Ihre Äußerungen zum Bundeswehreinsatz in Afghanistan waren auf Kritik gestoßen. Jetzt legte die EKD-Vorsitzende Margot Käßmann nach.
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, hält an ihrer Kritik am Afghanistan-Einsatz auch nach ihrem Treffen mit Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) fest. Ihre umstrittene Neujahrspredigt "würde sie nochmal so halten, weil ich sie in aller Freiheit so gehalten habe und voll hinter dem Wortlaut stehe“, sagte sie in der ARD-Sendung „Beckmann". Ihre Sätze über die Lage in Afghanistan hätten in einem bestimmten Zusammenhang gestanden, den auch jeder nachlesen könne. Sie habe „eine sehr seelsorgerische Predigt mit einer kleinen Passage zum politischen gesellschaftlichen Geschehen“ gehalten, sagte die Bischöfin. „Die ist mir um die Ohren gehauen worden, dies habe ich nicht vorhergesehen, aber ich stehe zu dem, was ich gesagt habe.“
Käßmann hatte einen Teil ihrer Neujahrspredigt dem Bundeswehreinsatz in Afghanistan gewidmet. "Nichts ist gut in Afghanistan“, sagte sie darin. Waffen schafften dort „offensichtlich auch keinen Frieden“. Für den Frieden und die Bewältigung der Konflikte seien „ganz andere Formen“ nötig. Zuvor hatte Käßmann in einem Zeitungsinterview gesagt, nach den Maßstäben der Evangelischen Kirche in Deutschland sei "dieser Krieg so nicht zu rechtfertigen".
Ihre Kritik löste bei Union, SPD und dem Bundeswehrverband Empörung aus. Sie war als Forderung nach einem schnellen Abzug der Bundeswehr verstanden worden. Zuletzt warf ihr der Bundestags-Wehrbeauftragte Reinhold Robbe (SPD) Naivität und „populistische Fundamentalkritik“ vor. Käßmann erklärte mittlerweile, sie habe nie den sofortigen Abzug der deutschen Soldaten aus Afghanistan verlangt.
Um den Konflikt zu klären, lud Verteidigungsminister zu Guttenberg Käßmann schließlich zu einem Gespräch ins Verteidigungsministerium und anschließend zu einem Truppenbesuch in Afghanistan ein. Zum Gespräch mit Guttenberg (CSU) sagte Käßmann bei „Beckmann: „Wir hatten gar nicht so viele Meinungsverschiedenheiten. Herr zu Guttenberg ist katholischer Christ und hat sehr wohl verstanden, was ich als evangelische Christin und auch als Bischöfin gesagt habe: Es muss für uns immer einen Vorrang für Zivil geben.“
Die Kriterien für den Einsatz müssten ganz klar sein, dass das Militärische nur dazu dienen könne, den zivilen Aufbau zu stärken, hatte die Bischöfin schon zuvor im „heute journal“ betont. „Und wir haben die große Sorge, dass das Zivile dabei in den Hintergrund tritt.“