Altes Land. Gemeinde bei Hamburg hat den vermutlich schönsten Arbeitsplatz im Alten Land zu vergeben. Was Bewerber aber wissen sollten.
- Der Traum vom Aussteigerleben: Viele Menschen denken mehr als einmal in ihrem Arbeitsleben darüber nach
- Konkrete Chancen tun sich dabei aber meist wenige auf
- Auf der Sehnsuchtsinsel Lühesand tut sich aktuell eine traumhafte Gelegenheit auf
Aufgepasst: Wer die Natur liebt, Ahnung vom Camping hat, handwerklich geschickt ist und gern mit Menschen zu tun hat – für den bietet sich auf der Elbinsel Lühesand jetzt eine einmalige Chance auf einen echten Aussteigerjob: Die Samtgemeinde Lühe sucht einen neuen Pächter für den beliebten Campingplatz auf dem einsamen Eiland zwischen dem Alten Land und Schleswig-Holstein.
Traumjob auf Sehnsuchtsinsel Lühesand: Neuer Betreiber für Campingplatz gesucht
Interessenten müssen schnell sein: „Ab sofort ist die Ausschreibung zur Pächtersuche für den Campingplatz Lühesand für vier Wochen auf unserer Homepage veröffentlicht“, bestätigt Timo Gerke, Bürgermeister der Samtgemeinde Lühe, dem Abendblatt.
Die Insel, seit Generationen von der Familie Blohm touristisch und gastronomisch betreut, wird nach dem Ende der Saison 2024 neu verpachtet, weil Holger Blohm nach dem Ende der aktuellen Saison aufhören möchte. Der 65-Jährige hat den wildromantischen Campingplatz auf der Elbinsel über vier Jahrzehnte fast im Alleingang betrieben. Die Samtgemeinde sucht deshalb einen neuen Betreiber für den Campingplatz und das Gasthaus auf der Elbinsel.
„Viele haben eine viel zu romantische Vorstellung von dem Job“
Nachdem das Abendblatt über Blohms Rückzug berichtet hatte, wurde die Samtgemeinde Lühe von Anfragen überrollt. Mehrere hundert Anwärter äußerten ihr Interesse. „Der oder die Richtige war aber noch nicht dazwischen“, so Gerke. „Viele haben eine viel zu romantische Vorstellung von dem Job.“
Die Bewerber müssen einiges mitbringen – vor allem das nötige Kleingeld. Denn eine Vorbedingung für die Übernahme des Campingplatzes sind adäquate Abstandszahlungen an Familie Blohm, in deren Besitz sich das Gasthaus, die Fähren sowie weitere „Gebrauchsgegenstände“, wie zum Beispiel Traktoren befinden.
„Die finanziellen Vorstellungen sind direkt bei Familie Blohm zu erfragen“, so Gerke. Weitere Kosten entstehen dem künftigen Pächter außerdem durch notwendige Sanierungsmaßnahmen, etwa bei den Sanitärgebäuden.
Künftiger Pächter muss auch den Fährbetrieb über die Elbe sicherstellen
Außerdem muss der neue Pächter während der Saison den regelmäßigen Fährbetrieb zu der 3,5 Kilometer langen und nur einen halben Kilometer breiten Insel sicherstellen. Ohne die kurze Überfahrt könnten Dauercamper, Wochenendhausbesitzer und Tagesgäste Lühesand nämlich gar nicht erreichen.
Holger Blohm hat die kleine Fährlinie von Sandhörn in Grünendeich bisher allein betrieben. Das muss man erst einmal können. „Ich würde meinen Nachfolger dabei am Anfang zur Seite stehen, wenn es gewünscht ist“, bietet Blohm an.
Eigentümer der Insel ist das Land Niedersachsen
Während der Saison fährt er täglich mehrfach auf der Linie Sandhörn-Lühesand-Sandhörn – für höchstens 2,50 Euro inklusive Nutzung der Sanitäranlagen auf dem Campingplatz. Zu Blohms Fährlinie gehören eine Personenfähre, eine für Autos, Wohnmobile und Wohnwagen, sowie einer Ersatzfähre, außerdem die Anleger.
Neben den Fähren und den Fähranlagen ist auch das Haus, das Blohms Großvater Heinrich 1933 als Ausflugslokal und Wohnhaus der Familie bauen ließ, in Familienbesitz. Eigentümer der Insel ist aber das Land Niedersachsen. Den Campingplatz mit dem dazugehörigen Parkplatz auf dem Festland hat Blohm von der Samtgemeinde Lühe gepachtet.
Neuer Job als Lebensaufgabe: Pachtvertrag hat eine lange Laufzeit
Blohm hatte gehofft, dass die Gemeinde ihm das Gasthaus und das Fährgeschäft abkaufen würden, um dann für alle Geschäftszweige eine Nachfolgerfamilie zu finden. Doch daraus wurde angesichts eines Millionen-Defizits im Haushalt der Kommune nichts.
Der künftige Pachtvertrag hat eine Laufzeit von 18 Jahren und wird von der Samtgemeinde Lühe erstellt und unterzeichnet. Sie legt auch die jährliche Pacht fest. Interessierte Bewerber müssen bis zum 9. September ein überzeugendes Nutzungskonzept vorlegen.
Campingplatz auf Lühesand bei Hamburg: Ein Hotel wird hier nie gebaut werden
„Dieses Konzept soll darlegen, wie die Insel Lühesand unter den Gesichtspunkten Regionalität und Nachhaltigkeit weiterentwickelt werden soll“, so Gerke. Außerdem müssen die Bewerber nachweisen, welche Erfahrungen sie in den Bereichen „Campingplatz, Gastronomie und Betrieb“ vorzuweisen haben. „Bewerber ohne hinreichende Erfahrung in den genannten Bereichen werden ausgeschlossen“, stellt der Bürgermeister klar.
Auch Investoren, die mit dem Gedanken spielen, auf der Elbinsel ein Hotel oder ähnliches zu bauen, können das schnell wieder vergessen: Der Naturschutz und auch die Bebauungspläne sehen solche Maßnahmen nicht vor – und diese Vorgaben sind laut Ausschreibung unumstößlich. Außerdem müssen die künftigen Betreiber die bestehenden Verträge mit den Dauercampern übernehmen und fortsetzen.