Der Tabakatlas fördert es zutage: In “ärmeren“ Bundesländern wird häufiger zur Zigarette gegriffen. Auch die Hamburger rauchen mehr als der Durchschnitt.
Berlin. Auch beim Tabakkonsum gibt es in Deutschland ein Nord-Süd-Gefälle. „Im Norden wird mehr geraucht als im Rest des Landes“, sagte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD), bei der Vorstellung eines „Tabakatlas“ für Deutschland. Vor allem Mecklenburg-Vorpommern, Bremen und Berlin nehmen bei der Zahl der Raucher einen Spitzenplatz ein. Die meisten Raucherinnen gibt es in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Bremen, Hamburg und Berlin. Gründe sind nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums der geringere soziale Status der Einwohner in den nördlichen Ländern. In den wohlhabenderen Schichten im Süden werde weniger häufig zur Zigarette gegriffen.
Insgesamt raucht fast ein Drittel der Erwachsenen in Deutschland (30,1 Prozent). 37 Prozent der männlichen und 23 Prozent der weiblichen Raucher rauchen 20 oder mehr Zigaretten am Tag. Bei jungen Erwachsenen zwischen 15 und 20 Jahren ist der Anteil an Rauchern in den östlichen Bundesländern deutlich höher als im Westen. Auch bei den Todesfällen spiegeln sich die Unterschiede. So sterben in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen die wenigsten Männer an Lungenkrebs und Herzerkrankungen infolge des Rauchens. Insgesamt gehen laut Bätzing jährlich 110 000 Todesfälle auf den Nikotinkonsum zurück – täglich mehr als 300.
Rauchen sei „das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko unserer Zeit“, sagte Bätzing. Sie forderte die Bundesländer auf, in der Gastronomie einen möglichst einheitlichen Nichtraucherschutz zu etablieren. Zudem warf sie der Union vor, im Kabinett die Umsetzung eines Aktionsplans zur Tabakprävention blockiert zu haben. Sie sehe aber gute Chancen, diesen direkt zu Beginn der nächsten Wahlperiode umzusetzen. Der Vorsitzende des Deutschen Krebsforschungszentrums, Otmar Wiestler, sagte, nach wie vor werde in Deutschland viel zu wenig gegen das Rauchen getan. Das sei erstaunlich in einem Land, in dem der Gesundheitsschutz sonst so eine große Rolle spiele. Dort sei eine „ungeheuer starke Lobby“ am Werk.
Der Hamburger Ärztekammerpräsident Frank Ulrich Montgomery sagte: „Nur ein absolutes Rauchverbot kann den Schutz von Nichtrauchern in Gaststätten gewährleisten. Daher fordern wir auch für Hamburg Geradlinigkeit und Konsequenz im Gesundheitsschutz.“ Die Bürgerschaft solle endlich einen Vorschlag vorlegen, der den Gesundheitsschutz an erste Stelle bring und nicht vor dem Druck der Interessengruppen wie Tabakindustrie und Gaststättenverbänden einknicke.