Oberhaverbeck. Fußbodenheizung und Bollerofen: Gästen im neuen Traumhotel mangelt es an nichts. Doch wie schläft es sich in so luftiger Höhe?
- Übernachten im Baumhaus: Das klingt auf den ersten Blick nicht besonders luxuriös
- Doch Gäste des neue Baumhaus-Resorts bei Hamburg müssen auf nichts verzichten
- Unsere Autorin hat die ungewöhnliche Übernachtungsmöglichkeit getestet
Das idyllische Oberhaverbeck in der Lüneburger Heide ist seit dem Sommer um eine Attraktion reicher: Vier Baumhäuser auf dem Hof Bockelmann laden zum Träumen in Bäumen ein. Es sind die wohl spektakulärsten Übernachtungsmöglichkeiten, die die Lüneburger Heide derzeit zu bieten hat – besonders jetzt im Herbst.
Schlafen im Baumhaus, das klingt romantisch, aber auch ein wenig spartanisch. Nicht so auf dem Hof Bockelmann, der bekannt ist für gehobenen Familienurlaub auf dem Bauernhof. Die vier Baumhäuser, die Kathrin und Hans-Peter Bockelmann als exklusive Ferienwohnungen für zwei bis sechs Personen in die uralten Eichen und Buchen auf ihrem seit 1582 in Familienbesitz befindlichen Hof bauen ließen, sind architektonische Meisterwerke und bieten jeglichen Komfort.
Baumhaus-Traum in der Lüneburger Heide: Luxus mit Fußbodenheizung und Regendusche
Die Apartments in luftiger Höhe verfügen über Bäder mit Regendusche, gemütliche Wohn- und Schlafzimmer sowie Küchenzeilen mit Geschirrspüler, Kühlschrank Backofen, Induktionskochfeld, Kaffeemaschine, Toaster und allem, was man zum Kochen benötigt. Eine Fußbodenheizung und ein kleiner Bollerofen sorgen für Wärme.
Was es nicht gibt, ist ein Fernsehgerät. „Wer braucht das bei dieser Aussicht?“, fragt Hans-Peter Bockelmann. Dafür funktioniert das Internet gut, und im Baumhaus gibt es genügend Steckdosen, um Handys und Tabletts zu laden. Dinge, die für den Erfolg eines Gastgebers heute wesentlich sind – selbst in einem Baumhaus.
Baumhaushotel in der Lüneburger Heide: Schlafen wie in einem Eichhörnchen-Nest
Wir stehen auf der kleinen Hängebrücke, die zum Baumhaus „Kobel“ führt. Es schaukelt ein wenig. Um die Baumhäuser zu erreichen, muss man kein Kletterkünstler sein, aber eine gewisse Beweglichkeit erleichtert nicht nur das Erreichen der ungewöhnlichen Unterkunft, sondern auch das Zubettgehen.
Jedenfalls in dieser Wohnung, in der das gemütliche Doppelbett nur über eine Leiter zu erreichen ist, die vom Wohnbereich durch eine Dachluke nach oben führt. Dort fühlt man sich dann tatsächlich wie in einem „Kobel“, dem Nest der Eichhörnchen hoch in den Astgabeln. Große Fensterfronten nach drei Seiten erlauben einen Panoramablick über den Hof und in die Lüneburger Heide.
Die großen Baumhäuser bieten viel Platz für Familien
„Kobel“ ist das kleinste der vier neuen Baumhäuser der Familie Bockelmann. Die anderen heißen „Eichenkrone“, „Eulennest“ und „Buchenhain“ und bieten Platz für bis zu sechs Personen. In Wirklichkeit sehen sie fast noch beeindruckender aus als auf den Bildern im Internet.
„Wir hatten hier schon einige Leute auf dem Hof, die die Baumhäuser vom Wanderweg aus gesehen haben und mal gucken und ein Foto machen wollten“, erzählt Hans-Peter Bockelmann einer Gruppe von Landwirten und Gastgebern aus Thüringen, die er an diesem Nachmittag über seinen Hof führt. Sie möchten sich über alternative Einnahmequellen in der Landwirtschaft informieren und zeigen sich beeindruckt von dem Resultat des jüngsten Zwei-Millionen-Euro-Investment auf dem Hof Bockelmann. „Die Baumhäuser kommen sehr gut an“, sagt Bockelmann. „Unsere Gäste geben uns ein sehr positives Feedback, und uns erreichen viele Anfragen.“
Was die Übernachtung im Luxus-Baumhaus kostet
Wenige Wochen nach der Fertigstellung sind die Baumhäuser bereits zu einem neuen Hotspot in der Lüneburger Heide geworden – obwohl sie sich eher im Hochpreissegment bewegen. Eine Übernachtung ohne Verpflegung kostet zwischen 190 und 435 Euro, je nach Haus, Gästezahl und Saison. Bei solchen Preisen kann es sich nicht jeder leisten, ein „Stammgast“ zu werden.
„Wir mussten viel investieren. Mit 08/15-Tourismus kriegen wir die Gäste nicht in die Heide. Wir wollen ein kleines, feines Ressort werden“, sagt Bockelmann. Als Nächstes plant er Tiny Houses auf dem Gelände, ein Wohnmobilstellplatz soll entstehen. Der Umbau des alten Schweinestalls zu einem Gebäude für eine neue Rezeption, einen größeren Hofladen und einen Frühstückraum, in dem auch gefeiert werden kann, ist beantragt. Mittelfristig will Bockelmann ein Wellness-Gebäude errichten. Nicht nur in die Baumhäuser hat die Familie gerade viel Geld investiert, sondern auch in die Modernisierung ihrer bestehenden Ferienwohnungen.
Ohne Tourismus wäre das Heidedorf längst tot
Und nun die Baumhäuser, die nicht nur als ein weiteres Angebot des Ferienhofs zu sehen sind: „Sie haben einen gewissen Werbeeffekt, über den wir die Leute auch in die anderen Wohnungen kriegen“, sagt Bockelmann. Der Landwirt sieht diese Entwicklung auch als langjähriger Ortsvorsteher von Oberhaverbeck mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Mir all den Vorgaben und Verboten können wir hier im Naturschutzgebiet keine Landwirtschaft mehr betreiben. Ohne den Tourismus würde unser schönes Dorf aussterben“, meint der Vater von fünf Söhnen.
Lüneburger Heide im Herbst – mehr Romantik geht kaum
Für die Urlauber auf seinem Hof bietet die Lage mitten im 23.000 Hektar großen Naturschutzgebiet allerdings nur Vorteile. Gleich hinter den Baumhäusern beginnt wohl eine der schönsten Landschaften, die die Lüneburger Heide zu bieten hat. Bis zum Turmberg mit seiner großartigen Aussicht sind es nur wenige Schritte.
Von dort aus zeigt sich die Heide in ihrer ganzen Pracht: weite Wälder, einzeln stehende Birken, Wacholder-Haine. Zwar blüht die Heide nicht mehr, dafür leuchten die Blätter der Bäume in herbstlichen Farben. Zu allem Überfluss laufen noch Heidschnucken durchs Bild. Sie tragen kleine Glöckchen und untermalen die fast kitschig anmutende Szenerie mit einem zarten Konzert. Mehr Romantik geht nicht.
Heidschnuckenweg und Naturschutzgebiet: Großer Schatz direkt vor der Haustür
Herrliche Wander- und Fahrradstrecken, wie der Heidschnuckenweg und der Jakobsweg, führen am Hof vorbei. Der Wilseder Berg ist nur einen Katzensprung entfernt. Kathrin und Hans-Peter Bockelmann wissen um den Schatz, den sie vor ihrer Haustür haben, wollen ihn bewahren und gleichzeitig mit ihren Gästen teilen. Dabei müssen und wollen sie strenge Naturschutzauflagen beachten. „Für den Bau der Baumhäuser wurde kein einziger Ast abgesägt“, sagt Bockelmann. Um die alten Stämme zu schonen, stehen die Häuser auf Stelzen.
Neues Luxus-Resort bei Hamburg: Baumhäuser bedienen Sehnsucht nach Geborgenheit
Auch der Bauernhof selbst bietet mit seinen Tieren sowie mit Spielplatz, Fußballfeld, Seilbahn und Klettermöglichkeiten an den Baumhäusern viele Beschäftigungsmöglichkeiten. „Baumhäuser und Tiny Houses liegen bei den Urlaubern im Trend. Sie sind kuschelig und bedienen damit eine gewisse Sehnsucht der Menschen nach Geborgenheit. Gleichzeitig wollen die Urlauber auf nichts verzichten“, meint Hans-Peter Bockelmann. Die ersten Wochen mit den neuen Baumhäusern scheinen diese Sichtweise zu bestätigen: „Sie werden sehr gut gebucht.“
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Eine Nacht in den Luxus-Unterkünften in luftiger Höhe ist zweifellos etwas Besonderes. Löscht man alle Lichter, ist sehr dunkel unter den Baumkronen. Und sehr still. Die Ruhe wird nur von wenigen Geräuschen unterbrochen: eine fauchende Katze, ein grunzender und schmatzender Igel, der durchs raschelnde Laub streift. Die Pferde und Ziegen, die sich unterm Baumhaus ab und zu bewegen.
Sonst herrscht wohltuende Stille. Und Vorfreude: Auf den Sonnenaufgang, wenn das erste Tageslicht durch das goldgelbe Laub der Buche ins Baumhaus dringt und ein weiterer schöner Tag in der Lüneburger Heide beginnen kann.