Harburg. Volle Clubs, zufriedene Veranstalter, begeisterte Fans: Trotz einiger Pannen zieht das Stadtteilfestival positive Bilanz.
In der Spitze dürften es über 1500 Harburgerinnen und Harburger gewesen sein, die gleichzeitig die Live-Musik-Clubs und Gelegenheitsbühnen der Stadt bevölkerten, als diese zum 14. Mal zur „Suedkultur Music Night“ eingeladen hatten. Genaue Zahlen sind noch nicht zusammengerechnet, aber alle Veranstalter waren sehr zufrieden.
Und nicht nur die: Auch die Künstler freuten sich über so viel Publikum. Für die Fans ist die Music Night ohnehin längst ein Datum, das rot im Kalender angestrichen wird.
Suedkultur Music Night: Rund 1500 Harburger zogen begeistert von Bühne zu Bühne
„Wer heute nicht ausgeht, muss schon einen triftigen Grund haben“, sagte Gast Christian „Krilli“ Möller aus Heimfeld vor der Stumpfen Ecke, während in der Eckkneipe gerade die „Monday Monkeys“ ihre Pause beendet haben und zum zweiten Set ihres Akustik-Blues-Konzerts ansetzen. „Beim Musikangebot ist für jeden etwas dabei, und vor allem trifft man unter den Gästen immer wieder Menschen, die man mindestens ein Jahr nicht gesehen hat.“
14 Bühnen waren es in diesem Jahr, die bespielt wurden; darunter die bekannten Live-Clubs, die fast jedes Wochenende Konzerte veranstalten, wie etwa die Fischhalle, der Irish Pub Old Dubliner oder Platzhirsch Marias Ballroom. Aber auch Orte die nur sehr gelegentlich zur Musikbühne werden, wie die TUHH oder der Weltladen in der Hölertwiete.
Dazu kommen Orte, die sich langsam zu regelmäßigen Musikveranstaltern mausern, wie die Marmstorfer Auferstehungskirche oder aber die Genossenschaftskneipe Zur Stumpfen Ecke.
In der Stumpfen Ecke wurde extra Mobiliar aus dem Schankraum geschleppt
Dort hatte man zur „Music Night“ extra Mobiliar aus dem Schankraum vor die Tür oder in den Keller geschleppt, um Platz für Musiker und Konzertpublikum zu schaffen. „Es war trotzdem immer genau so voll, wie es ging“, sagt Genossenschaftsvorständin Andrea Petersen, „und aus dem Eintrittserlös konnten wir den Musikern eine gute Gage ermöglichen.“
Auch wenn der Eintrittspreis von 7,50 Euro für alle Konzerte an dem Abend gilt, ist es bei der Music Night so, dass die einzelnen Veranstalter die Einnahmen aus dem Verkauf der Eintritts-Armbändchen nicht zusammenschmeißen und dann aufteilen, sondern jeder seine Einnahmen behält. Das Eintreiben und Aufteilen wäre eine undankbare Aufgabe, die im losen Verbund der „Suedkultur“ niemand übernehmen möchte. So oder so, kann man sich damit eigentlich nur Feinde schaffen.
Harburg feiert seine Clubkultur: Konzerte gehen bis spät in die Nacht
Die ersten Konzerte begannen bereits nachmittags, die letzten Töne dröhnten erst weit nach Mitternacht. „Es ist immer wieder schön zu sehen, dass Neues hinzukommt und den Verlust von Altem ersetzt“, sagt Music-Night-Veteran Heiko Langanke, einer der Erfinder des Clubfestivals. „Zum Beispiel kam mit Weltladen und Harburg Marketing auf einmal die Hölertwiete als neuer, zentraler Spielort hinzu, und beides wurde auch gut angenommen.“ So habe sich im Kulturwohnzimmer im Gloriatunnel Harburgs wachsende afrikanische Community musikalisch präsentiert.
Je nach Ort und Musik-Genre variierte die Stimmung zwischen familiär und ausgelassen, fanden Beobachter. „Wer von Club zu Club zog, bekam das gut mit“, sagt Langanke.
In den Pausen leerten sich die Clubs – und füllten sich direkt im Anschluss wieder
Es zogen viele. „Man hat es in den Pausen zwischen den Konzerten immer wieder gemerkt, dass sich der Saal leerte, und wenn er sich füllte, dass viele neue Gäste dabeiwaren, während andere woanders hingegangen waren. So soll es ja auch sein“, sagt Heimo Rademaker, Clubchef von Marias Ballroom im Phoenix-Viertel und wie Langanke ein Urgestein der Music Night.
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Ganz glatt lief bei einer solchen, zumal verstreuten, Großveranstaltung natürlich auch nicht alles. So mussten zum Beispiel mindestens zwei der 31 angekündigten Darbietungen abgesagt werden. Im Ballroom fiel eine Band krankheitsbedingt kurzfristig aus, was bei vier geplanten Konzerten, laut Heimo Rademaker aber auch nur bedeutete, dass das eigentlich sehr straffe Programm etwas entspannter organisiert werden konnte.
Music Night Harburg: Planungen für die 15. Ausgaben haben begonnen
In der Fischhalle fiel eine türkische Liedermacherin aus, weil es Probleme mit ihren Reisepapieren gab. „Das ist ärgerlich, aber zum Glück war die dritte Band schon da und wir konnten vorziehen“, sagt Fischhallen-Impresario Werner Pfeiffer.
Die Bilanz ist noch nicht ganz gezogen, aber eines ist sicher: Die Initiative Suedkultur guckt sich noch den Termin für die nächstjährige Clubnacht aus. Es wird die fünfzehnte sein. „Von Anfang an hat uns die Stiftung des Eisenbahnbauvereins gesponsort“, sagt Heimo Rademaker. „Dadurch sind viele Organisationskosten gedeckt. So eine kontinuierliche Förderung ist für die Stadtteilkultur viel wert!“