Berlin/Magdeburg. Rechte versuchen, den Anschlag in Magdeburg auszunutzen. Das städtische Krankenhaus hat dazu eine klare Haltung. Die News im Blog.
- In Magdeburg ist ein Auto in eine Menschenmenge auf einem Weihnachtsmarkt gerast
- Mindestens fünf Menschen sterben bei dem Anschlag, darunter ein Kind
- Gab es Versäumnisse der Behörden? Die Politik streitet um Konsequenzen aus der Todesfahrt
Nach dem Weihnachtsmarkt-Anschlag von Magdeburg mit fünf Toten und vielen Schwerverletzten beginnt die politische Aufarbeitung der Gewalttat. Bundesinnenministerin Faeser sprach sich dafür aus, noch ausstehende Gesetzentwürfe zur inneren Sicherheit umgehend zu beschließen. Der Täter Taleb A. sitzt indes in Untersuchungshaft. Der Arzt aus Bernburg südlich von Magdeburg stammt aus Saudi-Arabien, lebt seit 2006 in Deutschland und erhielt 2016 Asyl als politisch Verfolgter. Er war in den vergangenen Jahren an verschiedenen Stellen aufgefallen. In jüngerer Zeit soll er sich immer weiter radikalisiert zu haben – als Islamhasser, der die deutschen Behörden verachtete und mit der AfD sympathisierte.
Im Newsblog halten wir Sie mit allen wichtigen Informationen auf dem Laufenden.
- Aktuell informiert: Anschlag in Magdeburg – Die Entwicklungen im Newsblog
- Reporter vor Ort: Der Arzt, der zum Täter wurde: Auf den Spuren des Taleb A.
- Therapeutin: Wie Eltern mit Kindern über den Anschlag sprechen können
- Behörden: Hätte der Anschlag von Magdeburg verhindert werden können?
- Übersicht: Mutmaßlicher Täter von Magdeburg – Wer ist Taleb A.?
- Kanzler in Magdeburg: Als Scholz Blumen niederlegt, kochen die Emotionen hoch
- Spendenaktionen: André (9) auf Weihnachtsmarkt getötet: Tausende spenden Geld
Anschlag in Magdeburg – News vom 24. Dezember: Klinikum Magdeburg berührt mit Facebook-Post
9.30 Uhr: Die Trauer und das Entsetzen über die Tat von Magdeburg ist noch ganz frisch, da haben rechtspopulistische Kräfte in Deutschland schon begonnen, den Anschlag für ihre politischen Ziele auszunutzen.
Dass es auch anders geht, zeigt das städtische Klinikum der Stadt. Bei Facebook veröffentlichte das Krankenhaus am Montag einen Post, in dem es klare Kante gegen Rechtsaußen zeigt. „Mitarbeiter aus über 20 Nationen“ hätten den „Massenanfall von Verletzen“ bewältigt. „Es spielte keine Rolle, aus welchem Land jemand kam. Oder welcher Religion er angehörte. Menschen halfen Menschen, weil sie Mensch waren“, heißt es da unter anderem, und: „Das Klinikum Magdeburg ist ein Ort, an dem Hass und Hetze keinen Platz haben.“ Herkunft zähle nicht, was zähle sei „das Menschsein“.
Für die Menschen, die den Anschlag von Magdeburg zum Anlass nehmen, ihrer „Ausländer raus“-Ideologie zu frönen, schreibt das Klinikum: „Mag sein, dass das einige anders sehen. Doch nur, weil sie laut brüllen, sind sie nicht viele.“ Sie wollten Angst verbreiten, das dürfe man nicht zulassen, denn: „Unser Krankenhaus wäre ohne die Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ländern von heute auf morgen dicht.“ Das Klinikum hätte ohne diese Menschen nicht helfen können, als es darauf ankam. „Wir hätten Erwachsene und Kinder nicht retten können.“
Der Post kommt bei den Userinnen und Usern gut an. „Eine wunderbare Einstellung, nur so macht unser Zusammenleben Sinn“, bedankt sich ein Nutzer.
Union will „starkes Sicherheitspaket“
5.40 Uhr: Nach dem Anschlag von Magdeburg mit fünf Toten und mehr als 200 Verletzten hat Unionsfraktionsvize Andrea Lindholz (CSU) eine Einigung auf verbleibende Teile des Sicherheitspakets in Aussicht gestellt und eine Anrufung des Vermittlungsausschusses gefordert. „Wir müssen und wir können unsere Bevölkerung besser schützen“, sagte Lindholz der „Rheinischen Post“ von Dienstag. „Dafür braucht es jetzt ein starkes Sicherheitspaket, das unseren Behörden wirksame Befugnisse an die Hand gibt.“
Dazu zähle in erster Linie die Mindestspeicherfrist für IP-Adressen, die die Union seit vielen Jahren fordere, fuhr Lindholz fort. „Aber auch Befugnisse zur automatisierten Gesichtserkennung und zum Internetabgleich von Polizeidaten, die das verfassungsrechtlich Mögliche ausschöpfen, müssen wir regeln.“
Zuvor hatte sich Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) nach dem Magdeburger Anschlag dafür ausgesprochen, noch ausstehende Gesetzentwürfe zur inneren Sicherheit umgehend zu beschließen.
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Grüner Notz: „Handlungsedefizit“ bei Behörden
4.15 Uhr: Nach dem Weihnachtsmarkt-Anschlag von Magdeburg sieht der Grüne Vizefraktionschef Konstantin von Notz ähnliche Defizite wie beim Anschlag auf den Berliner Breitscheidplatz. „Der entsetzliche Anschlag von Magdeburg erinnert auf frappierende Weise an den Anschlag vom Breitscheidplatz vor acht Jahren“, sagte von Notz der „Rheinischen Post“. 2016 war in Berlin ein islamistischer Terrorist mit einem entführten Lastwagen auf einen Weihnachtsmarkt gerast – 13 Menschen kamen ums Leben.
„Erneut scheint es im Hinblick auf den Täter und die von ihm ausgehende Bedrohung ein Gesamterkenntnisdefizit und ein Problem beim Zusammenführen der verschiedenen Informationen gegeben zu haben“, sagte der Vorsitzende des Parlamentarischen Kontrollgremiums. Er erwarte, dass die Bundesregierung und die Landesregierung in den kommenden Tagen detailliert darlegen, was sie zu welchem Zeitpunkt über Taleb A. wussten und wie mit den Hinweisen umgegangen wurde.
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Verfassungsschutzchef verortet Taleb A. im rechtsextremen Spektrum
3 Uhr: Der Todesfahrer von Magdeburg ist nach Einschätzung des Thüringer Verfassungsschutzpräsidenten Stephan Kramer in den vergangenen Jahren zunehmend ins rechtsextreme Spektrum abgedriftet. „Selbst wenn sich eine psychische Störung herausstellen sollte, lässt sich an den Beiträgen des mutmaßlichen Täters im Internet eine gewachsene Radikalisierung mit Extremismusbezügen nach rechts in den letzten Jahren feststellen“, sagte Kramer dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Insofern sei es zwar widerwärtig, aber nicht überraschend, dass sich während der Trauerfeier im Magdeburger Dom Hunderte von Rechtsextremisten in der Stadt versammelt und Hass und Hetze verbreitet hätten. „Denn sie sind wohl mitverantwortlich, wenn man sich die Radikalisierung auch des Täters anschaut“, so Kramer. „Die Motive des Täters müssen erst weiter aufgeklärt werden, deshalb sind Schlussfolgerungen mit aller Vorsicht zu ziehen.“ Bei allem, was jetzt öffentlich bekannt und belastbar sei, könne man aber sicher sagen, dass es kein islamistisch motivierter Anschlag gewesen sei.
Steinmeier ruft nach Anschlag zum Zusammenhalt auf
1 Uhr: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Gesellschaft in Deutschland nach dem Anschlag von Magdeburg zum Zusammenhalt aufgerufen. „Hass und Gewalt dürfen nicht das letzte Wort haben. Lassen wir uns nicht auseinandertreiben. Stehen wir zusammen“, sagte Steinmeier in seiner vorab veröffentlichten Weihnachtsansprache.
Vielen Menschen werde das Herz schwer sein an diesem Weihnachtsfest. Viele seien aufgewühlt und verunsichert, hätten vielleicht auch Angst. „All diese Gefühle sind verständlich. Aber sie dürfen uns nicht beherrschen, und sie dürfen uns nicht lähmen“, sagte der Bundespräsident.
Steinmeier änderte wegen der Todesfahrt von Taleb A. seine bereits aufgezeichnete Weihnachtsansprache und nahm sie neu auf. Sie wird am 1. Weihnachtstag ausgestrahlt.
Anschlag in Magdeburg – News vom 23. Dezember: Weil nach Anschlag: Freude am Leben nicht nehmen lassen
21.59 Uhr: Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hat auf dem Uelzener Weihnachtszauber nachdenkliche Worte an die Besucherinnen und Besucher gerichtet. Eines der Opfer des Anschlags von Magdeburg sei ein neunjähriges Kind aus Niedersachsen gewesen, das rücke die Katastrophe ziemlich dicht an einen heran, sagte der SPD-Politiker. Und dennoch wolle er sich die Stimmung vor Weihnachten nicht ganz verderben lassen. „Wir lassen uns die Freude am Leben nicht von den Terroristen nehmen“, sagte Weil zum Abschluss des Markts.
Täter von Magdeburg hinterließ offenbar Testament
19.40 Uhr: Taleb A. hinterließ offenbar ein Testament im Tatauto. Das berichtet der „Spiegel“ unter Berufung auf Ermittlerkreise. Demnach rechnete er wohl damit bei oder nach der Tat selbst zu sterben. Sein Vermögen sollte laut Schreiben dem Deutschen Roten Kreuz vermacht werden, schreibt der Spiegel. Politische Botschaften enthalte das Testament nicht. Das Tatauto soll A. schon am 11. Dezember angemietet haben.
Am 12. Dezember habe der Mann aus einem Hotel in Magdeburg einem „islamfeindlichen US-Blog“ ein Interview gegeben. Darin habe er unter anderem für Elon Musk geschwärmt, den Milliardär und Vertrauten des gewählten US-Präsidenten Donald Trump.
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BKA erstellt Fallgeschichte zu Magdeburg-Täter
18.47 Uhr: Bundeskriminalamt und Bundesinnenministerium wollen bis zur Sondersitzung des Innenausschusses am kommenden Montag eine Fallchronologie zum Täter des Anschlags auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt vorlegen. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur in Berlin nach einer Unterrichtung von Innenpolitikern des Bundestags durch Vertreter von Sicherheitsbehörden aus Teilnehmerkreisen.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und der Chef des Bundeskriminalamts, Holger Münch, haben den Parlamentariern demnach eine Übersicht zu dem Fall zugesagt. Es soll darum gehen, welche Behörden zu welchem Zeitpunkt welche Hinweise zum Täter Taleb A. hatten und wie diesen nachgegangen wurde. Behörden in mindestens sechs Bundesländern sollen mit ihm zu tun gehabt haben. Die Informationen sollen nun zu einem Gesamtbild zusammengetragen werden.
Rechte wollen Tat vereinnahmen – Hunderte demonstrieren dagegen
18.34 Uhr: Mit einer Menschenkette haben in Magdeburg mehrere Tausend Menschen an die Opfer des Anschlags erinnert und sich gegen die politische Vereinnahmung durch Rechte positioniert. Rund um den Alten Markt, wo am Freitag ein 50-Jähriger mit seinem Auto über den Weihnachtsmarkt raste, reihten sie sich auf. Zu der Aktion hatte die Initiative „Gib Hass keine Chance“ aufgerufen, das Bistum Magdeburg beteiligte sich. Nach Angaben des Veranstalters kamen 6000 Menschen, die Polizei sprach von rund 3000 Teilnehmern.
Die Menschen aller Altersgruppen standen teils in dichten Trauben beieinander. Sie trugen Kerzen in den Händen, applaudierten Rettungskräften und riefen ihnen „Danke“ zu. „Das sind Lichter für eine weltoffene Stadt“, sagte Oliver Wiebe von der Initiative „Gib Hass keine Chance“. Man sei zum Trauern und Gedenken zusammengekommen. Parallel veranstaltete die AfD eine Kundgebung auf dem Domplatz und einen anschließenden Trauermarsch.
Zahlreiche Menschen bei AfD-Demo nach Anschlag in Magdeburg
17.44 Uhr: Drei Tage nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt haben auf dem Domplatz Anhänger der AfD demonstriert. Unter dem Motto „Trauer vereint - Für eine sichere Zukunft“ versammelten sich am späten Montagnachmittag zahlreiche Menschen zu der Kundgebung. „Wir fordern echte Aufklärung“, sagte die eigens aus Berlin angereiste AfD-Chefin Alice Weidel. Es gehe um „die Lehren aus dieser Wahnsinnstat und aus ähnlichen Taten der Vergangenheit“.
Mehr Trauer und echte Anteilnahme, weniger Wahlkampf
16.48 Uhr: Die Parteien der Mitte und hüten sich bislang, das den Anschlag für ihre Zwecke auszuschlachten. Das ist ein Lichtblick in dunkler Zeit, meint unser Politik-Korrespondent Thorsten Knuf. Lesen Sie hier seinen Kommentar zu den aktuellen Entwicklungen:
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Polizei kontaktierte Täter einige Wochen vor Anschlag
16.36 Uhr: Die Polizei hat den Täter von Magdeburg einige Wochen vor dessen Todesfahrt kontaktiert. Im September 2023 und Oktober 2024 seien sogenannte Gefährderansprachen durchgeführt worden, sagte Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang im Ältestenrat in Magdeburg. Das Gespräch im vergangenen Jahr sei im Polizeirevier Salzlandkreis durchgeführt worden. Das Gespräch in diesem Jahr sei auf der Arbeitsstätte erfolgt, sagte die CDU-Politikerin.
Die Hintergründe zu den Gefährderansprachen blieben auch auf Nachfrage der Abgeordneten offen. Zieschang sagte, der jeweiligen Zusammenhang solle im vertraulichen Teil der Sitzung dargestellt werden.
Magdeburg-Anschlag: Generalstaatsanwaltschaft Naumburg übernimmt Ermittlungen
16.30 Uhr: Die Generalstaatsanwaltschaft Naumburg hat mit sofortiger Wirkung das Ermittlungsverfahren zum Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt übernommen. Wie die Ermittlungsbehörde am Montag mitteilte, hält die Generalstaatsanwältin des Landes Sachsen-Anhalt, Heike Geyer, die Übernahme aufgrund des Umfangs der Sache, insbesondere des hohen Ausmaßes der Rechtsgüterverletzung und der Bedeutung über die Landesgrenzen von Sachsen-Anhalt hinaus, für erforderlich und geboten. Ursprünglich führte die Staatsanwaltschaft Magdeburg das Verfahren.
Dem mutmaßlichen Täter Taleb A. wird Mord in fünf Fällen und versuchter Mord in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung in 200 Fällen durch eine Amokfahrt auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg vorgeworfen. Auch die Bundesanwaltschaft hatte eine Übernahme der Ermittlungen geprüft, dies erfolgte aber bislang nicht.
Hohe Spendensummen nach Anschlag in Magdeburg
15 Uhr: Die Anteilnahme und Spendenbereitschaft der Bürger nach dem Anschlag von Magdeburg ist groß. Bereits mehr als 222.000 Euro seien bis Montagmittag für Opfer und Angehörige gespendet worden, teilte die Stadt Magdeburg mit.
Um den Opfern und Angehörigen des Anschlags vom 20. Dezember auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt möglichst schnell Unterstützung zu sichern, haben die Stadtverwaltung und die Sparkasse Magdeburg ein Spendenkonto eingerichtet. Weitere Spenden seien erwünscht, so die Stadt.
Es gibt verschiedene Spendenaktionen. Unter anderem gibt es eine Aktion für die Familie des getöteten neunjährigen Jungen, auf der Plattform „gofundme“ wurde eine Summe von über 89.000 Euro angezeigt.
Jetzt bis zu 235 Verletzte
12.56 Uhr: Die Zahl der Verletzten hat sich nach Informationen der Staatsanwaltschaft zufolge erhöht. Sie liege nun bei bis zu 235, sagte ein Sprecher in Magdeburg. Es hätten sich noch Menschen in der Uniklinik und bei Ärzten gemeldet. Nicht auszuschließen sei aber, dass es Doppelzählungen gegeben habe. Bislang war von 200 Verletzten ausgegangenen worden. Die Zahl der Todesopfer liege weiter bei fünf, hieß es.
Wachsende Hinweise auf psychische Erkrankung bei Täter
12.40 Uhr: Die Hinweise auf eine gravierende psychische Erkrankung des Täters von Magdeburg verdichten sich, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr. Damit wird es unwahrscheinlicher, dass der Generalbundesanwalt in Karlsruhe die Ermittlungen zu der Todesfahrt über den Weihnachtsmarkt übernimmt. Der Generalbundesanwalt ist zuständig für Verfahren im Bereich des Staatsschutzes, also der politisch motivierten Kriminalität.
Justizminister Wissing fordert „ernsthafte Debatte“ über Konsequenzen für Sicherheitsarchitektur
12.32 Uhr: Nach dem Anschlag von Magdeburg hat der geschäftsführende Bundesjustizminister Volker Wissing (parteilos) die deutsche Sicherheitsarchitektur hinterfragt. „Der Täter von Magdeburg war mehrfach dadurch aufgefallen, dass er Straftaten androhte. Auch gab es Warnungen vor ihm. Nach dem, was bisher bekannt ist, waren seine politischen Äußerungen jedoch so wirr, dass kein sicherheitsbehördliches Schema auf ihn passte“, sagte Wissing unserer Redaktion. „Ich halte es für möglich, dass wir daraus Konsequenzen für unsere Sicherheitsarchitektur ziehen müssen. Und ich halte es für geboten, dass wir darüber eine ernsthafte Debatte führen.“
Zugleich warnte Wissing vor übereilten Schlüssen. „Noch sind nicht alle Fakten geklärt. Noch gibt es offene Fragen. Markige politische Forderungen sind derzeit fehl am Platz“, sagte der Politiker, der nach dem Bruch der Ampelkoalition aus der FDP ausgetreten war und neben dem Verkehrs- auch das Justizministerium übernommen hatte. „Jetzt ist die Zeit für Anteilnahme, für Trauer - und für akribische Aufklärung aller Details. Die Sicherheitsbehörden ermitteln mit Hochdruck. Sie haben die volle Unterstützung der Politik.“
André (9) bei Anschlag getötet – Spenden für Familie erreichen Rekordhöhe
11.56 Uhr: Das Schicksal des jüngsten Todesopfers André erschüttert Deutschland. Die Mutter erfährt nach ihrer Veröffentlichung große Solidarität. Um der Familie in dieser schweren Zeit beizustehen, startete eine enge Freundin eine Spendenaktion. Tausende nehmen auf diesem Weg Anteil, darunter auch ein Promi.
Lesen Sie in diesem Artikel mehr dazu.
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt – Das steht im BKA-Papier über Taleb A.
7.41 Uhr: Nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt hat das Bundeskriminalamt ein internes Papier an Behörden wie Landeskriminalämter, Innenministerien und Geheimdienste zum „Dienstgebrauch“ verschickt. Unter dem Titel „Gefährdungseinschätzung zur Weihnachtszeit sowie zum Jahreswechsel 2024/2025“ wirft das Dokument Fragen zu den Hintergründen des Täters Taleb A auf und liegt der „Bild“-Zeitung vor. Besonders brisant: Ermittler wissen nicht, wo sich der Saudi-Araber in der Woche vor dem Anschlag aufhielt oder was er tat. Laut der Zeitung verbrachte er den Abend vor der Tat in einem Lieblingsimbiss, wo er Flammkuchen aß und Bier trank.
Das BKA-Dokument listet mehrere Verfahren gegen Taleb A. auf, darunter eine Störung des öffentlichen Friedens (2013), Bedrohung von Richtern (2015) und Verdacht der Schleusung (2022). Seit 2021 trat er zudem als Anzeigenerstatter und Zeuge in Fällen auf, die häufig Beamte oder Justizmitarbeiter betrafen. Wiederholt beschuldigte er Menschen, Spione der saudi-arabischen Regierung zu sein, was wiederum zu Anzeigen gegen ihn wegen Verleumdung führte.
Trotz zahlreicher Vorfälle, Strafverfahren und Droh-Posts in sozialen Medien wurde Taleb A. weder inhaftiert noch abgeschoben. Wie es dazu kommen konnte, bleibt weiterhin ungeklärt.
Zweifel an Taleb A.s ärztlicher Qualifikation – „Er heißt bei uns Dr. Google“
7.11 Uhr: Nach der verheerenden Todesfahrt werden immer mehr Zweifel an Taleb A.s Qualifikation laut. Ehemalige Kollegen des saudi-arabischen Arztes berichten, dass er bei Diagnosen oft das Internet zurate zog: „Er heißt bei uns Dr. Google“, zitiert die „Mitteldeutsche Zeitung“ einen anonymen Mitarbeiter. Seine mangelhaften Deutschkenntnisse führten regelmäßig zu Missverständnissen bei Diagnosen, und Patienten hätten sich geweigert, von ihm behandelt zu werden.
Eine ehemalige Kollegin beschreibt A. als unprofessionell und respektlos: „Er hat uns Türen vor der Nase zugeknallt und wurde aggressiv, wenn wir nachfragten.“ Ständige Beschwerden über seine Arbeit wurden offenbar von der Klinikleitung ignoriert. Besonders absurd seien seine Ratschläge an Suchtkranke gewesen: „Alkohol gut, Honig schlecht.“ Zudem habe A. in einer anderen Klinik Patienten gefährdet, indem er falsche Medikamente verschrieb. Die Konsequenz: ein Behandlungsverbot.
Trotz der zahlreichen Hinweise und Beschwerden blieb A. bis kurz vor der Tat in der Klinik angestellt. Als er Ende Oktober plötzlich verschwand, dachten viele Kollegen, er habe sich abgesetzt. Doch er kehrte zurück, bevor er sich schließlich krankschreiben ließ und Urlaub nahm. Am 20. Dezember endete seine Anstellung endgültig in der Tragödie, die den Weihnachtsmarkt in Magdeburg erschüttert.
Lesen Sie hier mehr über den Attentäter: Der Arzt, der zum Täter wurde: Auf den Spuren des Taleb A.
„Steche jeden ab“: Festnahme nach Drohung gegen Weihnachtsmarkt Bremerhaven
2.30 Uhr: Die Polizei hat in Bremerhaven einen Mann festgenommen, der in einem Tiktok-Video schwere Straftaten auf dem Weihnachtsmarkt der Stadt androht. Nach Bekanntwerden des Videos sei der Verfasser am Sonntagabend „sehr schnell“ ermittelt und im Stadtgebiet vorläufig festgenommen worden, teilte die Polizei mit. Es bestehe keine Gefahr für die Bevölkerung. Weitere Details zum Festgenommen oder darüber, wie ernst die Drohungen waren, gab die Polizei zunächst nicht bekannt.
In dem Video spricht ein älterer Mann direkt in die Kamera und sagt, er komme aus Bremerhaven. „Ich gehe am 25. [Dezember] hier in Bremerhaven auf den Weihnachtsmarkt und steche jeden ab, der arabisch oder südländisch aussieht. Ich nehme genug Messer mit.“ Dies sei kein Scherz. Nachdem mehrere Nutzer auf das Video hingewiesen hatten, hat die Bremer Polizei auf der Plattform X mitgeteilt, das Video sei ihr und der Polizei Bremerhaven bereits bekannt. „Weitere Maßnahmen sind bereits eingeleitet worden.“
Landkreistag: „Absoluter Schutz“ auf Weihnachtsmärkten nicht möglich
0.12 Uhr: In der Debatte über den Schutz von Weihnachtsmärkten hat der Landkreistag betont, dass es auch mit erhöhter Polizeipräsenz und anderen Maßnahmen keine Sicherheitsgarantie gibt. „Es gibt überall eine höhere Präsenz von Polizei- und Ordnungskräften und auch in Magdeburg sind die Zugänge polizeilich kontrolliert und Taschen durchsucht worden“, sagte der Präsident, Landrat Achim Brötel (CDU), dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Montag). „Wegen der Gefahren durch Messerattacken sind die gesetzlichen Voraussetzungen bis hin zu generellen Verboten bereits deutlich verschärft worden“, erklärte Brötel. Einen „absoluten Schutz“ werde es allerdings nicht geben können.
Zudem seien Weihnachtsmärkte und ähnliche Veranstaltungen Orte der Begegnung und des Miteinanders. „Daher muss man bei aller abstrakten Gefahr auch mit Augenmaß vorgehen, damit sie es bleiben können. Wir brauchen Weihnachten gerade nach solchen furchtbaren Ereignissen umso mehr, denn es geht um Versöhnung“, sagte Brötel weiter.
Anschlag in Magdeburg – News vom 22. Dezember: Laschet fordert Stärkung der Nachrichtendienste
22.16 Uhr: Nach dem Attentat auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg hat CDU-Politiker Armin Laschet eine Stärkung der Nachrichtendienste gefordert. Zwar seien viele Gewalttaten in der Vergangenheit durch die Sicherheitsbehörden verhindert worden. „Das zeigt, dass es grundsätzlich funktioniert“, sagte Laschet im Gespräch mit Table.Briefings. Gleichwohl müsse man „offenkundig weiter besser werden und Prioritäten richtig setzen“. Beispielsweise seien fast allen großen Terroranschlägen Hinweise ausländischer Geheimdienste vorausgegangen. „Wir müssen unsere Dienste stärken, damit wir selbst stärker im Anti-Terrorkampf werden“, sagte Laschet.
Mit Blick auf die mögliche Radikalisierung des Magdeburger Täters im Netz, kritisierte Laschet, „dass auf manchen Plattformen keinerlei Regulierung mehr stattfindet“. Dies öffne Desinformation Tür und Tor. Er warnte davor, vorschnelle Schlüsse über die Motivlage des Täters zu ziehen. Dessen Profil zeige, „dass wir uns immer, einfach immer, vor Schwarz-Weiß-Beurteilungen hüten sollten“. Der Anschlag und die Motive des Täters seien „zu komplex, um sie für billige Polarisierung im Wahlkampf zu nutzen“, sagte Laschet. Jetzt müssten Bund und Länder über Parteigrenzen hinweg zusammenarbeiten.
Anschlag von Magdeburg: Faeser fordert raschen Beschluss von Sicherheitsgesetzen
20.11 Uhr: Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat nach dem Anschlag von Magdeburg mit fünf Toten und mehr als 200 Verletzten dafür plädiert, neue Gesetze zur inneren Sicherheit rasch zu beschließen. In einem am Sonntagabend veröffentlichten Interview des Magazins „Spiegel“ nannte Faeser etwa das neue Bundespolizeigesetz, das die Bundespolizei stärken soll, oder die Einführung der biometrischen Überwachung von Ausländern.
„All diese Gesetzentwürfe von uns könnten sofort beschlossen werden, wenn Union und FDP sich dem nicht verweigern“, sagte die SPD-Politikerin. „Klar ist, dass wir alles tun müssen, um die Menschen in Deutschland vor solchen entsetzlichen Gewalttaten zu schützen“, betonte sie unter Bezug auf den Anschlag am Freitag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg. „Dafür brauchen unsere Sicherheitsbehörden alle notwendigen Befugnisse und mehr Personal.“
Faeser unterstrich, dass bereits nach dem Messerangriff in Solingen Ende August, bei dem ein mutmaßlicher Islamist drei Menschen getötet hatte, gesetzliche Konsequenzen gezogen worden seien. Das Waffenrecht sei verschärft und die Befugnisse der Sicherheitsbehörden seien gestärkt worden. Weitergehende Gesetzesänderungen habe aber vor allem die FDP blockiert, kritisierte die Bundesinnenministerin.
Buschmann warnt nach Magdeburg vor zu viel Symbolpolitik
18.51 Uhr: Nach dem Anschlag von Magdeburg warnen Spitzenpolitiker vor vorschnellen Schlüssen und Symbolpolitik. „Unsere Aufgabe ist, den Opfern und ihren Angehörigen beizustehen. Schlecht wäre ein Überbietungswettbewerb um symbolische Maßnahmen. Das würde der schlimmen Situation nicht gerecht“, sagte FDP-Generalsekretär Marco Buschmann dem „Spiegel“.
Auch SPD-Generalsekretär Matthias Miersch rief zur Besonnenheit auf: „Instrumentalisierungen oder vorschnelle Schlüsse helfen niemandem und spalten nur unsere Gesellschaft“, sagte er dem „Spiegel“. „Stattdessen sollten wir nach erfolgter Auswertung die notwendigen Lehren ziehen – sowohl für die Sicherheitsarchitektur als auch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.“
Elon Musk zu Magdeburg: „Die Medien lügen“
17.54 Uhr: Tech-Milliardär Musk mischt sich zunehmend außerhalb der USA politisch ein. Am Attentat in Magdeburg hat er sich förmlich festgebissen. Lesen Sie die Meldung: Elon Musk zu Magdeburg: „Die Medien lügen“
Habeck veröffentlicht Videobotschaft zum Anschlag
17.20 Uhr: Am Sonntag wurden auf den Kanälen des Vizekanzlers und Grünen-Kanzlerkandidaten Robert Habeck eine zehnminütige Videoansprache hochgeladen, in der er versucht einzuordnen, was am Freitagabend auf dem Weihnachtsmarkt geschah und wie die Gesellschaft damit umgehen kann. Es geht um die Opfer, um die öffentliche Reaktion auf das Grauen, um Lügen im Internet und die zerstörerische Kraft von Hass. Lesen Sie hier die ganze Geschichte: Habeck über Magdeburg: „Kampf gegen den Hass das Schwerste“
Hätte der Anschlag von Magdeburg verhindert werden können?
14.55 Uhr: Die Behörden sind bislang in drei Punkten unter Rechtfertigungsdruck geraten: In Bezug auf das Sicherheitskonzept für den Weihnachtsmarkt, mit Blick auf vorangegangene Warnungen vor dem polizei- und justizbekannten Täter sowie hinsichtlich dessen umfangreichen, oft kruden Aktivitäten im Internet, die offenbar keine Konsequenzen hatten. Lesen Sie hier den Überblick zu den Vorwürfen im Zusammenhang mit dem Anschlag von Magdeburg.
Nationalspieler Raum wehrt sich gegen Hass-Nachrichten
14.16 Uhr: Fußball-Nationalspieler David Raum (26) hat von „bösen Hassnachrichten“ berichtet und sein Verhalten sowie das einiger Mitspieler nach dem Spiel in München verteidigt. Bayerns Vorstandsvorsitzender Jan-Christian Dreesen hatte Anhänger beider Vereine nach dem Schlusspfiff um eine Schweigeminute für die Opfer des Anschlags von Magdeburg gebeten. Diese wurde erst mit Verzögerung abgehalten, da Raum und andere Leipziger Spieler zum Auslaufen auf dem Platz waren.
„Einige Spieler und ich haben direkt im Anschluss des Spiels noch Läufe auf dem Platz gemacht und somit einige Menschen im Stadion aufgebracht. Aufgrund keiner Kommunikation wussten wir zu diesem Moment noch nichts von der Tragödie in Magdeburg und hatten den Stadionsprecher wegen der Pfiffe nicht verstanden, sonst hätten wir natürlich sofort aufgehört!“, schrieb Raum auf Instagram. Das Auslaufen nach der 1:5-Niederlage der Leipziger war mit einem Pfeifkonzert quittiert worden.
Anschlag beschäftigt möglicherweise Bundestag noch in diesem Jahr
13.46 Uhr: Der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg wird möglicherweise noch in diesem Jahr den Bundestag beschäftigen. Nach Informationen der „Bild“-Zeitung werden für den 30. Dezember Sondersitzungen des für die Geheimdienste zuständigen Parlamentarischen Kontrollgremiums und des Innenausschusses vorbereitet. Aus Ausschusskreisen wurde der Deutschen Presse-Agentur allerdings mitgeteilt, es gebe dafür noch keine Einladungen.
Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Dirk Wiese sagte der „Bild“-Zeitung und der „Rheinischen Post“, zu den Sitzungen sollten auch die Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes, des Bundesamtes für Verfassungsschutz und des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) vorgeladen werden. Auch Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) solle dazukommen.
Mutter nimmt Abschied von getötetem Neunjährigen
13.25 Uhr: In einem hunderttausendfach geteilten Facebook-Beitrag trauert die Mutter des getöteten Neunjährigen um ihren Sohn. „Lasst meinen kleinen Teddybär nochmal um die Welt fliegen“, schreibt sie darin. In einem weiteren Beitrag teilt sie das Posting eines Promis, in dem Kritik am Umgang mit dem Anschlag laut wird: „Was mich zusätzlich tief erschüttert, ist, wie dein Tod nun von manchen Menschen für politische Zwecke missbraucht wird“, heißt es darin. Details zu den emotionalen Facebook-Beiträgen nach dem Magdeburg-Anschlag lesen Sie hier.
Attentäter soll mehrfach mit terroristischer Tat gedroht haben
12.10 Uhr: Der Magdeburg-Attentäter soll offenbar bereits 2013 mit einer terroristischen Tat gedroht haben. Das berichtet der „Spiegel“. Hintergrund sei nach Angaben des Innenministeriums Mecklenburg-Vorpommern ein Streit mit der Ärztekammer des Landes. Im Zuge seiner Facharztausbildung habe es wohl Streitigkeiten um die Anerkennung von Prüfungsleistungen gegeben. Daraufhin habe er wohl telefonisch der Ärztekammer gedroht. Nach Angaben des Innenministeriums habe es in der Folge eine Wohnungsdurchsuchung gegeben. Die Ermittler hätten dabei jedoch keine Hinweise auf eine „reelle Anschlagsbereitung“ gefunden, so das Magazin weiter. Im September 2013 hätte ihn das Amtsgericht Rostock wegen „Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten“ zu einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen zu je zehn Euro verurteilt.
Der Täter lebte laut Innenministerium vom Oktober 2011 bis Januar 2016 in Stralsund, wo er Teile seiner Facharztausbildung durchlief, heißt es weiter. Mehrfach sei er den Behörden aufgefallen: Im Januar 2014 soll er auf dem Amt in Stralsund erschienen sein und um finanzielle Unterstützung gebeten haben. Er soll dort mit einer Tat gedroht haben, an die man sich lange erinnern werde; außerdem drohte er mit Suizid. Die Polizei suchte ihn daraufhin für eine Gefährderansprache auf.
Im Oktober 2015 hab er sich laut Innenministerium bei den Justizbehörden über das Rostocker Urteil beschwert und sich beleidigend über die Richter geäußert. Beide Vorfälle, die mutmaßliche Beleidigung und die mutmaßliche Nötigung, hätten nach Kenntnis des Innenministeriums nicht zu einem Urteil geführt. Im September 2015 soll er zudem im Kanzleramt angerufen und sich über das Rostocker Urteil beschwert haben. Er soll die Richter als Rassisten bezeichnet und gesagt haben, er werde sich eine Pistole besorgen.
Attentäter hatte Streit mit Zentralrat der Ex-Muslime
11.45 Uhr: Der Attentäter von Magdeburg hatte in den vergangenen Jahren offenbar Konflikte mit dem Zentralrat der Ex-Muslime. Der aus Saudi-Arabien stammende Arzt habe den Zentralrat und die angeschlossene Säkulare Flüchtlingshilfe „seit Jahren terrorisiert“, erklärte die Vorsitzende der Organisation, Mina Ahadi, am Samstagabend in Köln. Der Mann habe die Ausrichtung des Zentralrats und der Flüchtlingshilfe kritisiert und einzelne Aktive öffentlich diffamiert.
Diese hätten sich juristisch dagegen gewehrt und im August 2023 vor Gericht erstritten, dass der saudische Arzt die Verleumdungen unterlassen musste, hieß es weiter. Als sich in der Berufungsverhandlung Ende Oktober 2024 eine Niederlage für ihn abgezeichnet habe, habe er in einer Wutrede vor Gericht ausgeführt, dass er Europa vor der Islamisierung retten werde, wozu die deutschen Gerichte nicht in der Lage seien. Eine Mitarbeiterin der Säkularen Flüchtlingshilfe habe zudem bereits 2023 Strafanzeige gegen den Mann eingereicht wegen seiner Posts auf der Plattform X, in denen er unter anderem die deutsche Polizei als „Treiber des Islamismus in Deutschland“ bezeichnet habe.
Die Säkulare Flüchtlingshilfe setzt sich nach Worten von Ahadi gezielt für religionsfreie Migrantinnen und Migranten aus islamisch geprägten Ländern ein. „Längst nicht alle Menschen, die aus islamischen Ländern fliehen, sind Muslime. Wir sind als Organisation zwar explizit religionskritisch, aber wir kämpfen nicht gegen liberale Muslime, sondern für sie, da sie besonders oft zu Opfern des Islamismus werden.“ Darüber habe sich der saudische Arzt sehr aufgeregt, da er gemerkt habe, „dass er mit seinem Hass auf alles Muslimische bei uns nicht ankam“, berichtete die Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime. Nach ihrer Einschätzung hasse er nicht nur Muslime, „sondern alle, die seinen Hass nicht teilen“.
Polizeigewerkschaft warnt vor Spekulationen über Attentäter
10.40 Uhr: Der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, hat vor Spekulationen über den Umgang mit angeblichen Warnungen zum Attentäter von Magdeburg gewarnt. „Jetzt ist die Zeit der Ermittlungskräfte, da könnten sich die Hobby-Polizisten einmal zurückhalten“, erklärte Wendt am Sonntag in Berlin. In Magdeburg hätten die Einsatzkräfte von Polizei und Rettungsdiensten eine hoch professionelle Arbeit abgeliefert, sie verdienten Respekt und Anerkennung statt absurder Verdächtigungen.
Der tatverdächtige Taleb A. soll den Behörden in der Vergangenheit wiederholt aufgefallen sein. Der Umgang mit Warnungen vor A. ist auch ein Gegenstand der Ermittlungen. Wendt erklärte, es müssten jetzt die vielen widersprüchlichen Informationen über den Attentäter zusammengetragen und sachgerecht ausgewertet werden, das brauche Zeit. „Das gilt übrigens auch für die Beurteilung der Sicherheitsmaßnahmen rund um den Weihnachtsmarkt in Magdeburg.“
Faeser kündigt Ermittlungen zu Hinweisen auf Attentäter an
9.55 Uhr: Bundesinnenministerien Nancy Faeser (SPD) hat nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg zusätzliche Ermittlungen angekündigt, um herauszufinden, welche Behörden zuvor Hinweise auf den Täter hatten. „Das Bundeskriminalamt unterstützt die Ermittlungen der Behörden in Sachsen-Anhalt“, sagte Faeser der „Bild am Sonntag“. „Die Ermittlungsbehörden werden alle Hintergründe aufklären. Dabei wird auch genau untersucht, welche Hinweise es in der Vergangenheit bereits gab und wie diesen nachgegangen wurde.“
BKA-Präsident Münch nennt Magdeburg-Attentäter völlig untypisch
9.50 Uhr: Der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, hat den Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt als völlig untypisch bezeichnet. Der Sachverhalt selbst und die Tatbegehungsweise scheine anderen derartigen Anschlägen zu ähneln, sagte Münch Samstagabend im ZDF-„heute journal“. Es gebe „allerdings eine völlig andere Motivationslage“, es sei ein „untypischer Täter, der nicht in ein solches Raster passt“, sagte Münch zu der islamfeindlichen Haltung des Beschuldigten.
Münch sagte, es habe im November 2023 einen Hinweis aus Saudi-Arabien auf den Tatverdächtigen Taleb A. gegeben, hier sei auch ein Verfahren eingeleitet worden. Die Polizei in Sachsen-Anhalt habe dann auch entsprechende Ermittlungsmaßnahmen vorgenommen. Die angezeigten Äußerungen seien aber „unspezifisch“ gewesen. Es habe auch verschiedene Behördenkontakte gegeben, Beleidigungen, auch mal Drohungen. „Er war aber nicht bekannt, was Gewalthandlungen angeht.“
Der BKA-Präsident sagte, es müsse geprüft werden, ob den Ermittlern als Sicherheitsbehörden insgesamt etwas durchgegangen ist. „Aber noch einmal, wir haben hier ein völlig untypisches Muster. Wir müssen das auch in Ruhe jetzt auch analysieren.“
Todesfahrt bejubelt? Polizei nimmt drei Personen fest
9.20 Uhr: Die Magdeburger Polizei hat am Freitagabend unmittelbar nach der Todesfahrt von Taleb A. drei Personen festgenommen, die den Anschlag bejubelt haben sollen. Das berichtet die „Magdeburger Volksstimme“. Demnach fielen die drei Personen nur wenige hundert Meter vom Weihnachtsmarkt entfernt auf. Die Polizei nahm ihre Personalien auf. Die Personen erhielten eine Anzeige wegen „Billigung von Straftaten, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören“. Darauf steht laut Strafgesetzbuch eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe.
Polizei veröffentlicht Angaben zu Todesopfern
5.13 Uhr: Die Polizei Magdeburg hat am Sonntag Angaben zum Geschlecht und Alter der fünf Todesopfer veröffentlicht. Demnach handelt es sich bei ihnen um einen neunjährigen Jungen und vier Frauen. Die Frauen sind den Angaben zufolge im Alter von 52, 45, 75 und 67 Jahren.
Haftbefehl gegen Tatverdächtigen erlassen
3.28 Uhr: Nach der tödlichen Fahrt mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg ist Haftbefehl gegen den festgenommenen Tatverdächtigen erlassen worden. Der 50-Jährige müsse unter anderem wegen des Vorwurfs fünffachen Mordes und mehrfach versuchten Mordes in Untersuchungshaft, teilte die Polizei am frühen Sonntagmorgen in Magdeburg mit.
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