Rade. Früher Exoten, heute Trendgemüse: Mitte September beginnt die Haupternte der Kürbisse. Ein Hof bei Hamburg bietet die ultimative Vielfalt.

Sie leuchten gelb, orange, rot auf braunen Äckern: Die Kürbissaison läuft auf Hochtouren. Von kleinen, bunten Dekoteilen bis zu gelb-orangen Kaventsmännern wird das vielfältige Gemüse jetzt tonnenweise von den Feldern geholt. Der Hof Bartels in Rade treibt es besonders bunt: Mehr als 100 Kürbissorten in verschiedenen Formen, Farben, und Größen hat der Neu Wulmstorfer Familienbetrieb im Angebot. Die große Kürbispyramide vor dem Hofladen und Café kündet davon.

„Wir bauen seit gut 30 Jahren Kürbisse an“, sagt Heiner Bartels. „Angefangen hat alles mit Zierkürbissen, erst auf 200, dann 500 Quadratmetern, ein Hektar, zwei Hektar. Mich hat der Wuchs der Kürbisse begeistert. Bald kamen Speisekürbisse hinzu. Als wir mit ihnen angefangen hatten, gab es noch keine Rezepte. Deshalb haben wir welche ausgelegt. Heute sind sie überall zu finden. Und wir merken im Hofladen, wenn einer der Fernsehköche ein Kürbisrezept vorgestellt hat. Dann wird vermehrt nach der jeweiligen Sorte gefragt.“

Kürbisse Hof Bartels
Im Herbst steht der Rader Familienbetrieb Bartels ganz im Zeichen der Kürbisse. © Hof Bartels | Felix Valentin

Erntezeit im Hamburger Süden: Kürbisse im Norden profitieren vom wärmeren Klima

Kürbisse sind die dickleibigen Verwandten von Gurke und Melone. Sie zählen zum Fruchtgemüse. Heute wachsen auf dem Hof Bartels auf 30 Hektar Kürbisse heran. Im gesamten Landkreis Harburg sind es 185 Hektar. Und Harburg ist der Landkreis mit der größten Anbaufläche in Niedersachsen. Dort werden auf 844 Hektar Kürbisse kultiviert, wobei die Anbaufläche von Jahr zu Jahr steigt.

Vor 30 Jahren sei es noch ungewöhnlich gewesen, dass ein Landwirt Kürbisse im Norden Deutschlands wachsen lässt, sagt Bartels. Die Reaktionen der Kollegen seien geteilt gewesen. Sie reichten von Neugierde bis Ablehnung. Aber das Klima sei wärmer geworden – „wir bauen seit drei Jahren auch Melonen an“.

Kürbisse Hof Bartels
Kürbisse in Hülle und Fülle: Auf einem Bauernhof bei Hamburg reicht die Menge sogar, um eine zehn Meter hohe Pyramide zu schichten. © Hof Bartels | Felix Valentin

Vor zehn, 15 Jahren kamen bei den Bartels die Halloween-Kürbisse dazu. Sie haben das Geschäft noch einmal beflügelt. Klassische Halloween-Kürbisse sind groß und orange. Sie werden als letzte, möglichst erst Ende Oktober, von den Feldern geholt. Auch hier gibt es verschiedene Sorten. Einige sind Zierkürbisse, andere essbar. Bartels rät zur essbaren Variante. Auch mit ins Fruchtfleisch geschnitzten Gesichtern können die Veggi-Köpfe eine Zeit lang an der Haustür stehen und anschließend verspeist werden.

Bei zu viel Sonne verblasst das satte Orange der Kürbisse

Mitte/Ende September ist die Haupterntezeit für die Kürbisse. Auf dem Hof Bartels sind dann 20 Helfer und vier Angestellte schwerpunktmäßig mit dem Fruchtgemüse beschäftigt. „Jetzt sind alle Sorten reif. Wir müssen das gute Wetter zum Ernten nutzen“, sagt Bartels. Im Mai, zur Aussaat, hat das Wetter nicht mitgespielt: Es regnete viel, sodass einige Kürbiskerne erst im Juni in den Neu Wulmstorfer Boden kamen. Entsprechend verzögert wurde das Gemüse jetzt reif.

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Das wiederum half bei den Hitzetagen der vergangenen Woche: Die Pflanzen trugen noch Blätter, die den Kürbissen Schatten gespendet haben. Sind sie dagegen schutzlos der Sonne ausgeliefert, verblasst das Fruchtgemüse. „Das ist zum Glück nicht passiert. Unsere Kürbisse sehen alle gut aus“, sagt der Landwirt, der einen Großteil der Ernte ab Hof verkauft, aber auch Supermärkte von Famila und Rewe beliefert.

Nachfrage bei herbstlichem Wetter deutlich angestiegen

Bei etwas kühlerer Witterung wächst der Appetit auf das Herbstgemüse. Das spürt auch Wienke Köhler in Reppenstedt bei Lüneburg. In dem Familienbetrieb reifen auf einem Hektar Kürbisse in vielen verschiedenen Sorten heran. Seit Anfang September laufe die Saison, so die Landwirtin. Doch jetzt sei die Nachfrage nach Hokkaido, Butternut und den großen Schnitzkürbissen, die nach und nach geerntet werden, deutlich angestiegen.

Hof Köhler Kürbisse
Wienke Köhler erntet auf ihrem Hof in Reppenstedt Hokkaido-Kürbisse. © Wienke Köhler | Wienke Köhler

„Ich mag am liebsten den kleinen Rolet“, sagt die 29-Jährige. Ganz unkompliziert kommt der aus dem Backofen, wird aufgeschnitten, mit Salz, Pfeffer und Öl bestreut und ausgelöffelt –„einfach lecker“, schwärmt sie. Für ihre Kunden hängt sie im Hofladen Rezepte aus. Kürbisauflauf, Kürbisrisotto oder Kürbispuffer sind dabei. Und natürlich der Klassiker, die Kürbissuppe vom Hokkaido.

Kürbis kaufen bei Hamburg: Zu Halloween endet die Erntezeit

Zum 31. Oktober, Halloween, erreicht der Kürbisabsatz in Reppenstedt seinen Höhepunkt. Dann endet die Erntezeit. Die Landwirte hoffen, dass es im Oktober keine Nachtfröste gibt. Aber die werden aufgrund des wärmeren Klimas immer seltener.

Bei richtiger Lagerung schmecken Kürbisse den ganzen Winter hindurch. „Sie sollten bei möglichst trockener Luft lagern“, rät Heiner Bartels. „Ideal sind 12 Grad, es dürfen aber auch ein paar mehr sein. Hauptsache, die Luftfeuchtigkeit ist niedrig.“