Nach ihrer Kritik am Afghanistaneinsatz hat Verteidigungsminister Guttenberg Bischöfin Käßmann eingeladen, die Truppen zu besuchen.
Berlin. Nach der Auseinandersetzung über den Bundeswehreinsatz in Afghanistan haben sich Bundesregierung und Evangelische Kirche aufeinander zubewegt. Ein Treffen von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und der EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann in Berlin verlief nach Teilnehmerangaben konstruktiv und harmonisch. Einigkeit bestand darin, dass das Thema Afghanistan in der Öffentlichkeit auch kritisch diskutiert werden solle. „Beide Seiten waren sich ebenso einig, dass für die Soldatinnen und Soldaten der Rückhalt der Gesellschaft wichtig ist. Dem könne eine offene Debatte nur dienlich sein“, hieß es in Erklärungen des Ministeriums und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
"Ich habe an sie auch eine Einladung nach Afghanistan ausgesprochen", sagte Guttenberg nach dem Treffen. Er habe die Bischöfin zudem eingeladen, an der Führungsakademie der Bundeswehr zu sprechen. Er selbst werde eine Einladung für eine Akademietagung der evangelischen Kirche wahrnehmen.
Hintergrund des Treffens waren Käßmanns kritischen Äußerungen zum Bundeswehreinsatz in Afghanistan. Sie hatte in ihrer Neujahrspredigt unter anderem gesagt: „Waffen schaffen offensichtlich auch keinen Frieden in Afghanistan“. Dies war teilweise so interpretiert worden, dass die Bischöfin einen sofortigen Abzug der Bundeswehr befürworte; dieser Darstellung hatte Käßmann jedoch widersprochen. Guttenberg hatte sie daraufhin zu einem Gespräch ins Verteidigungsministerium eingeladen.
Käßmann sagte nach dem Treffen es sei eine Begegnung auf Augenhöhe gewesen. Sie habe dem Minister die Sorge der evangelischen Kirche darstellen können, dass das Verhältnis von militärischem und zivilem Einsatz nicht mehr stimme, wenn vor allem über Truppenaufstockungen diskutiert werde, nicht aber über die Verstärkung des zivilen Engagements. Dies gelte auch für die Afghanistan-Konferenz Ende Januar in London. Aus Sicht der Kirche müsse über eine „klare Abzugsstrategie“ gesprochen werden.
An dem Gespräch in Berlin nahmen auch der evangelische Militärbischof Martin Dutzmann sowie der Bevollmächtigte des Rates der EKD, Prälat Bernhard Felmberg, teil. Dutzmann sagte dem NDR, Käßmann und Guttenberg seien sich „in den Grundpositionen sehr einig“ gewesen. „Man ist sich einig darin, dass es einen Nachbesserungsbedarf in der Afghanistan-Politik gibt“, sagte der Militärbischof. Es müsse noch sehr viel genauer die Zielsetzung beschrieben werden, zudem müsse das zivile Engagement verstärkt werden. Dutzmann bekräftigte, dass sich die Kirche „selbstverständlich“ zu Themen wie dem Afghanistan-Einsatz äußern müsse.