Berlin. Söder isst, Söder polarisiert, Söder kann mit Merz, aber nicht mit Habeck. Was kann der CSU-Chef noch? Lesen Sie jetzt: den Steckbrief.
Söder isst – Salat oder Schlachtplatte? Der CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident ist auf seine Art in der deutschen Polit-Landschaft einzigartig. Wie kein zweiter aus den Reihen der Konservativen versteht Markus Söder es, sich in den sozialen Medien in Szene zu setzen – etwa über den Hashtag #söderisst, unter dem er seine Fans – und solche, die das niemals werden wollen – an seinen Mahlzeiten teilhaben lässt. Stets süddeutsch-deftig geht es beim Ministerpräsidenten zu, sein Instagram-Auftritt versprüht Wurstküchen-Vibes.
Was Söder nicht ist: Kanzlerkandidat der Union. Immer wieder waren dem Nürnberger Ambitionen nachgesagt worden, nicht zuletzt, weil er maßgeblich am Stuhl von Ex-Kanzlerkandidat Armin Laschet sägte, bis der den eigentlich sicher geglaubten Einzug ins Kanzleramt verstolperte.
Für die Bundestagswahl 2025 hat Söder sich, obwohl bei den Wählern deutlich beliebter, in die zweite Reihe hinter CDU-Chef Friedrich Merz gestellt. Bleibt er dort? Und wofür steht Markus Söder eigentlich? Lesen Sie jetzt den Steckbrief.
Markus Söder – die wichtigsten Infos
Name | Markus Thomas Theodor Söder |
Geburtsdatum | 5. Januar 1967 |
Amt | Ministerpräsident (Bayern) |
Partei | CSU |
Parteimitglied seit | 1983 |
Familienstand | Verheiratet, vier Kinder |
Größe | 1,94 Meter |
Wohnort | Nürnberg |
Markus Söder: Kinder, Beruf, Döner
Markus Söder stammt aus Nürnberg. Er wird am 5. Januar 1967 in eine evangelisch-konservativ geprägte Handwerkerfamilie geboren. Der Vater, Max Söder, war Maurer und betrieb mit der Mutter, Renate Söder, ein kleines Bauunternehmen in der Frankenmetropole. Er ist vierfacher Vater, drei Kinder hat er mit seiner Ehefrau Karin Baumüller-Söder, eine Tochter stammt aus einer Beziehung mit Ulrike Burkandt.
Der Franke Söder ist Fan des 1. FC Nürnberg, hat ein Faible für Science-Fiction, spielt Tennis und tritt zu Fasching oft in aufwendigen Kostümen in der Öffentlichkeit auf. Sein politisches Vorbild: CSU-Übervater Franz Josef Strauß, von dem ein Poster, „fast überlebensgroß“, in Söders Jugendzimmer über dem Bett hing.
- Ausbildung: Markus Söder hat Abitur, den Grundwehrdienst geleistet, Jura studiert und in Rechtswissenschaften promoviert. Er hat außerdem ein Volontariat beim Bayerischen Rundfunk abgelegt.
- Beruf: Markus Söder ist Berufspolitiker und als solcher derzeit Ministerpräsident des Freistaat Bayern. Bis 1994 arbeitete Söder als Redakteur beim BR, war im Jahr 2003 zudem Leiter der Unternehmenskommunikation einer Holding.
- Familie: Söder hat vier Kinder. Seine älteste Tochter Gloria Burkandt ist 1998 geboren; die anderen drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter, stammen aus seiner Ehe mit Karin Baumüller-Söder.
- Social Media: Der CSU-Chef ist dort erfolgreich, wo er seine Wähler sieht: bei Social Media. Allerdings weniger mit politischen Inhalten, sondern mit Food-Content. Vor allem der Döner ist für Söder ein Mittel, Likes und Follower anzuziehen. Er verloste schon „Söder Kebab“-Shirts und lud Fans zum Döner-Essen ein.
Markus Söder bei der CSU: Stationen seiner Partei-Karriere
Markus Söder ist seit mehr als 30 Jahren Mitglied bei den Christsozialen. 1983 tritt er der CSU bei und gleichzeitig der Jungen Union, der er bis 2003 angehört und deren bayerischem Landesverband bis dahin vorsitzt.
Seither hat der Franke einen Reigen an Stationen in und mit der CSU durchlaufen: Vom Vorsitzenden des Kreisverbandes Nürnberg-West über den Posten des Generalsekretärs bis zum Vorsitzenden der Partei, zu dem er zuletzt im September 2023 wiedergewählt wurde.
Seit 1994 gehört er außerdem dem Bayerischen Landtag als Abgeordneter an. In Bayern hat er vor dem Amt des Ministerpräsidenten (seit März 2018) mehrere Ministerposten ausgefüllt:
- Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten (Oktober 2007)
- Staatsminister für Umwelt und Gesundheit (2008)
- Staatsminister der Finanzen (November 2011)
Als Ministerpräsident führt Markus Söder die CSU durch verhältnismäßig schwere Zeiten: Konnte die CSU bis 2018 in Bayern noch alleine regieren, verlor sie bei den Landtagswahlen im Oktober 2018 die absolute Mehrheit – der Anspruch, mit dem die Partei in Bayern antritt. Bei der Wahl 2023 fuhr die Partei dann ihr schlechtestes Ergebnis seit 1950 ein: 37 Prozent Zustimmung. 20 Jahre vorher hatten noch fast 61 Prozent der bayerischen Wähler für die Partei gestimmt.
Für seine Regierung war Söder bislang deswegen auf Koalitionen angewiesen. Juniorpartner sind die Freien Wähler unter ihrem Parteichef Hubert Aiwanger.
Markus Söder: Das sind seine Themen
Markus Söder ist ein Politiker aus dem bürgerlich-konservativen Lager. Als Ministerpräsident Bayerns liegen ihm zuallererst bayerische Interessen am Herzen – er mischt sich allerdings gerne auch aus München in die Berliner Politik ein. Seinen Kritikern – innerhalb wie außerhalb der CSU – gilt Söder als Populist, der der politischen Großwetterlage folgt.
- Migration: Söder vertritt einen harten Kurs in der Migrationspolitik. Er möchte die Zahl der Asylanträge drastisch reduzieren und das individuelle Recht auf Asyl abschaffen – immerhin ein Grundrecht. Er sieht die Belastungsgrenze in Deutschland erreicht, will Straftäter abschieben, „egal wie schlimm die Gefängnisse in ihrem Land sind“.
- Gendern: Geschlechtergerechte Sprache ist in Bayern verboten, zumindest an Schulen und in Behörden. „Privat kann jeder reden, wie er will“, sagte der Ministerpräsident. In den Ämtern haben Gendersternchen und dergleichen aus seiner Sicht nichts verloren.
- Atomkraft: Söder ist mal für, mal gegen Atomkraft. Bis zum Februar 2022 unterstützte er den Atomausstieg; seit mit Russlands Krieg gegen die Ukraine Energie in Deutschland teuer geworden ist, möchte Söder Atomkraftwerke weiter betreiben. Ein Atommüll-Endlager in Bayern schließt er aus.
Markus Söder: Erfolge und Kontroversen
Der bayerische Ministerpräsident ist einer der umstrittensten Politiker in Deutschland, gerade weil er seine Fähnchen gerne in den politischen Wind hängt – und immer wieder auch in Tonalität und Inhalt an AfD-Positionen heranrückt. Die Strategie dahinter scheint zu sein, Wählerinnen und Wähler der Rechtsaußenpartei wieder zurück zur CSU holen. Der Erfolg ist allerdings überschaubar, die AfD hält sich in Bayern konstant zwischen 10 und 15 Prozent Zustimmung.
Auch interessant
Für die Bundestagswahl 2025, beziehungsweise eine unionsgeführte Bundesregierung nach der Wahl, schließt Söder bislang kategorisch eines aus: eine Koalition mit den Grünen.
Wo der Kanzlerkandidat Friedrich Merz und die CDU zumindest einige wenige Schnittpunkte sehen, heißt es aus der CSU: nein, nein, nein. Besonderer Dorn im Auge des Parteichefs: Vizekanzler Robert Habeck. Die Beziehung zwischen den beiden Männern ist belastet; Habeck hält Söder für ahnungslos, insbesondere in der Energiepolitik. Söder wiederum sagt über den Grünen, er sei „der schlechteste Wirtschaftsminister, den Deutschland je hatte“.
Auch interessant
Zu seinem Macht-Kontrahenten Merz unterhält Söder eine Art Geschäftspartnerschaft. Die beiden Parteichefs wissen, dass sie einander brauchen, wenn sie die Union wieder an die Spitze der Bundesregierung bringen wollen. „Wir sind ein starkes Team“, sagt Söder über Merz, der wiederum das „Miteinander“ lobt.
- Bundestagswahl 2025: Das sind die Spitzenkandidaten für das Kanzleramt
- Alice Weidel (AfD): Partnerin, Kinder, Kanzlerkandidatur – wichtige Infos
- Christian Lindner (FDP): Nach der Ampel ist vor der Wahl – der FPD-Chef
- Friedrich Merz (CDU): Von Blackrock ins Kanzleramt – der Unions-Kandidat
- Markus Söder (CSU): Nürnberger Food-Influencer & Parteichef – der Bayer
- Olaf Scholz (SPD): Hanseat, Europäer, Demokrat – der Verteidiger
- Robert Habeck (Grüne): Autor und Wirtschaftsminister – der Philosoph
- Sahra Wagenknecht (BSW): Parteigründerin mit Rechtsdrall – die Ex-Linke
- Heidi Reichinnek (Die Linke): TikTok-Star mit Herz für Menschen – die linke Frontfrau
- Jan van Aken (Die Linke): Rüstungskontrolleur mit Mission – der Linke
Besonders kontrovers ist Söders Kruzifix-Erlass. Seit dem 1. Juni 2018 muss in jedem Dienstgebäude des Freistaates ein Kreuz hängen, das Söder nicht als religiöses Symbol, sondern als Ausdruck bayerischer „Identität und Lebensart“ verstanden wissen will. Selbst Kirchen widersprachen dem Ministerpräsidenten damals, unter anderem der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx. Der Tenor: Söder vereinnahme das Christentum für politische Zwecke.
Name | Christlich-Soziale Union in Bayern (CSU) |
Gründung | 13. Oktober 1945 |
Ideologie | Christdemokratie, Konservatismus, Regionalismus, Europäische Integration |
Vorsitzender | Markus Söder (Stand: Dezember 2023) |
Fraktionsstärke | 45 Abgeordnete im Bundestag (Stand: Dezember 2023) |
Bekannte Mitglieder | Alexander Dobrindt, Andreas Scheuer, Horst Seehofer |
Mit einem anderen Projekt hat sich Söder, ebenfalls 2018, viel Spott eingefangen – inzwischen aber selbst bei der Opposition in Bayern Respekt verdient: Bavaria One. Das bayerische Raumfahrtprogramm – ein 700 Millionen Euro schwerer Investitionstopf für Forschung und Entwicklung im Bereich Luft- und Raumfahrt – soll Bayern zu einem führenden Weltraum-Standort in Europa machen.
Seine Vision scheint aufzugehen: Das neue Europäische Mondkontrollzentrum soll in Bayern entstehen, man wolle dort mit der Nasa zusammen auch Marsmissionen durchführen. „Star Trek“-Fan Söder selbstbewusst: „Wenn Sie aus Filmen den Spruch ‚Houston wir haben ein Problem‘ kennen, so heißt es dann: Bayern, wir sind die Lösung.“
- Interview: Pistorius: „Putin weiß, wie er Nadelstiche bei uns setzen muss“
- Vertrauensfrage: Fünf Erkenntnisse aus einem historischen Tag
- Buchpräsentation: Diesen Putin-Satz vergisst Merkel bis heute nicht
- Podcast: Bärbel Bas über ihre Kindheit und Armut
- Infrastruktur: Gekappte Ostsee-Kabel – Die Angst um unsere Lebensadern