in den USA sehr ernst“, sagte de Maizière (CDU).
Hintergrund der verschärften Sicherheitsvorkehrungen ist ein vereiteltes Attentat: Am Freitag hatte ein 23-jähriger Nigerianer versucht, ein Flugzeug aus Amsterdam kurz vor der Landung in Detroit (USA) zum Absturz zu bringen. Bisher unbestätigten Berichten zufolge soll er im Jemen von dem dortigen al-Qaida-Ableger ausgebildet worden sein und dort auch den Sprengstoff erhalten haben.
Im Internet war am Montag ein Schreiben aufgetaucht, in dem der regionale Zweig der Organisation „Al-Qaida auf der arabischen Halbinsel“ die Verantwortung für den versuchten Anschlag übernimmt. In dem Bekennerschreiben kündigte die Organisation von Osama bin Laden weitere Anschläge an. „Ihr werdet bekommen, was ihr fürchtet“, heißt es in der Internet-Botschaft. „Wir werden Euch mit Dingen treffen, von denen ihr nichts wisst, weil ihr tötet und deshalb getötet werdet. Unsere Rache ist nahe“, zitierte das auf Terrorismus spezialisierte IntelCenter in Alexandria bei Washington aus der am Montag veröffentlichten Mitteilung. Die amerikanische Anti-Terror- Ermittler halten das Schreiben nach US-Medienberichten für glaubwürdig. Auch Bundesinnenminister de Maizière versicherte, dass deutsche Sicherheitsbehörden das Schreiben als authentisch einstuften. Das Bekenntnis unterstreiche die Bedeutung „des transatlantischen Luftverkehrs als potenzielles Angriffsziel“. Es gebe aber keinen Anlass für unnötige Panik.
Um die Sicherheit für die Fluggäste zu verbessern, schlossen Unions- und einige FDP-Politiker auch den Einsatz von Nacktscannern an deutschen Flughäfen nicht mehr aus. Wenn die Eingriffe in die Intimsphäre der Fluggäste erheblich minimiert würden, seien die Geräte für den einzelnen Bürger sogar von Vorteil, sagte etwa der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Jörg van Essen, im Westdeutschen Rundfunk (WDR). „Wenn man technisch durchsucht wird, etwa auf Sprengstoff, ist das immer angenehmer, als wenn man von anderen Personen angefasst wird“, meinte er. Die stellvertretende Vorsitzende der FDP-Fraktion, Gisela Piltz, sagte in der „Rheinischen Post“ (Dienstag): „Wenn die Würde des Menschen gewahrt wird, müssen wir zur Sicherheit der Passagiere auch in solche Systeme investieren.“
Worum geht es bei der Diskussion um Nacktscanner?
Die Bundespolizei testet die Nacktscanner zurzeit noch. „Ein solches Gerät muss die Persönlichkeitsrechte des Fluggastes wahren“, sagte dazu die Sprecherin des Innenministeriums. Mittlerweile gebe es aber eine Software, die ein Oberflächenbild erzeuge, ohne intime Details zu zeigen. „Oberflächenbilder sind verpixelte Bilder“, so die Sprecherin. Jedoch reiche die Sprengstofferkennung der Geräte und die Geschwindigkeit ihrer Kontrollen noch nicht aus. Hier werde noch intensiv geforscht. Man sei aber zuversichtlich, im kommenden Jahr erste Ergebnisse präsentieren zu können.
Die Grünen dagegen lehnen Nacktscanner strikt ab. Bei ihrem Einsatz sei der Respekt vor der Intimsphäre schlicht nicht zu wahren, sagte der Geschäftsführer der Grünen-Fraktion, Volker Beck, dem „Handelsblatt Online“. „Ein Scanner, der weder anus praeter (künstlichen Darmausgang) nach Körperpiercings erkennt, wird auch keinen Sprengstoff am Körper erkennen können“, so Beck. Der versuchte Anschlag sei auch kein Grund für neue Sicherheitsgesetze. Hier habe es vielmehr ein Defizit bei den Sicherheitskontrollen am Boden gegeben. Das Sicherheitspersonal an den Flughäfen müsse daher besser geschult und bezahlt werden.