Landkreis Harburg/Lüneburg. Rund 1,5 Millionen Ölkürbisse werden zwei Landwirte aus der Heide diesen Herbst ernten. Wo es das begehrte Kürbiskernöl zu kaufen gibt.

  • Der Ölkürbis ist die Grundlage für das berühmte Kürbiskernöl: Vor allem die Steiermark in Österreich ist für seine Produktion bekannt.
  • Doch auch in der Lüneburger Heide wagen sich die ersten Bauern an den Ölkürbis.
  • Mit den veränderten klimatischen Bedingungen kommen die Pflanzen in der Region gut zurecht.

Philipp Rund hatte kein Vorbild und keine Anleitung. „Ich habe es einfach ausprobiert“, sagt der Landwirt aus dem Landkreis Lüneburg. Er hatte Erfolg. Nach einem ersten Versuchshektar im Jahr 2021 bewirtschaftet er mittlerweile mehr als 50 Hektar Acker mit Kürbissen.

Daraus macht er Kerne, Mehl, Mus und Öl. Und er ist nicht der Einzige: In Putensen bei Salzhausen produziert Kollege Jens-Peter Harms Kürbiskernöl und Kürbiskerne mit Bio-Siegel.

Kürbis-Experiment in der Lüneburger Heide: Zeit für ein wenig Spielerei

Philipp Rund ist die 19. Generation am Hof der Familie, am 1. Juli dieses Jahres war Betriebsübergabe. Früher ein Betrieb mit Kühen, Schweinen und Hähnchen, schaffte sein Vater den Bereich Tierhaltung ab und konzentrierte sich auf Ackerbau und Biogas.

Der Fruchtansatz an der weiblichen Blüte ist bereits zu erkennen. Die männliche Blüte bildet keine Frucht aus.
Der Fruchtansatz an der weiblichen Blüte ist bereits zu erkennen. Die männliche Blüte bildet keine Frucht aus. © HA | Carolin George

Angebaut werden zum Beispiel Getreide, Zuckerrüben und Mais – aber keine Kartoffeln. „Das verschaffte uns im Herbst Zeit für ein wenig Spielerei“, sagt Philipp Rund und lächelt fast entschuldigend. „Und da ich finde, dass man sich als Landwirt immer mal ausprobieren sollte, habe ich einfach einmal Ölkürbisse angebaut – eine spezielle Züchtung mit schalenlosen Kernen.“

Mit den veränderten klimatischen Bedingungen kommt der Ölkürbis gut zurecht

Sein Onkel, Bäcker, hatte ihn danach gefragt: Ob er nicht mal Kürbiskerne für sein Brot produzieren könne. Und in diesem Herbst wird Philipp Rund etwa 24.000 Ölkürbisse ernten – pro Hektar. Macht insgesamt bummelig 1.270.000 Kürbisse.

Mit den veränderten klimatischen Bedingungen komme der Ölkürbis gut zurecht, sagt er: „Er mag unsere sandigen Böden und braucht nur wenig Wasser.“ Nachteil: Die Pflanzen sind überaus sensibel, und mit den kühlen Temperaturen im Mai kamen sie nicht gut klar, viele sind eingegangen und musste neu gepflanzt werden.

Die Kerne liefert der gelernte Landwirt an hiesige Bäckereien

Kleine Ölkürbis-Kunde: Die Blüten öffnen sich morgens und schließen gegen Mittag. Nur aus den weiblichen Blüten werden Früchte – die männlichen sind bloße Zierde. „Die sind nur ein Mal hübsch und schnell verblüht“, sagt Philipp Rund und lacht.

Schon jetzt ein Verkaufsschlager: Kürbiskernöl aus der Lüneburger Heide.
Schon jetzt ein Verkaufsschlager: Kürbiskernöl aus der Lüneburger Heide. © HA | Carolin George

Die Kerne liefert der gelernte Landwirt und studierte Agrarwissenschaftler vor allem an hiesige Bäckereien, etwa zehn Prozent verkauft er außerdem in seinem neuen Verkaufsstand an der Straße, in einigen Hofläden und ausgewählten Lüneburger Supermärkten. „Was einschlägt, ist das Öl“, sagt der 32-Jährige. Das berühmte Kürbiskernöl, das normalerweise aus der Steiermark kommt.

Steirische Ölkürbisse in Bioland-Qualität: Das gibt es nur in Putensen

Seine für Ernte sowie Waschen und Trocknen angeschafften Maschinen nutzt Rund gemeinsam mit seinem Berufskollegen Jens-Peter Harms aus Putensen bei Salzhausen.

Auch er baut Ölkürbisse im dritten Jahr an. „Wir haben uns gleichzeitig mit dem Thema beschäftigt“, erzählt Harms. „Ich hatte einen Bio-Bäcker aus der Gegend gefragt, was ich für ihn anbauen könne, was es ansonsten nicht gibt in der Region. Seine Antwort lautete: Kürbiskerne.“

Der Betrieb von Jens-Peter Harms arbeitet mit Bioland-Siegel, auch die Ölkürbisse sind bio. Werden sie geerntet, sind sie etwa so groß wie ein Basketball. Dieses Foto ist Mitte Juli entstanden.
Der Betrieb von Jens-Peter Harms arbeitet mit Bioland-Siegel, auch die Ölkürbisse sind bio. Werden sie geerntet, sind sie etwa so groß wie ein Basketball. Dieses Foto ist Mitte Juli entstanden. © HA | Privat

Auf zwölf Hektar pflanzt Harms jetzt Steirische Ölkürbisse in Bioland-Qualität. Einen Großteil verkauft er an Bio-Bäcker, einen kleinen Teil verkauft er im Hofladen. In den ersten zwei Jahren, sagt der Landwirt, sei die Nachfrage jedoch größer gewesen als heute. „Die Inflation ist deutlich zu spüren. Gerade der Bio-Markt steht unter Druck.“

Übrigens: In einem Liter Kürbiskernöl stecken etwa 2,5 Kilogramm getrocknete Kerne – das bedeutet, die Kerne aus 35 Ölkürbissen. Beide Landwirte lassen zwei verschiedene Sorten aus ihren Kernen pressen: eine kräftige, nussige Sorte, für die die Kerne vor dem Pressen angeröstet werden, und eine kaltgepresste Sorte, die milder ist im Geschmack.

Eine weitere Neuerung will Landwirt Rund in diesem Jahr zum ersten Mal ausprobieren: Sonnenblumen – natürlich ebenfalls für Kerne und Öl.