Berlin. Er war FDP-Finanzminister in der Ampel-Koalition und mit für ihr Scheitern verantwortlich. Was muss man über Christian Lindner wissen?
- Christian Lindner ist Bundesvorsitzender der FDP und war bis vor kurzem Finanzminister in der Ampel-Koalition
- Am Ende scheiterte das Bündnis – und Lindner wurde entlassen
- Politik, Privatleben, Ausbildung: Die wichtigsten Infos im Überblick
FDP-Chef Christian Lindner hat binnen weniger Jahre nicht nur den Liberalen zu neuem Glanz verholfen, sondern ist auch selbst zu einem der einflussreichsten Politiker Deutschlands avanciert. Zeitweise war er – politisch gesehen – ganz oben angelangt: Lindner war Bundesfinanzminister im Kabinett von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Doch das ist Geschichte, die Ampel-Koalition ist gescheitert.
Wie hat es Lindner an die Spitze seiner Partei geschafft? Woher kommt der Politiker? Und was weiß man über seine Frau Franca Lehfeldt? Die wichtigsten Infos im Steckbrief.
Christian Lindner: Die wichtigsten Infos zum Politiker im Steckbrief
Name | Christian Lindner |
Geburtsdatum | 7. Januar 1979 |
Amt | FDP-Vorsitzender, Finanzminister |
Partei | FDP |
Parteimitglied seit | 1995 |
Familienstand | Verheiratet |
Größe | 1,86 Meter |
Wohnort | Berlin |
Christian Lindner – Das Wichtigste zu seinem Privatleben
Christian Lindner wurde am 7. Januar 1979 in Wuppertal geboren, wo seine Großeltern eine Bäckerei betrieben. Aufgewachsen ist der spätere Politiker im Bergischen Land, genauer gesagt in Wermelskirchen, rund 40 Kilometer nordöstlich von Köln. Sein Vater war Lehrer für Informatik und Mathematik – nach der Trennung der Eltern lebte Lindner aber bei seiner Mutter.
Lindner machte 1998 sein Abitur und leistete anschließend seinen Zivildienst als Hausmeister in der Theodor-Heuss-Akademie der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung. Während seines Studiums wurde Christian Lindner Reserveoffizier in der Luftwaffe, 2002 erhielt er den Rang eines Leutnants in der Reserve. Im September 2011 wurde Lindner zum Hauptmann in Reserve ernannt.
- Ausbildung: 1999 begann Lindner ein Studium an der Universität Bonn. Das Fach seiner Wahl: Politikwissenschaften. Das Studium schloss er 2006 mit einem Magister-Abschluss ab. Noch im selben Jahr begann er unter der Leitung von Frank Decker mit der Arbeit an seiner Dissertation, die der FDP-Politiker bis heute nicht fertiggestellt hat.
- Beruf: Bereits während seiner Schulzeit sammelte Lindner erste Berufserfahrung, von 1997 bis 1999 sowie erneut von 2002 bis 2004 war er als freier Unternehmensberater im Stromhandel tätig. 2000 gründete der Politiker zusammen mit drei Partnern eine Internetfirma, in der er zeitweise als Geschäftsführer aktiv war. Das Unternehmen ging nach einigen Jahren pleite.
- Familie: Lindner heiratete 2011 die „Welt“-Journalistin Dagmar Rosenfeld, 2018 trennten sie sich. Später heiratete er Franca Lehfeldt, damals ebenfalls Journalistin bei der „Welt“. Die beiden standen wegen möglicher Interessenkonflikte in der Kritik. Lehfeldt wurde vorgeworfen, Informationen über eine Sitzung zum Sondervermögen der Bundeswehr zu haben, an der sie selbst nicht teilgenommen hatte, wohl aber ihr Mann. Außerdem geriet sie in die Kritik, weil sie als TV-Reporterin einer Frage nach möglichen Konflikten mit der FDP in der Ampelkoalition auswich. Inzwischen hat sich Lehfeldt mit einer Agentur für Kommunikation und Marketing selbstständig gemacht.
Christian Lindner bei der FDP: Die wichtigsten Stationen seiner Karriere
Christian Lindner ist politisch gesehen ein echter Frühstarter: Bereits mit 16 Jahren trat er in die FDP ein und gründete eine Gruppe der Jungen Liberalen in seinem Heimatort. Die Politik war für ihn zunächst ein Hobby, Lindner sagte über seine nächsten Schritte in der Partei: „Mir schien damals, die FDP in NRW müsste sich mehr für die Anliegen junger Menschen öffnen. Auf einem Landesparteitag 1998 habe ich das in der Aussprache so gesagt. Und danach auch spontan für den Landesvorstand kandidiert.“
Auf dem Parteitag hielt der junge Politiker eine mitreißende Rede, in der er eine Neuausrichtung der FDP forderte, um wieder mehr junge Menschen anzusprechen. Zwei Jahre später zog er als jüngster Abgeordneter in der Geschichte Nordrhein-Westfalens in den Landtag ein, wo er sich neun Jahre lang um die Kinder-, Jugend- und Familienpolitik kümmerte.
Von da an war Lindners politische Karriere nicht mehr aufzuhalten. Im Jahr 2007 wurde er Mitglied des Bundesvorstands der FDP und übernahm 2009 im jungen Alter von 30 Jahren das Amt des Generalsekretärs der Partei von Gerd Niebel. Unter dem Parteivorsitzenden Guido Westerwelle widmete sich Lindner der Erarbeitung eines neuen Grundsatzprogramms für die Partei. Nur zwei Jahre später trat er jedoch nach innerparteilichen Auseinandersetzungen von seinen Bundesämtern zurück. Danach konzentrierte er sich zunächst auf die Landespolitik in Nordrhein-Westfalen.
Nachdem die FDP im September 2013 aus dem Deutschen Bundestag ausgeschieden war, war es wieder Zeit für einen Wechsel des Vorsitzenden: Lindner kehrte nach Berlin zurück und wurde zum Parteichef gewählt. 2017 schaffte die FDP unter ihm als viertstärkste Partei den Wiedereinzug in den Bundestag. Auch eine Regierungsbeteiligung in einer Jamaika-Koalition wäre möglich gewesen. Doch Lindner ließ die damaligen Sondierungsgespräche im November platzen und begründete dies so: Die FDP wolle lieber nicht regieren, als falsch zu regieren.
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Christian Lindner: Für welche Themen setzt sich der Politiker ein?
Christian Lindner legt die Schwerpunkte seiner politischen Arbeit auf die Bereiche Wirtschaft, Finanzen, Bildung und Digitalisierung. Dabei vertritt er liberale Ansichten, spricht sich also für eine möglichst geringe Einmischung des Staats in "den Markt" aus.
- Er plädiert für eine liberale Wirtschaftspolitik mit wenig staatlichen Interventionen und mehr individueller Freiheit für Unternehmen. Lindner kritisiert regelmäßig hohe Steuern und Bürokratie und argumentiert, dass sie Innovation und Wachstum hemmen würden. Als Beispiel dafür hat er sich vehement gegen eine Vermögenssteuer ausgesprochen und behauptet, dass diese vermögende Unternehmer und Investoren abschrecken würde.
- Finanzpolitisch ist Lindner ein Verfechter der Schuldenbremse, die er als Beitrag zur Generationengerechtigkeit sieht. Den Abbau der Staatsverschuldung bezeichnete er früh als Priorität der FDP. Wiederholt sprach er sich gegen Steuererhöhungen aus.
- In Bezug auf Bildungspolitik befürwortet Lindner eine Modernisierung des deutschen Bildungssystems. Er fordert eine stärkere Individualisierung des Lernens, um den unterschiedlichen Begabungen und Interessen der Schüler gerecht zu werden. Er ist ein Befürworter von Ganztagsschulen, um Chancengleichheit zu fördern. Lindner kritisiert die Digitalisierung an Schulen als unzureichend und fordert eine bessere technologische Ausstattung und Ausbildung von Lehrkräften in diesem Bereich.
- In der Außen- und Europapolitik betont Lindner die Notwendigkeit, die EU zu reformieren und ihre Wirtschafts- und Finanzpolitik zu liberalisieren. Er ist für ein stärkeres Europa, aber auch für mehr Eigenverantwortung der Mitgliedstaaten. Während der Eurokrise stimmte er beispielsweise gegen die Rettungspakete für Griechenland und argumentierte, dass Länder, die ihre Verpflichtungen nicht erfüllen, die Eurozone verlassen sollten.
Christian Lindner: Erfolge und Kontroversen als Bundesfinanzminister und FDP-Vorsitzender
Als die FDP 2013 an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte und aus dem Bundestag flog, schien die Partei am Ende. Der damalige Parteichef Philipp Rösler und der gesamte Bundesvorstand traten zurück. Lindner erklärte daraufhin seine Kandidatur für den Vorsitz und wurde auf dem Sonderparteitag 2013 gewählt. "Wir haben die Partei von unten wieder aufgebaut", beschreibt Lindner seine Trümmerarbeit.
2021 erreichte Lindner ein Etappenziel: Auf dem Bundesparteitag wurde er erneut zum Bundesvorsitzenden der FDP gewählt und zum Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl nominiert. Unter seiner Führung erreichte die FDP 11,5 Prozent der Stimmen und wurde Teil der Ampelregierung. Gegen den Widerstand der Grünen setzten die Liberalen Lindner in den Koalitionsverhandlungen als Finanzminister durch.
Für Aufsehen sorgte Lindner mit dem Kauf einer Villa im Berliner Süden. Für die Finanzierung nahm er einen Immobilienkredit bei der Karlsruher BBBank auf – und verfasste zudem ein schriftliches Grußwort für die Bank. Die Berliner Staatsanwaltschaft leitete daraufhin Ermittlungen ein, sah schließlich aber „keinen Anfangsverdacht“ für ein strafbares Verhalten.
Als Finanzminister pochte Lindner auf eine strikte Einhaltung der Schuldenbremse. Das führte, gerade als die deutsche Wirtschaft nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine strauchelte, zu Unstimmigkeiten innerhalb der Bundesregierung. Um Klimaschutzmaßnahmen zu finanzieren, wurden zu Beginn der Amtszeit von Christian Lindner 60 Milliarden Euro umgeschichtet, die von der Vorgängerregierung für die Bekämpfung der Corona-Pandemie vorgesehen waren. Diesen Schritt erklärte das Bundesverfassungsgericht im November 2023 für verfassungswidrig. Im folgenden Streit um die Einhaltung der Schuldenbremse und den Bundeshaushalt verhängte Lindners Finanzministerium eine Haushaltssperre.
Streit gab es auch um das sogenannte Heizungsgesetz von Wirtschaftsminister Habeck. Es soll die Heizungswende in Deutschland voranbringen, die FDP vermisste in den Vorschlägen aber lange eine ausreichende Technologieoffenheit und kritisierte zu starre Vorschriften. Am Ende konnte sich die Koalition jedoch auf einen gemeinsamen Gesetzentwurf einigen.
Am Ende waren die Unstimmigkeiten in der Koalition aber wohl zu groß: Weniger als ein Jahr vor der planmäßig nächsten Bundestagswahl scheiterte die Ampel, nachdem Bundeskanzler Olaf Scholz Christian Lindner als Finanzminister entlassen hatte.