Stade. Umweltschützer wollen das Projekt aufhalten, sollten die Bagger anrollen. Jetzt sind Stadt und das Surfgarten-Team am Zug.

Freizeitsportler und Profis sollen im Surfpark in Stade bald große Wellen reiten. Dem Baustart und einer Eröffnung der „Surfgarten“-Anlage waren die Planer im Frühjahr 2023 ein großes Stück näher gekommen. Mit der Baugenehmigung ging allerdings auch der Widerstand gegen das Projekt mit überregionaler Strahlkraft in eine neue Phase über.

Denn die Umweltschützer vom BUND Stade und die örtliche Bürgerinitiative „Surfpark – nein danke“ machen seitdem nicht mehr nur auf der Straße und im Netz gegen das Großprojekt mobil. Sie gehen juristisch gegen den Surfpark und das gesamte geplante Gewerbegebiet vor. Und warnen jetzt davor, vor der Entscheidung der Richter mit dem Bau zu beginnen.

Surfpark Stade: Gegner drohen mit Baustopp für Großprojekt bei Hamburg

Doch das Verfahren kann sich noch lange hinziehen, wie aus dem Gericht zu hören ist. Und aktuelle Reaktionen der Stadt Stade und des Projektplaners gegenüber dem Abendblatt deuten darauf hin, dass die Parteien einen jahrelangen Rechtsstreit nicht abwarten könnten.

Surfpark Stade: Gegner wollen den Bau stoppen, sobald die Bagger anrollen

Das ist die Lage: Bereits seit März 2023 läuft vor dem Oberverwaltungsgericht in Lüneburg (OVG) ein Verfahren gegen das Bauvorhaben. Der BUND wirft der Stadt Stade vor, mit der Genehmigung gegen seinen eigenen Grundsatzbeschluss für Klimaschutz zu verstoßen. Der Umweltschutzverband und die Bürgerinitiative kritisieren die mit dem Surfpark verbundene Ressourcen-Verschwendung und die negativen Auswirkungen des gesamten geplanten Gewerbegebietes auf die umliegende Natur und die Tierwelt.

Schon im Februar hatte der Sprecher der Bürgerinitiative Bernd Hohendorff betont, dass die Investoren davon abgehalten werden sollen, Fakten zu schaffen. Das Gerichtsverfahren verbietet einen Baustart nicht. Es hat keine sogenannte aufschiebende Wirkung.

Die Simulation zeigt, wie der Surfpark bei Stade aussehen könnte.
Die Simulation zeigt, wie der Surfpark bei Stade aussehen könnte. © HA | wavegarden

Zuletzt wurde der Stader BUND-Vorsitzende Heiner Baumgarten deutlich: Sollten die Bauarbeiten in dem geplanten Gewerbepark im Süden von Stade losgehen, werde er umgehend einschreiten. „Über unseren Anwalt werden wir in diesem Fall eine einstweilige Anordnung erwirken“, sagte Baumgarten gegenüber dem Abendblatt. Dabei handelt es sich um ein Eilverfahren. Für einen Baustopp müssten die Richter einem Antrag der Surfpark-Gegner und ihrer Begründung zustimmen und den Bebauungsplan der Stadt Stade per einstweiliger Anordnung außer Kraft setzen.

Keine schnelle Entscheidung: Auch ein Eilverfahren dauert Monate

Auf Abendblatt-Nachfrage bestätigt das OVG, dass der BUND in diesem Fall (Normenkontrollverfahren) ein Eilrechtsschutz wahrnehmen kann. „Das Gericht kann auf Antrag eine einstweilige Anordnung erlassen, wenn dies zur Abwehr schwerer Nachteile oder aus anderen wichtigen Gründen dringend geboten ist“, heißt es dazu im Gesetz (§ 47 Abs. 6 VwGO).

Fest steht, dass auch ein solcher Eilantrag nicht von heute auf morgen Fakten schafft. Eine Bearbeitung in Baurecht-Sachen dauere in der Regel drei bis sechs Monate, sagt OVG-Pressesprecher Harald Kramer. Je nachdem, wie schnell ein Antrag begründet werde und wie zügig die Beteiligten sich austauschten. Ob ein Bauherr die Arbeiten bis zur richterlichen Entscheidung aussetze, sei in der Regel seine eigene Entscheidung.

Heiner Baumgarten ist ehemaliger BUND-Landesvorsitzender in Niedersachsen. Als Vorsitzender der BUND-Kreisgruppe in Stade engagiert er sich weiterhin für den Umweltschutz. (Archivfoto)
Heiner Baumgarten ist ehemaliger BUND-Landesvorsitzender in Niedersachsen. Als Vorsitzender der BUND-Kreisgruppe in Stade engagiert er sich weiterhin für den Umweltschutz. (Archivfoto) © www.malzkornfoto.de | (FREELENS Pool) Malzkorn

Surfpark-Projekt: Stade will Areal „schnellstmöglich“ zugänglich machen

Eine Entscheidung der Richter im ordentlichen Verfahren wird nicht vor der zweiten Jahreshälfte 2024 fallen, wie das Abendblatt erfuhr. Es könnte deutlich länger dauern. Das Verfahren stecke noch in der Anfangsphase und die Dauer könne noch nicht eingeschätzt werden, heißt es aus dem Gericht.

Für die Stadt Stade ist die Lage klar. Parallel zum Gerichtsverfahren eingelegte Widersprüche des BUND gegen die Baugenehmigung für den Surfpark lehnte die Verwaltung kürzlich ab. Auf das angedrohte Eilverfahren reagiert die Verwaltung wie folgt: „Wir als Stadtverwaltung gehen davon aus, dass der Bebauungsplan und somit die Umsetzung des Gewerbegebiets sicher sind und werden die Erschließung sowie Vermarktung des Areals schnellstmöglich vorantreiben“, so die Reaktion aus der Pressestelle.

Erschließung bedeutet: Straßen und Gehwege werden gebaut, das Gebiet an das Strom-, Wasser-, und Kanalisationsnetz angeschlossen und vieles mehr. Einen Termin für diese Schritte nennt die Stadt allerdings nicht. Der Baustart des Surfparks, der innerhalb des genehmigten Gewerbegebietes entstehen soll, liege in Verantwortung des Investors.

Surfpark-Team hält an dem Projekt fest – Termin für Baustart offen

Der Altländer Projektinitiator Jan Podbielski und sein Team stehen mit ihrem Surfpark in Teilen der Öffentlichkeit in der Kritik, sind in der rechtlichen Auseinandersetzung jedoch Beobachter. Alle Verfahren und Widersprüche richten sich formal gegen die Stadt. Am Bau des „Surfgartens“ hält der Unternehmer fest, ohne ein Datum für einen Baustart zu nennen.

„Wir haben mit der Klage gerechnet und setzen unsere Planung unverändert fort“, sagte Podbielski bereits Anfang des Jahres gegenüber dem Abendblatt. In einem Punkt legt er sich fest: „Die erste vollständige Sommersaison im Surfpark ist für 2026 geplant.“ Eine Eröffnung 2025 ist damit nicht ausgeschlossen.

Auf einem ehemals landwirtschaftlich genutzten Areal an der Kreisstraße 30 im Süden Stades sollen bis zu 80 Besucher gleichzeitig auf bis zu 2,40 Meter hohen, künstlich erzeugten Wellen surfen können. Es wäre Deutschlands erster Surfpark in dieser Form. Geplant sind ein großer Surfpool, eine Freizeitanlage, Gastronomie, ein Shop und eine Surf-Schule.