Jork. Im Hamburger Süden hängen die Bäume voller reifer Früchte. Wer zu Fuß und mit dem Rad auf die Plantagen möchte, nimmt einfach den Bus.

Der September hat begonnen und damit die schönste Jahreszeit im Alten Land bei Hamburg. Äpfel, Birnen, aber auch Pflaumen und Zwetschen sind reif – wer selbst in die Plantagen geht, um das leckere Obst zu ernten, dem geht einfach das Herz über.

Während die meisten Besucher im Alten Land immer noch mit dem eigenen Auto anreisen, gibt es für alle, die lieber mit dem Rad oder zu Fuß anreisen möchten, eine Alternative: den Elbe-Radwanderbus. Wer den nimmt, kommt nicht nur umweltfreundlich zu den Obsthöfen. Sondern kann auf seinem Weg auch allerhand entdecken.

Äpfel pflücken im Alten Land: Mit dem Radwanderbus das Auto einfach stehenlassen

Zwei verschiedene Linien werden noch den ganzen September über angeboten. Wir starten in Stade am Bahnhof, unser Plan: Wir nehmen die Linie 2 und fahren am Lühe-Anleger vorbei nach Jork und machen dort eine Pause. „Mein Tipp ist ein Spaziergang nach Borstel“, sagt Svenja Ernst, „nicht nur die Kirche dort ist wunderschön, sondern auch der historische Hafen. Und es ist nicht so viel los.“

Die Apfelernte läuft derzeit auf Hochtouren im Alten Land, die Bäume hängen voller prächtiger Früchte.
Die Apfelernte läuft derzeit auf Hochtouren im Alten Land, die Bäume hängen voller prächtiger Früchte. © HA | Carolin George

Außerdem erwartet Gäste dort eine Überraschung: Denn dort bietet tatsächlich eine kleine Fischbude tapfer ihre Brötchen an. Etwas mehr als einen Kilometer weit führt uns der Weg nach Borstel, erst weniger schön an der Straße entlang, später umso entzückender durch die oben erwähnte Gasse, direkt an ganz typischen Altländer Fachwerkhäusern vorbei und von der Straße durch hohe Hecken getrennt.

Wer von Jork aus zum Einkaufen in einem Hofladen möchte, erreicht vom Marktplatz aus verschiedene Obsthöfe in rund einem Kilometer Entfernung. Oder man bleibt einfach hier: Das Jorker Zentrum mit seinen Fachwerkbauten ist zwar sehr klein, aber eine Augenweide – und bietet viele Einkehrmöglichkeiten.

Unser Tipp: Am Lühe-Anleger aussteigen und zu Fuß nach Steinkirchen spazieren

Eine Alternativ-Idee für eine Pause entlang der Linie 2 anstelle von Jork hat Svenja Ernst ebenfalls parat: Am Lühe-Anleger aussteigen und ein wenig mehr als drei Kilometer zu Fuß nach Steinkirchen spazieren, „das ist ein wunderschöner Weg auf dem Deich“, sagt sie. „Und in Steinkirchen gibt es ein paar sehr schöne kleine Geschäfte.“

Svenja Ernst und Segelschiff „Annemarie“ im Museumshafen Borstel.
Svenja Ernst und Segelschiff „Annemarie“ im Museumshafen Borstel. © HA | Carolin George

Aufgewachsen in Hannover, zog die heute 46-Jährige erst mit ihrem Mann nach Hamburg. Als sich Kinder ankündigten, suchten sie etwas Ländliches und fanden das Alte Land. Seit 18 Jahren lebt Svenja Ernst nun im klangvollen Guderhandviertel, seit Mitte Juli arbeitet sie beim Tourismusverband Landkreis Stade/Elbe.

Im Alten Land: fast 95 Prozent der gesamten Baumobstfläche Niedersachsens

Ihr Lieblingsort im Alten Land? Das ist der Bassenflether Strand. „Am Atomkraftwerk vorbeigucken, und um 19.30 Uhr kommt die Helgolandfähre vorbei. Das ist ein kleiner Miniurlaub“, schwärmt sie. „So viel Weitblick hat man sonst nie.“ Und nächstes Jahr soll auch das Atomkraftwerk aus den Augen sein – es wird seit Jahren zurückgebaut.

Hier kommt nur entlang, wer zu Fuß geht: Zwischen Jork und Borsteler Hafen wartet dieses Schumstkück auf Spaziergänger – ein Tipp von Svenja Ernst.
Hier kommt nur entlang, wer zu Fuß geht: Zwischen Jork und Borsteler Hafen wartet dieses Schumstkück auf Spaziergänger – ein Tipp von Svenja Ernst. © HA | Carolin George

Auch ohne Äpfel am Wegesrand wollen wir kurz über sie reden, schließlich liegt im Alten Land fast 95 Prozent der gesamten Baumobstfläche Niedersachsens. Welche Sorten sind denn mittlerweile Trend? „Tatsächlich ist nach wie vor der Elstar der Top-Apfel“, sagt Svenja Ernst. „Das ist wirklich so.“ Neu ist das „Fräulein“, entdeckt von dem Hildesheimer Obstbauer Gerd Sundermeyer. Beworben wird die Sorte daher mit „Die deutsche Apfelentdeckung“.

Buxtehude: Schnuckelstädtchen mit holländisch anmutenden Fleth

Ebenfalls stark nachgefragt seien allergiearme Sorten: zum Beispiel der Santana. „Auch der Wellant ist stark im Kommen, hier heißt er teilweise Galant“, erklärt Ernst. „Er darf nicht als allergiearm gelabelt werden, wird aber von vielen empfohlen und gut vertragen.“

Der Elbe-Radwanderbus zuckelt gemütlich durch das Alte Land und nimmt auch Fahrräder im Anhänger mit.
Der Elbe-Radwanderbus zuckelt gemütlich durch das Alte Land und nimmt auch Fahrräder im Anhänger mit. © HA | Carolin George

Nach etwa zwei Stunden Pause können wir wieder in den Bus steigen und bis Buxtehude zuckeln – das Schnuckelstädtchen mit seinem holländisch anmutenden Fleth lädt absolut dazu ein, den Tag ausklingen zu lassen – und mit dem Zug zurück nach Hause zu fahren. Oder man düst mit dem Bus zurück ins größere Stade, mit seinem hanseatischen Flair eines der schönsten Ziele im Alten Land.

Ein letzter Tipp zum Schluss: Wer Richtung Nordsee möchte mit dem Elbe-Radwanderbus – Linie 1 fährt bis nach Balje – sollte den Ausflug aufgrund der Sperrung des Oste-Sperrwerks auf nächstes Jahr verschieben. „Und dann das Fahrrad mitnehmen“, sagt Svenja Ernst. Dann gibt es eine dicke Prise Salzluft.

Mit dem Radwanderbus zu den Obsthöfen im Hamburger Süden: Wichtige Infos

Der Elbe-Radwanderbus fährt in diesem Jahr zum ersten Mal bis Ende September. Zurzeit läuft die Apfel-, Birnen- und Zwetschgenernte auf Hochtouren. Der Bus verkehrt in zwei Linien und ausschließlich am Wochenende.

Linie 2 zwischen Stade, Jork und Buxtehude fährt alle zwei Stunden insgesamt sechs Mal pro Tag, Linie 1 zwischen Stade, Freiburg und Balje etwas seltener. Es gilt das Deutschlandticket. Die Busse verfügen über Fahrradanhänger. Fahrpläne und Strecken sind zu finden unter www.urlaubsregion-altesland.de

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