Stade. Es wäre ein bundesweit bisher beispielloses Projekt – und ist nun baurechtlich genehmigt. Wie die Chancen für das Großprojekt stehen.
Mit der Genehmigung kommt die Klage der Gegner des Surfparks in Stade: Nachdem die Stadt Stade den Bau einer großen Surfanlage am Donnerstag auch baurechtlich zugelassen hat, reagierten die Gegner des Projekts noch am selben Tag mit ihrer Ankündigung: „Wir werden Klage vor dem Oberverwaltungsgericht Lüneburg erheben“, heißt es schriftlich vom Bündnis aus Bürgerinitiative und Umwelt- und Naturschutzorganisation BUND Stade.
Mit der amtlichen Bekanntmachung liegt dem Projektteam um Geschäftsführer Jan Podbielski seit Donnerstag eine Baugenehmigung für das in Deutschland bisher beispiellose Vorhaben vor. „Wir haben mit der Klage gerechnet und setzen unsere Planung unverändert fort“, sagte Podbielski gegenüber dem Abendblatt. Er freue sich über die erteilte Baugenehmigung. „Wir können jetzt jederzeit loslegen.“ Im ersten Schritt werden die Bagger anrücken und Erde für das 22.000 Quadratmeter große Surfbecken ausheben. Der Termin für den Baustart stehe noch nicht fest.
Surfpark soll gegen Grundsatzbeschluss der Stadt verstoßen
Bernd Hohendorff, Sprecher der Bürgerinitiative „Surfpark – nein danke“, teilte schriftlich mit, dass sich seine Gruppe und der BUND bereits seit längerer Zeit auf die amtliche Mitteilung vorbereitet habe. „Wir wollen mit dieser Klage den Surfpark verhindern.“ Es gehe darum, dass „die Investoren keine Fakten schaffen können“. Als Klägerin wird der BUND Stade auftreten. „Im Kern geht es darum, vor dem Oberverwaltungsgericht (OVG) Lüneburg fehlerhafte Abwägungen im Planverfahren aufzuzeigen“, erläutert das Bündnis schriftlich. Der Anwalt prüfe die Unterlagen gerade abschließend, teilte der ehemalige BUND-Landesvorsitzende Heiner Baumgarten dem Abendblatt mit.
Er wirft der Stadt Stade vor, mit der Genehmigung gegen einen Grundsatzbeschluss für Klimaschutz zu verstoßen. Der Rat setze seine eigenen Vorgaben nicht um. „Da legen wir als Naturschutzbund natürlich den Finger in die Wunde“, so Baumgarten.
Surfpark-Gegner haben Fall zuvor von Fachanwalt bewerten lassen
Die Politik hatte dem Projekt „Gewerbe- und Surfpark Stade“ schon im Sommer 2022 grünes Licht gegeben. Der BUND gab bereits nach dieser Entscheidung des Stadtrats im Juli 2022 im Abendblatt bekannt, rechtliche Schritte zu prüfen. Jetzt ist es soweit. Neben dem dazu erforderlichen Normenkontrollverfahren solle auch die Baugenehmigung beklagt werden. Der Bebauungsplan werde „auf den juristischen Prüfstand“ gestellt, wie es in der Mitteilung heißt. Die Surfpark-Gegner hätten den Fall zuvor von einem Fachanwalt bewerten lassen und sehen nun gute Chancen, die Planung im Gerichtssaal zu kippen.
Der Umweltschutzverband und die Bürgerinitiative kritisieren grundsätzlich die mit dem Surfpark verbundene Ressourcen-Verschwendung. Konkret nennen sie einen hohen Trinkwasser- und Energieverbrauch. Auch die Verwendung der ehemaligen Ackerfläche im Süden Stades „für ein reines Freizeit-Projekt“ monieren sie.
Projekt Surfpark in Stade: Eckdaten und Zeitplan
Auf mögliche rechtliche Schritte hatte Surfgarten“-Initiator Podbielski schon im Sommer gelassen reagiert und dem Abendblatt gesagt: „Das Projekt wurde in den letzten drei bis vier Jahren intensiv geprüft, wir vertrauen den Städteplanern und Experten.“ Er sei zuversichtlich, „dass eine Klage keine Chance hätte“. Bei der Bauleitplanung habe die Stadt sich viele Gedanken gemacht, um ein neues Gewerbegebiet unter Nachhaltigkeitsaspekten anzulegen.
Ab 2024 sollen Besucher der Anlage in Stade auf meterhohen künstlichen Wellen surfen können. An dem ursprünglich anvisierten Starttermin hält Planer Podbielski fest: „Wir wollen so schnell wie möglich loslegen und hoffen, dass wir 2024 schaffen.“ Die erste Sommersaison könne der Surfpark aber erst 2025 abdecken.
Maschine soll für Wellen mit bis zu zwei Metern Höhe sorgen
Auf dem rund 60.000 Quadratmeter großen Areal im Süden der Stadt sollen ab diesem Jahr eine Freizeitanlage mit Pool, Gastronomie, Shop und Surfschule entstehen. Bei dem Gelände handelt es sich um eine ehemals landwirtschaftlich genutzte Fläche an der Kreisstraße 30 südlich des Sportflugplatzes. Herzstück ist ein Surfbecken mit einer Fläche von 22.000 Quadratmetern, in dem eine Maschine (Wavegarden) für Wellen mit bis zu zwei Metern Höhe sorgen soll. Der jährliche Wasserverbrauch wird auf 40.000 Kubikmeter geschätzt.
Ähnliche Anlagen sind etwa in Krefeld, bei München und bei Zürich in der Schweiz geplant. In Betrieb sind große Surfparks in Deutschland noch nicht. Innerhalb Europas wurden bisher zwei Anlagen in Großbritannien („The Wave“ in Bristol und „Surf Snowdonia“ in Wales) und eine in der Schweiz eröffnet.