Ihre Kritik am Einsatz in Afghanistan sorgte für Wirbel. Der Verteidigungsminister hat Käßmann nun zu einem Gespräch eingeladen.
Berlin. Amtsmissbrauch und Populismus warfen führende Politiker von Union und SPD Margot Käßmann vor, nachdem sie sich in Predigten kritisch zum deutschen Afghanistan-Einsatz geäußert hatte. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sucht jetzt den Schulterschluss mit der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche und hannoverschen Landesbischöfin: Er hat Käßmann zu einem klärenden Gespräch eingeladen.
„Ich will zunächst einmal selbst von der Bischöfin im Zusammenhang hören, wie sie zu dieser Einschätzung gekommen ist“, sagte Guttenberg in einem Interview der „Leipziger Volkszeitung“. „Grundsätzlich bin ich sehr dankbar dafür, dass beide Kirchen auch in Afghanistan selbst mit der Militärseelsorge zur Unterstützung unserer Soldaten beitragen“, sagte Guttenberg. „Ich bin mir sicher, dass Frau Käßmann das sicherlich nicht herabgewürdigt sehen will.“
Die Bischöfin hatte in ihrer Neujahrspredigt einen erkennbaren Plan für den Abzug der Soldaten gefordert. In einem Interview zu Weihnachten hatte sie gesagt: „Auch nach den weitesten Maßstäben der Evangelischen Kirche in Deutschland ist dieser Krieg so nicht zu rechtfertigen.“
Unterstützung erhielt Käßmann vom katholischen Militärbischof der Bundeswehr, Walter Mixa. Er sprach sich für eine „offene und ehrliche Debatte über die Situation unserer Soldaten und deren Auftrag“ aus. Die Frage, ob der Einsatz in Afghanistan gerechtfertigt sei, sei „zu jeder Zeit berechtigt“.
Auch die evangelischen Bischöfe im Norden stellten sich hinter Käßmann. „Viele Menschen verstehen nicht mehr, warum der Einsatz nötig ist und welches Ziel er hat. Auch ist unklar, wie er beendet werden kann“, sagte die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur dpa. Der Schleswiger Bischof Gerhard Ulrich betonte: „Ich stimme dabei Bischöfin Käßmann unbedingt zu, dass wir mehr Kreativität in unserer Friedenspolitik brauchen.“
Bereits gestern nahm auch Außenminister Guido Westerwelle (FDP) Käßman gegen Kritik in Schutz: Sie wolle lediglich die zivile Komponente des Engagements in Afghanistan in den Vordergrund stellen. "Das entspricht genau auch meinem politischen Ansatz", sagte Westerwelle. "Die Debatte über die Afghanistan-Politik zu reduzieren auf Truppenstärken und militärische Strategien, das ist ein entscheidender Fehler, den wir nicht machen werden", sagte der Außenminister.