Ihre Reise wurde lange geheim gehalten. Rebellen finden 100 Leichen in Bani Walid. Neue Gerüchte um Aufenthaltsort von Ex-Diktator Gaddafi.
Tripolis/Bani Walid. US-Außenministerin Hillary Clinton hat am Dienstag Tripolis besucht. Das meldete der Nachrichtensender al-Arabija. Es ist der erste Besuch eines hochrangigen Mitgliedes der US-Regierung in der libyschen Hauptstadt seit Beginn des Aufstandes gegen den früheren Machthaber Muammar al-Gaddafi im Februar. Aus Sicherheitsgründen wurden die Details ihres Reiseplanes nicht veröffentlicht.
Die Truppen des libyschen Übergangsrates haben in einem Krankenhaus der von ihnen eroberten Widerstandshochburg Stadt Bani Walid angeblich rund 100 Leichen entdeckt. Bei den Getöteten handele es sich vermutlich um Kämpfer der Truppen des Übergangsrates, meldete die libysche Nachrichtenwebsite „Qurayna al-Jadida“. Die Zustände in dem Krankenhaus, in dem es seit Tagen keinen Strom mehr gibt, seien schrecklich. Ein Militärsprecher hatte am Montagabend gemeldet, Bani Walid sei „zu 95 Prozent befreit“. Anhänger des verschwundenen Ex-Machthabers Muammar al-Gaddafi verschanzten sich nur noch in einzelnen Vierteln von Bani Walid und von Gaddafis Heimatstadt Sirte.
Der Chef der Übergangsregierung, Mahmud Dschibril, sagte in einem Interview der Zeitung „Al-Sharq Al-Awsat“, Gaddafi, der seit der Eroberung von Tripolis durch die neuen Machthaber im August verschwunden ist, halte sich immer noch in Libyen auf. Er habe noch nicht aufgegeben. Sein Plan sei es, entweder einen „islamischen Staat“ im Süden Libyens auszurufen oder den neuen libyschen Staat zu destabilisieren, indem er Zwietracht unter den verschiedenen Stämmen und politischen Strömungen säe.
Nach der Ankunft von Kriegsopfern in Hamburg sind weitere 40 schwer verletzte Menschen aus Libyen zur medizinischen Behandlung in Deutschland eingetroffen. Die Verwundeten kommen nach Angaben des Auswärtigen Amtes aus Krankenhäusern in Tunesien. Laut Sanitätskommando der Bundeswehr werden die weiteren Verletzten auf Kliniken in Koblenz, Hamburg, Ulm, Berlin und Westerstede verteilt.
Zuvor habe ein Team aus Medizinern der Bundeswehr in Tunesien die Verletzten besucht und entschieden, welchen in Deutschland am Besten geholfen werden könne. Ob es sich dabei um zivile Opfer oder Kämpfer handelte, war nach Angaben des Auswärtigen Amtes nicht relevant. „Ausschlaggebend war die Schwere der Verletzungen und nicht das politische Lager“, sagte eine Sprecherin. Es sei schließlich eine humanitäre Aktion. Bei der Aktion werde aber eng mit der Übergangsregierung zusammengearbeitet.
Im Bundeswehrkrankenhaus in Koblenz werden beispielsweise etwa zehn Personen behandelt. Wie das Sanitätskommando mitteilte, leiden die Patienten besonders an Schuss-, Splitter oder Amputationsverletzungen. Wie lange die Libyer letztlich in Deutschland blieben, hänge vom Genesungsverlauf ab.
Der in Tunesien inhaftierte frühere libysche Ministerpräsident Al-Baghdadi Ali al-Mahmudi ist nach Angaben seines Anwalts in ein Militärkrankenhaus in Tunis gebracht worden. Es gebe Komplikationen im Zusammenhang mit dem Hungerstreik seines Mandanten, sagte Anwalt Mabruk Korchid der Nachrichtenagentur Reuters. Mit dem Hungerstreik protestiert al-Mahmudi, der seit 2006 unter dem entmachteten Gaddafi Regierungschef war, gegen seine Inhaftierung. Die tunesische Regierung prüft derzeit ein Auslieferungsbegehren der neuen Führung in Libyen. Al-Mahmudi war kurz nach dem Sturz Gaddafis nach Tunesien geflohen. (abendblatt.de/dpa/dapd/rtr)