Hittfeld. Hittfelder Teenager auf dem Weg zur Hiphop-Karriere. Welche „Berufskrankheit“ ihn angesteckt hat und warum er Aufregung liebt. Mit Video.
„Let me entertain you“, schallte es am 7. Dezember laut durch die Halle des TSV Eintracht Hittfeld. Doch nicht Robbie Williams war es, der auf der Weihnachtsfeier der TSV-Tanzabteilung die versprochene Unterhaltung brachte. Es war vor allem der 14-jährige Viggo Hesse. Gekonnt bewegte er sich mit verschiedenen Gruppen zu so ziemlich allem, was die ältere und jüngere Musikgeschichte zu bieten hat – von Elvis Presley bis Apache. Auch ein Solo war dabei. Wer ist dieser junge Mann, der schon seit Kindheitstagen für den Tanzsport lebt?
Next Level: 14-jähriges Jungtalent tanzt in Hiphop-Wettkampfgruppe
Einer klassischen Tänzerfamilie entstammt Viggo jedenfalls nicht. Und doch wäre ohne seine Großmutter wohl alles anders gekommen. Denn als Viggo ihr in jungen Jahren etwas vortanzte, habe sie sofort gewusst: „Der Junge muss in eine Tanzschule“, erzählt der 14-Jährige. Gepaart mit eigener Begeisterung trat er im Alter von sechs Jahren schließlich der Tanzabteilung des TSV bei. Beim Tanzen zählt Viggo damit zu den Frühstartern. Auch, weil ein noch früherer Beginn kaum möglich ist. Er erklärt, im Kleinkindalter mangle es meist noch an der nötigen Koordinationsfähigkeit. Ansonsten gelte jedoch: „Je früher man anfängt, desto besser.“
Dementsprechend weit liegt Viggos erster Wettkampf zurück. An das besondere Gefühl, zum ersten Mal vor einer Jury zu tanzen, erinnert er sich aber noch heute. Und das, obwohl Turniere mittlerweile zum Alltag des Jugendlichen zählen. Das liegt vor allem an der Hiphop-Wettkampfgruppe „Next Level“, der er seit 2020 angehört. Dass Viggo dort der sprichwörtliche Hahn im Korb ist, macht ihm nichts aus. Ganz im Gegenteil: „Das Tanzen mit meinen Mädels“ – wie er die Gruppenmitglieder liebevoll nennt – „hat mich stark geprägt.“
Teilnahme an Deutschen Hiphop-Meisterschaften – nach langem Weg
Damit meint er nicht nur die gemeinsam verbrachte Zeit im Training. Sondern auch die jüngsten Erfolge, die die Gruppe bei Wettkämpfen verbuchen konnte. Hierzu zählen der fünfte Platz bei den Norddeutschen Hiphop-Meisterschaften sowie die Teilnahme an den Deutschen Hiphop-Meisterschaften, wo sich die Gruppe mit Rang 15 zufriedengeben musste. Enttäuschung? Fehlanzeige. „Ich bin in erster Linie sehr dankbar für die Erfahrung. Das war schon echt krass und groß“, blickt Viggo zurück.
Das gilt auch für die Vorbereitung. Denn die hat es in sich, wie der 14-Jährige erklärt: Einmal wöchentlich werde regulär trainiert, hin und wieder kommen sogar Videoanalysen dazu. „Das ist sehr wichtig, denn es geht so gut wie immer etwas schief. Auch, wenn es nicht jeder bemerkt“, muss Viggo lächelnd gestehen. Drei Monate vor einem Wettkampf startet dann die gezielte Einübung der Choreo. Diese soll zu verschiedenen zusammengemischten Songs passen und einen dreiminütigen Auftritt füllen. Klingt, wenig, ist es aber nicht: Taktgefühl, Teambewusstsein und vor allem Ausdauer sind reichlich gefragt. Und am Ende müsse alles sitzen, betont das Talent.
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Aufregung lässt sich vor Wettkämpfen also kaum vermeiden. Für den 14-Jährigen ist das aber nichts Negatives: „Zuerst fährt man los – und auf der Tanzfläche ist es dann wie eine Droge.“ Im übertragenden und positiven Sinne, versteht sich. Umso mehr bedauert er es, dass man sich mit der Zeit an diesen „Adrenalinschub“ gewöhne. „Um ehrlich zu sein, wäre ich sogar gerne noch aufgeregter.“
Viggo Hesse: Assistenztrainer, Choreograf – und bald auch Profi?
Auch außerhalb der Wettkampfgruppe dreht sich Viggos Alltag rund um Musik und ums Tanzen. Er sieht sich infiziert mit dem, was er als „Berufskrankheit“ bezeichnet: „Ständig höre ich Musik und bin gefühlt auch immer in Bewegung.“ Etwa, um in seiner Freizeit neue Tanzschritte zu üben und den Kopf freizuräumen. Oder, um Choreografien für eine der beiden Tanzgruppen zu entwerfen, die er bereits seit einiger Zeit mittrainiert: eine Kindergruppe sowie ein kleines Jungs-Ensemble. „Ich freue mich immer über Kinder, die Spaß am Tanzen haben und denen ich somit den Sport näher bringen kann“, so der 14-Jährige.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Viggos Trainingsplan damit um zwei Termine pro Woche reicher ist. Das hält ihn jedoch nicht davon ab, zusätzlich Privattraining in Harburg zu nehmen. Obwohl die Schule darunter „ein bisschen“ leidet, genießt er die volle Unterstützung von seinen Eltern. Schließlich ist das Tanzen für Viggo schon lange kein reines Hobby mehr. Vielmehr ist der Sport ein fester Bestandteil seines jetzigen Lebens – und womöglich auch seiner Zukunft. Zumindest, wenn es nach den Plänen des 14-Jährigen geht: „Ich möchte mit dem Tanzsport irgendwann mal mein Geld verdienen. Als Profitänzer, Choreograf oder eben als Trainer.“
TSV Eintracht Hittfeld: Trainerin sieht großes Potenzial
Jana Thieme, Trainerin von „Next Level“, traut ihrem Schützling das alles zu. Thieme sagt: „Natürlich wird es nicht leicht. Aber bei Viggo merkt man, dass er das unbedingt will.“ Beide lernten sich im Jahr 2017 kennen. Seitdem habe er sich deutlich weiterentwickelt, so Thieme. Nicht nur im tänzerischen Können, sondern auch in seinem Ehrgeiz: Manchmal, erklärt sie, betrete Viggo schon eine halbe Stunde vor Trainingsbeginn die Halle. Dass sich der 14-Jährige zudem bereits als Assistenztrainer engagiert, wertet Thieme als „großen Schatz“. Umso größer ist ihre Hoffnung, das junge Tanz- und Trainertalent noch lange beim TSV halten zu können.