Hamburg. Hamburger Abendblatt:

Wie beurteilen Sie den Rücktritt von Wolfgang Clement?

Ortwin Runde:

Diese Entscheidung ist für mich nicht nachvollziehbar. Wer als Ministerpräsident und als Minister auf Solidarität und Unterstützung seiner Partei gebaut hat, von dem darf man anderes erwarten.



Abendblatt:

Clement nennt als Begründung die Rüge der SPD, das ungeklärte Verhältnis zu Linkspartei und die SPD-Wirtschaftspolitik. Ist das für Sie nachvollziehbar?

Runde:

Da gehen mit ihm die Gäule durch. Eine zukunftsfähige Energiepolitik mit einem höheren Gewicht für erneuerbare Energien und ein effizienterer Einsatz der Energie sind geradezu Voraussetzung für eine modern verstandene Renaissance der Industrie. Die Situation der Automobilindustrie müsste ihm als Bochumer da doch ein Menetekel sein.



Abendblatt:

Was bedeutet der Rücktritt für die Partei?

Runde:

Es gibt da ja ein noch etwas prominenteres Vorbild: Superminister Karl Schiller - nach seinem Austritt fand er im reiferen und weiseren Alter zur SPD zurück.



Abendblatt:

Drohen weitere Austritte wichtiger SPD-Politiker?

Runde:

Nein. Ein so widersprüchliches Verhalten wie das von Wolfgang Clement in der letzten Zeit - Kampf gegen das drohende Parteiausschlussverfahren, dann Austritt wegen des abgemilderten Urteilsspruchs einer Rüge durch das oberste Schiedsgericht der SPD - wird ein Unikat bleiben.