Passagier überwältigt Attentäter aus Nigeria. Sprengstoff in Amsterdam an Bord geschmuggelt. “Wie konnte das passieren?“
Hamburg. Weltweite Sorge vor neuen Terroranschlägen in der Luft: Nach dem vereitelten Attentat auf ein US-Flugzeug hat Präsident Barack Obama angeordnet, alle Sicherheitsvorkehrungen zu überprüfen. Auf den amerikanischen Flughäfen und auch in Europa wurden die Kontrollen verschärft. In Deutschland müssen Reisende vor allem bei Flügen nach Nordamerika, aber auch bei anderen Zielen mit Wartezeiten rechnen. Einige Fluggesellschaften, darunter British Airways und Air Canada, schränken auf USA-Flügen den Bewegungsspielraum ihrer Passagiere ein: Sie sollen eine Stunde vor der Landung ihre Sitze nicht mehr verlassen.
Am ersten Weihnachtstag war ein Anschlag auf den Flug 253 der US-Linie Delta/Northwest von Amsterdam nach Detroit in letzter Minute verhindert worden. Der Nigerianer Umar Faruk Abdulmutallab (23) hatte beim Landeanflug versucht, am Bein befestigten hochexplosiven Sprengstoff zu zünden. Zuvor hatte er sich 20 Minuten in der Toilette eingeschlossen. Seine Kleidung hatte schon Feuer gefangen, als er von einem holländischen Passagier überwältigt wurde.
Gegen Abdulmutallab, der Brandverletzungen erlitt, wurde Anklage erhoben. Er gab an, im Auftrag des Terrornetzwerks al-Qaida zu handeln. Der Nigerianer ist Sohn eines Ex-Ministers. Dieser hatte die US-Behörden gewarnt, dass sein Sohn sich islamistischen Radikalen zugewandt hatte. Dennoch besaß Abdulmutallab ein gültiges USA-Visum.
"Wir müssen die Frage beantworten, wie es passieren konnte, dass die Sprengmittel offenbar in Amsterdam an Bord gebracht werden konnten", sagte der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), gegenüber dem Abendblatt. Er warb für Verständnis für verschärfte Personen- und Handgepäckkontrollen. "Die Durchsuchungen an den Flughäfen sind nicht Folge einer Sicherheitshysterie, sondern leider notwendig", sagte Bosbach. Für "gesetzgeberischen Aktionismus" sieht er dennoch keinen Grund. "Es ist Aufgabe technischer Forschung, Durchsuchungsgeräte zu entwickeln, die Tatmittel leichter erkennbar machen, ohne dabei die Privat- und Intimsphäre der Passagiere zu verletzen. Die Nackt-Scanner erfüllen diese Voraussetzungen bislang nicht." Gestern Abend kam es auf derselben Flugverbindung zu einem neuen Zwischenfall.