Stade. Von wegen perfekte Welle: Während in Bayern ein riesiger Surfpark eröffnet wurde, liegt das Projekt in Stade weiter auf Eis. Die Gründe.
Mit Neid gucken Surfer und Wellenreiter aus Hamburg und Umgebung derzeit nach München. Dort hat gerade ein neuer Mega-Surfpark eröffnet – hier im Norden müssen Wassersportler weiter auf eine ähnliche Attraktion warten.
Dabei sollte mit dem Surfgarten in Stade ursprünglich bereits 2024/2025 auch bei Hamburg ein neues Paradies für Surfer und Wellenreiter eröffnen. Doch nach einem Baustopp liegt das Projekt derzeit auf Eis. Wann und ob der Surfpark jemals fertig wird, steht derzeit in den Sternen.
Surfpark Stade: Warum das Megaprojekt bei Hamburg weiter auf Eis liegt
Der Grund dafür ist der gleiche wie bei vielen Großprojekten aktuell in Deutschland: Trotz einer bereits erteilten Baugenehmigung wurde das 20-Millionen-Euro-Vorhaben vom Umwelt- und Naturschutzbund BUND beklagt – und verzögert sich damit erneut.
Nach der gerichtlich durchgesetzten Klage des BUND mussten die im vergangenen Dezember angelaufenen Bauarbeiten vorerst gestoppt werden. Der BUND und eine Bürgerinitiative kritisieren die aus ihrer Sicht mit dem Surfpark verbundene Ressourcen-Verschwendung und die negativen Auswirkungen des insgesamt dort geplanten Gewerbegebietes auf die umliegende Natur und die Tierwelt. Die Hansestadt Stade legte dagegen als Genehmigungsbehörde Widerspruch ein. Jetzt ist das Oberverwaltungsgericht Lüneburg am Zug. Die Verhandlungen beginnen allerdings erst im Oktober.
Bis zu 2,40 Meter hohe, künstlich erzeugten Wellen
Bauherr des Stader Surfparks ist die SPN Projekt GmbH, hinter der die Brüder Jan und Dirk Podbielski aus dem Alten Land stehen. Das Vorhaben der Fachleute für Windenergie, selbst begeisterte Surfer, hatte von der Ratsmehrheit in Stade bereits im Sommer 2022 grünes Licht erhalten und war zuvor bei den verschiedenen Informationsveranstaltungen ebenfalls überwiegend auf Wohlwollen gestoßen.
Geplant sind ein großer Surfpool, eine Freizeitanlage, Gastronomie, ein Shop und eine Surf-Schule. Auf einem ehemals landwirtschaftlich genutzten Areal an der Kreisstraße 30 im Süden Stades sollen bis zu 80 Besucher gleichzeitig auf bis zu 2,40 Meter hohen, künstlich erzeugten Wellen surfen können.
Initiatoren maximal frustriert: „Freue mich unglaublich darauf, hier zu trainieren“
Das 20.000 Quadratmeter große Surfbecken (entspricht drei Fußballfeldern) böte verschiedene Wellenbedingungen wie am Meer – vom einfachen Wellengang bis zur anspruchsvollen Zwei-Meter-Barre – und ist in vier Bereiche mit unterschiedlichen Bedingungen unterteilt, heißt es in den Planungen. Nach ersten Verzögerungen im Genehmigungsprozess war die die erste komplette Sommersaison im Surfgarten Stade im Jahr 2026 geplant – bis zum Baustopp.
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Zwei Jahre nach dem mehrheitlichen Okay durch den Rat und die anschließende behördliche Genehmigung ist aber außer Spesen und ersten Erdarbeiten immer noch nicht viel gewesen. Was die Initiatoren schwer nachvollziehen können. „Sowohl die Stadt in der Bauleitplanung als auch wir in unserer Projektplanung haben von Anfang an allergrößten Wert auf das Thema Nachhaltigkeit gelegt. Es wurden diverse Maßnahmen geplant, um das Gewerbegebiet und das Projekt nachhaltig zu gestalten“, so Jan Podbielski.
„Es findet sich aber trotzdem immer eine Minderheit, die gegen etwas ist. Und Umweltverbände haben weitreichende gesetzliche Klagemöglichkeiten. Wenn sich beide zusammentun, dann entsteht eine Situation, wie wir sie heute in vielen Projekten in ganz Deutschland sehen.“
Olympia-Surferin Camilla Kemp: München überholt Region Hamburg im Rennen um Surfer
In Stade sollte Deutschlands erster Surfpark dieser modernen Art entstehen – jetzt wurde das Projekt von München überholt. Was Hamburger Surf-Fans etwas neidisch auf Bayerns Metropole schauen lässt, denn im Münchner Vorort Hallbergmoos hat vor wenigen Tagen ein 20.000 Quadratmeter großer Surfpark eröffnet, in dem es jetzt die ersten künstlichen, bis zu zwei Meter hohen Wellen gibt.
Was selbst die Profis erfreut, wie die erste deutsche Olympia-Surferin Camilla Kemp, die vor zwei Wochen noch in Tahiti in den Wellen ritt und jetzt zur Eröffnung gekommen war. „Ich freue mich unglaublich auf diese neue Trainingsstätte, darauf, hier zu trainieren und meine Fähigkeiten weiterzuentwickeln“, sagte sie. Das könne eine neue Generation für das Surfen inspirieren.
München statt Stade: Anfänger und Profis sollen in Bayern ihr Surferglück finden
Den Betreibern zufolge ist die „O2 Surftown Muc“ in München die größte Anlage dieser Art in Europa und (bisher) die einzige in Deutschland. Die Anlage ist etwas kleiner als die in Stade geplante. In dem 180 Meter langen, unbeheizten Becken sollen bis zu 60 Sportlerinnen und Sportler ihren Platz finden.
Ansonsten finden sich viele Ähnlichkeit mit dem geplanten Surfgarten bei Hamburg. Auch in Stade sollen vom Anfänger bis zum Profi alle Windsurfer und Wellenreiter optimale Trainingsbedingungen vorfinden. Wenn es denn irgendwann einmal soweit sein sollte...