Jerusalem bereit zum Bodenkrieg. Antwort auf den Raketenterror der Hamas. Panzer rollen an die Grenze. Tausende Reservisten zu den Waffen gerufen.

Gaza/Jerusalem. Nach den blutigsten Luftangriffen auf den Gazastreifen seit 40 Jahren mit mindestens 285 Toten hat Israel gestern eine Bodenoffensive vorbereitet. Erstmals seit dem Libanonkrieg vor mehr als zweieinhalb Jahren billigte das israelische Kabinett die Einberufung von 6500 Reservisten. Israels amtierender Ministerpräsident Ehud Olmert bereitete die Bevölkerung auf eine lange Militäroperation vor, während der Uno-Sicherheitsrat und die Europäische Union zum Ende der Gewalt aufriefen.

Zur Vorbereitung eines möglichen Bodeneinsatzes im Gazastreifen rollten zahlreiche gepanzerte Fahrzeuge an die Grenze. Israel will mit seiner Offensive (Codename: "Gegossenes Blei") die ständigen Raketenangriffe militanter Palästinenser auf das israelische Grenzgebiet unterbinden. Die israelische Luftwaffe bombardierte zahlreiche Ziele der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen. Unter den Getöteten waren nach palästinensischen Angaben 180 Militante. Zudem habe es mehr als 900 Verletzte gegeben. Auch das Hauptquartier der Hamas-Regierung soll schwer beschädigt worden sein. Israelische Kampfflugzeuge bombardierten zudem rund 40 Schmugglertunnel im ägyptisch-palästinensischen Grenzgebiet. Daraufhin kam es zu Fluchtversuchen Hunderter Palästinenser. Ägyptische Polizisten versuchten, die Menge mit Warnschüssen aufzuhalten. Dutzenden Menschen gelang es aber, die Sperranlage zu überwinden. Ein ägyptischer Polizist wurde durch Schüsse getötet, ein weiterer verletzt. Nach Polizeiangaben schlugen am Sonntag mehr als 40 Raketen auf israelischem Boden ein. Militante Palästinenser feuerten aus dem Gazastreifen auch zwei Grad-Raketen ab, die eine größere Reichweite besitzen und am Stadtrand der 30 Kilometer nördlich gelegenen Hafenstadt Aschdod einschlugen - so weit auf israelischem Gebiet wie nie zuvor. Ein Hamas-Sprecher drohte, Israel werde für das "Blutbad" einen hohen Preis zahlen. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas machte die Hamas für die israelischen Angriffe mitverantwortlich: "Wir haben ihnen eindringlich nahegelegt, die Waffenruhe mit Israel nicht zu beenden."


Israelische Panzer rollen Richtung Gaza


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Im Westjordanland kam es gestern Abend zu Unruhen: Zwei Palästinenser wurden von israelischen Soldaten erschossen. In vielen arabischen Ländern wurde auf Massenkundgebungen Vergeltung gegen Israel gefordert. Staatsoberhäupter in der Region kritisierten die "Besatzungsmacht" und forderten Jerusalem auf, die "kollektive Bestrafung" der Gaza-Bewohner einzustellen. Der Uno-Sicherheitsrat forderte nach einer Dringlichkeitssitzung in New York einen sofortigen Stopp aller Militäraktionen.