Hochschule wehrt sich gegen Kritik des Ex-Verteidigungsministers. Seehofer bekommt aus CSU Widerspruch in Guttenberg-Debatte. Müller rät der Parteiführung zu “mehr Gelassenheit“. Umfrage: 49 Prozent für Comeback.
Berlin/München. CSU-Chef Horst Seehofer bekommt nach heftigen Attacken auf den früheren Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg Widerspruch aus der Partei. Der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Stefan Müller, forderte am Mittwoch "mehr Gelassenheit“ im Umgang mit den kritischen Äußerungen des Parteimitglieds Guttenberg über die CSU. Dieser Rat gelte auch für die Parteiführung.
Einer neuen Forsa-Umfrage für das Magazin "Stern“ zufolge hat Guttenberg zwar an Rückhalt in der Bevölkerung verloren. Es wünschen sich aber immer noch 49 Prozent der Bürger ein Comeback des früheren CSU-Stars. Nach seinem Rücktritt im März waren es 62 Prozent.
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Guttenberg war wegen seiner in weiten Teilen abgeschriebenen Doktorarbeit als Verteidigungsminister zurückgetreten . Er gab sein Bundestagsmandat sowie seine Parteiämter auf. Der Doktortitel wurde ihm von der Universität Bayreuth aberkannt. Die Staatsanwaltschaft Hof hat ihre Ermittlungen gegen Guttenberg vor kurzem gegen Geldauflage von 20.000 Euro eingestellt.
Die Universität Bayreuth wies Vorwürfe Guttenbergs "mit aller Entschiedenheit als unbegründet zurück“. Es habe keine externe Einflussnahme auf die Arbeit der Kommission "Selbstkontrolle in der Wissenschaft“ gegeben. Die Kommission war im Mai in ihren Abschlussbericht zur Doktorarbeit Guttenbergs zu dem Ergebnis gekommen, dass dieser die Standards guter wissenschaftlicher Praxis "evident grob verletzt und hierbei vorsätzlich getäuscht hat“.
Müller fordert Auseinandersetzung mit Guttenbergs Thesen
CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt sagte der „Augsburger Allgemeinen“, er könne die jetzige Strategie Guttenbergs nicht nachvollziehen. Sie helfe nicht weiter, in die Politik zurückzukommen.
Müller mahnte jedoch im Abendblatt : "Es kann nicht schaden, sich mit Guttenbergs Thesen auseinanderzusetzen, auch wenn ich nicht alles teile.“ Der frühere Verteidigungsminister spreche aus, "was manche in der Partei denken“.
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Guttenberg hatte in einem "Zeit“-Interview unter anderem die Darstellung der CSU aufs Korn genommen, "man sei die letzte verbliebene Volkspartei“. Dies wirke "nur noch wie die Verhöhnung früherer Träume“. Seehofer entgegnete am Wochenende, er erkenne an den Äußerungen Guttenbergs "viel von seiner Persönlichkeitsstruktur wieder“. Diese "Art und Weise, andere herabzusetzen, um sich selbst zu erhöhen“, gehe "so aber nicht.“
"Guttenberg hat von seiner Anziehungskraft wenig eingebüßt“
Müller verwies darauf, dass Guttenberg in seiner aktiven Zeit Menschen für Politik begeistern konnte, "die ansonsten wenig Interesse an Politik gezeigt haben“. Er fügte hinzu: "Davon hat sowohl die CSU profitiert wie auch viele CSU-Politiker, die sich um Termine mit ihm im Wahlkampf bemüht haben.“ Guttenberg habe "von seiner Anziehungskraft wenig eingebüßt“. Müller betonte: "Wir sollten es begrüßen, wenn er in die Politik zurückkehrt.“
Der ehemalige bayerische Staatskanzleichef Eberhard Sinner (CSU) sagte der Nachrichtenagentur dapd, Guttenberg sei "ein Talent“. Deshalb habe er es befürwortet, dass Guttenberg "mit neuen politischen Ideen“ zurückkommen solle. Dazu gehöre aber nicht, "aus der Zuschauer-Loge“ Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu kritisieren. Ex-Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) mahnte in einem "Stern“-Interview, Guttenberg sollte selbstkritischer sein.