Vor gut neun Monaten war Ex-Verteidigungsminister Guttenberg von seinem Amt zurück getreten, weil er seine Dissertation in weiten Teilen abgeschrieben hatte. In dem heute erscheinenden Interview-Buch “Vorerst gescheitert“ sagt er, die Hochschule sei in seinem Fall “leider nicht unabhängig“ gewesen. Ein paar Fehler räumt er jedoch auch ein.
Freiburg/München. Es wurde still um den Doktor ohne Titel, den Freiherrn, der sich nun freikaufen durfte: Neun Monate nach der Aberkennung seines Doktortitels meldet sich der frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg mit scharfen Angriffen auf die Universität Bayreuth zurück. Die Hochschule sei in dem Plagiatsfall "leider nicht unabhängig" gewesen, sondern habe offenbar aus Angst vor dem Verlust von Forschungsgeldern vorschnell ge- und verurteilt, sagte Guttenberg in dem Interview-Buch "Vorerst gescheitert", das am Dienstag erscheint. Bayerns Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) nannte die Angriffe Guttenbergs "nicht akzeptabel".
Guttenberg war im März als Verteidigungsminister zurückgetreten, weil er seine Dissertation in weiten Teilen abgeschrieben hatte. Die Universität Bayreuth entzog ihm deshalb den Doktortitel. Im Sommer war der Politiker mit seiner Familie in die USA gezogen. Dort nahm er ehrenamtlich einen Job bei der "Denkfabrik" für Strategische und Internationale Studien CSIS an.
Heubisch stellt sich vor Uni Bayreuth
Guttenberg räumte ein, dass die Affäre der Universität geschadet habe. Doch statt die Vorgänge unabhängig zu bewerten, sei die Universität Bayreuth "immer Partei" gewesen. Auch bei einem Ansehensverlust hätte die Wissenschaftseinrichtung "nicht Regeln und den Schutz von Persönlichkeitsrechten über Bord werfen" dürfen, betonte Guttenberg in dem Buch. Er sei schließlich kein "Betrüger".
Heubisch wies die Vorhaltungen energisch zurück. Hier gehe es allein um die Grundsätze guten wissenschaftlichen Arbeitens, "die ganz selbstverständlich auch Grundlage für die Gewährung von Forschungsgeldern sind und sein müssen", sagte er. Die Kommission zur Selbstkontrolle in der Wissenschaft der Universität Bayreuth habe sorgfältig und unabhängig geprüft.
Doktorarbeit war „größte Dummheit“
Erneut versicherte Guttenberg, er habe bei seiner Dissertation "selbstverständlich" keinen Ghostwriter gehabt. "Wenn ich die Absicht gehabt hätte, zu täuschen, dann hätte ich mich niemals so plump und dumm angestellt, wie es an einigen Stellen dieser Arbeit der Fall ist." Zugleich bezeichnete er die unter persönlichem Druck entstandene Doktorarbeit, die über weite Strecken nachweislich ohne Quellenangabe abgeschrieben war, als "größte Dummheit meines Lebens".
Auch beim Krisenmanagement räumte Guttenberg Fehler ein. Zu Jahresbeginn von den Vorwürfen überrascht, habe er teilweise "völlig falsch reagiert". Er betonte: "Eigentlich habe ich in diesen Tagen immer die falsche Option gewählt." Doch sei er kein Blender, wie Kritiker oft behaupten. "Das ist einfach ein Attribut, das meinem bisherigen Leben nicht gerecht wird."
Rückkehr nicht ausgeschlossen
Eine Rückkehr nach Deutschland und auch in die Politik schloss Guttenberg nicht aus. "Deutschland ist meine Heimat. Dort bin ich fest verwurzelt", sagte der frühere CSU-Hoffnungsträger, der mit seiner Partei zugleich hart ins Gericht ging. Die CSU stehe vor der Gefahr, zu einer Regionalpartei abzusteigen. "Diese Gefahr ist immer gegeben, wenn die CSU glaubt, bayerische Interessen brachial und dauerhaft über gegebene bundespolitische und europäische Ansprüche sowie auch globale Einflüsse stellen zu müssen", sagte er. Das könne schon mal der Fall sein, dürfe aber nicht zu einem "Grundmuster" werden.
Inwieweit er dem Ruf zum Eintritt in eine neue Partei folgen würde, ließ Guttenberg offen. Da gebe es schon die "lustigsten und skurrilsten" Kontakte auch mit möglichen Parteigründern, sagte er. Doch sei die Wahrscheinlichkeit, dass eine solche Partei bereits vor der nächsten Bundestagswahl entsteht, angesichts des hohen Organisationsaufwandes unwahrscheinlich.