Berlin. Noch-Bundeskanzler Scholz wirbt für „Respekt“ – und liefert dann gleich zwei Szenen, in denen die Konkurrenz genau diesen vermisst.

Wenn es ein Wort gibt, das die SPD gern mit Olaf Scholz verbunden wissen möchte, dann ist es „Respekt“. Groß stand das auf Plakaten zur Bundestagswahl 2021, die die SPD damals gewann. Und auch in seiner Rede zur Vertrauensfrage am Montag hat der inzwischen geschäftsführende Bundeskanzler noch einmal daran erinnert: Jede Bürgerin und jeder Bürger im Land habe Anspruch auf Respekt, sagte Scholz im Bundestag.

Soweit also die Theorie. Doch nicht nur bei der Union wurden nach Scholz Auftritt Fragen laut, ob dieser das auch in die Praxis umsetze. Hintergrund sind zwei Begebenheiten vom Montag. Da ist zum einen eine Szene aus dem Bundestag. Im Plenarsaal vor der Regierungsbank unterhält sich Scholz gerade mit SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich, als SPD-Chefin Saskia Esken dazukommt. Kurz wendet Scholz ihr den Kopf zu, dann dreht er sich zurück zu Mützenich – und geht, ohne Esken zu grüßen oder auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen. Die Parteichefin, sichtlich konsterniert, hebt fragend die Hände und schüttelt den Kopf.

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Social Democrats (SPD) Present Election Campaign Policy Program
Olaf Scholz warb im Bundestagswahlkampf vor drei Jahren mit dem Spruch „Respekt für dich“. © Getty Images | Maja Hitij

Als Video in den sozialen Netzwerken verbreitete sich der Moment rasant. So viel Häme trug der Clip den Sozialdemokraten und ihrem Kanzler dort ein, dass Scholz sich genötigt fühlte, noch am selben Abend zu reagieren. Er postete ein gemeinsames Bild mit Esken auf der Plattform X (ehemals Twitter), schrieb dazu „Peinlich von mir - zum Glück konnten wir beide drüber lachen…“

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„Tünkram“ und „Fritze Merz“: Söder wirft Scholz Respektlosigkeit vor

Es hätte eine Peinlichkeit bleiben können, ein Lacher für Menschen mit überdurchschnittlich großem Interesse an Politik – wäre nicht direkt danach die nächste Episode gefolgt, die zeigt, wie das Schlagwort „Respekt“ mit der Realität des Wahlkampfs kollidieren kann.

Denn in einem Interview mit dem ZDF sagte Scholz am Abend über Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz wörtlich „Fritze Merz erzählt gern Tünkram“. Tünkram ist plattdeutsch und heißt so viel wie dummes Zeug. Bei der Union war die Empörung groß: Ex-CDU-Chef Armin Laschet fand, Merz Namen ins Lächerliche zu ziehen zerstöre „jeden Respekt unter Demokraten“. Und CSU-Chef Markus Söder, selbst nicht unbedingt für rhetorische Feinfühligkeit bekannt, legte am Dienstag nach. Ob das sittliche Reife sei? Ob man das als Vorbild Kindern erzählen würde? „Es ist ein Zeichen von Hilflosigkeit, aber auch von Respektlosigkeit, solche Fouls zu machen“, schimpfte Söder.

Grünen-Chefin Brantner wundert sich über Wortwahl

Robert Habeck, Kanzlerkandidat der Grünen, gab die Beantwortung einer entsprechenden Frage lieber gleich weiter an Grünen-Co-Parteichefin Franziska Brantner. Die erinnerte etwas spitz daran, dass Olaf Scholz ja noch Kanzler sei – „und man sich da doch manchmal wundert über die Wortwahl.“

Der so Kritisierte verteidigte sich am Dienstag: Merz Behauptung über sein Verhalten in der EU, auf die er reagiert habe, sei eben unwahr gewesen. „Ich finde immer ganz überraschend, dass Leute eigenwillige Dinge sagen, die nicht ganz stimmen - und dann verwundert sind, dass man etwas salopp darauf hinweist“, sagte Scholz. Genau das habe er am Dienstagabend gemacht. Sein Vorschlag sei nun, es zu unterlassen, „mit unwahren Behauptungen weiter durch den Wahlkampf zu ziehen“.