Zum Auftakt seiner ersten Afrika-Reise hat Papst Benedikt XVI. zum Kampf gegen die alten und neuen Missstände auf dem Kontinent aufgerufen.
Jaunde/Rom. Zum Auftakt seiner ersten Afrika-Reise hat Papst Benedikt XVI. zum Kampf gegen die alten und neuen Missstände auf dem Kontinent aufgerufen. "Angesichts von Schmerz und Gewalt, von Armut und Hunger, von Korruption und Machtmissbrauch kann ein Christ nie schweigen", sagte das Kirchenoberhaupt gestern bei seiner Ankunft auf dem Flughafen von Kameruns Hauptstadt Jaunde. Bei Temperaturen um die 30 Grad wurde das Kirchenoberhaupt von Staatspräsident Paul Biya, den Bischöfen des Landes und jubelnden Menschen begrüßt.
Afrika sei von der weltweiten Finanzkrise sowie vom Klimawandel besonders betroffen, sagte der Papst in seiner Begrüßungsansprache. Unzählige Männer und Frauen sehnten sich "nach einem Wort der Hoffnung und der Ermutigung". Sie suchten nicht neue Formen der wirtschaftlichen und politischen Unterdrückung, sondern Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden.
Genau diese Botschaft biete die Kirche, hob der Papst hervor. Dabei gehe es nicht um das Aufdrängen von kulturellen Modellen, die das Recht des Lebens, vor allem des Ungeborenen ignorierten. Es gehe nicht um interreligiöse Rivalitäten , sondern um Gradlinigkeit, Frieden und eine "Zivilisation der Liebe".
Der Papst beklagte die vielen lokalen Konflikte, die Menschen zu Obdachlosen, Armen, Waisen und Witwen machten. Nach dem historischen Sklavenhandel früherer Jahrhunderte gebe es auf dem Kontinent heute neue Formen der Sklaverei, einen neuen Menschenhandel.
Während seiner sechstägigen Reise besucht der Papst Kamerun und das von 27 Jahren Bürgerkrieg gezeichnete Angola. Dort will er seine Botschaft von Frieden und Versöhnung besonders eindringlich verkünden, als eine an alle Welt gerichtete Stellungnahme zur Zukunft des Kontinents Afrika. Auf dem Plan stehen sowohl ein Treffen mit der Jugend im Stadion von Luanda, der Hauptstadt Angolas, als auch mit Frauengruppen sowie Kranken und Behinderten. Angesichts sinkender Gläubigen-Zahlen in den Industrieländern ist Afrika besonders wichtig für die weitere Ausbreitung der katholischen Kirche geworden.
Für Diskussionen dürfte die Haltung des Vatikans zum Gebrauch von Kondomen bei der Bekämpfung von Aids sorgen. An der Immunschwächekrankheit sind in Afrika seit den 80er-Jahren mehr als 25 Millionen Menschen gestorben. "Das Problem kann nicht mit der Verteilung von Kondomen gelöst werden, dies verstärkt nur das Problem", sagte der Papst. Die katholische Kirche propagiert bei der Aids-Bekämpfung die Treue in der heterosexuellen Ehe. Ansonsten setzt sie auf Keuschheit und Enthaltsamkeit.