Haben die Rechtspopulisten die Taten von Anders Breivik mitausgelöst? Norweger und Dänen streiten über die Multikulti-Gesellschaft.
Oslo. Die Skandinavier streiten zunehmend heftig über die mögliche Mitverantwortung an den Terroranschlägen in Norwegen des Attentäters Anders Behring Breivik. Die Vorsitzende der norwegischen Konservativen und Ex-Kommunalministerin Erna Solberg sagte in der Osloer Zeitung „VG“: „Die Art, in der extreme anti-islamische Gruppen heute über Muslime sprechen, gleicht der Art, in der extreme antisemitische Gruppen in den Jahrzehnten vor dem Zweiten Weltkrieg über Juden gesprochen haben.“
In Dänemark löste die der rechtspopulistischen DVP nahestehende Pastorin und Journalistin Sørine Gotfredsen eine heftige Debatte mit Vorwürfen in der anderen Richtung aus. Sie stufte in „Berlingske Tidende“ die Tötung von 77 Menschen durch den Islamhasser Anders Behring Breivik als Konsequenz einer multikulturell orientierten, liberalen Zuwanderungspolitik ein, die Proteste ignoriere: „Als Breivik das politische System aufgegeben hatte, entschied er sich dafür, zu handfesteren Mitteln zu greifen. Ihm werden wahrscheinlich andere folgen, die dasselbe Gefühl haben, von Gesetzgebern umgeben zu sein, die auf jedes Problem mit noch mehr Gerede über Offenheit reagieren.“ Die Chefin der seit zehn Jahren zum dänischen Regierungslager gehörenden DVP, Pia Kjærsgaard, nannte Gotfredsen in der Zeitung „Politiken“ „tüchtig und eine gute Kommunikatorin“. In dieser Sache allerdings sei „zu weit gegangen“. Kjærsgaard hatte in den vorangegangenen Tagen mehrfach erklärt, ihre Partei werde Inhalt und Wortwahl bei der Kritik an Zuwanderung aus islamischen Ländern in der Folge der Anschläge durch Breivik nicht ändern.
Sprecher der rechtspopulistischen Fortschrittspartei in Norwegen und der Schwedendemokraten in Stockholm hatten dagegen Konsequenzen aus den Anschlägen am 22. Juli im Osloer Regierungsviertel und auf der Insel Utøya angekündigt. Die Chefin der Fortschrittspartei, Siv Jensen, meinte mehrfach: „Ich kann nicht mehr dieselben Wort wie vorher benutzen.“ (dpa)