Einwanderer Karan soll neuer Wirtschaftssenator werden.
Viel falsch machen kann Hamburgs designierter Bürgermeister Christoph Ahlhaus nicht, wenn er den Unternehmer Ian K. Karan bittet, als Wirtschaftssenator in seinen Senat zu kommen. Auch beim grünen Koalitionspartner dürfte es kaum großen Widerspruch geben. Karan hat viel von dem, was das Herz der GAL höher schlagen lassen könnte.
Karan stammt aus Sri Lanka - geboren, als das Land noch Ceylon hieß und zum britischen Empire gehörte. Der Millionär mit dem Migrationshintergrund, wie das heute politisch korrekt heißt, weiß, wie schwierig Integration sein kann. Es war wie in einem Einwanderermärchen: Er stieg vom Tellerwäscher zum Millionär auf. Heute ist der 71-Jährige aus der Abteilung "Neues Geld" längst etabliert in der feinen Kaufmannschaft der Freien und Hansestadt Hamburg, der Abteilung "Altes Geld".
Wird er aber auch ein guter Senator? Es ist eine Entscheidung mit Risiken und Nebenwirkungen - Karan hat wohl auch deswegen lange gezögert. Als Wirtschaftssenator ist er nicht nur Senator für die Wirtschaft, sondern für ganz Hamburg. Er ist Teil einer Koalition und muss etwa bei der so wichtigen, aber bei der GAL nicht beliebten Elbvertiefung aufpassen, dass es keine weiteren Verzögerungen gibt. Gleichzeitig muss er bei seinen Freunden in der Wirtschaft für dort wenig beliebte Projekte wie Stadtbahn und Umwelthauptstadt Hamburg werben.
Ein Erfolgsmann aus der Wirtschaft und Seiteneinsteiger in die Politik wird nicht automatisch über Nacht zum erfolgreichen Politiker. Aygül Özkan, die niedersächsische Integrationsministerin, legte einen Fehlstart hin und ist heute vor allem bemüht, weitere Fehler zu vermeiden. Wer kennt noch den IT-Unternehmer Jost Stollmann, der Mitglied in Schröders Schattenkabinett war und ausschied, bevor es zur Regierungsbildung kam?
Ahlhaus' Entscheidung ist ebenso mutig wie Karans Zusage. Mutig war schon, dass Ahlhaus den durch ein staatsanwaltschaftliches Ermittlungsverfahren belasteten, aber kompetenten Finanzsenator Frigge im Amt ließ. Mit diesen beiden ersten Personalentscheidungen hat der designierte Bürgermeister gewiss nicht den von vielen befürchteten Fehlstart hingelegt. Erste SPD-Genossen sprechen schon davon, dass sie den Mann wohl unterschätzt haben.
Ahlhaus muss erst noch seinen Nachfolger als Innensenator finden und jemanden mit Strahlkraft für das wichtige Kulturressort. Das reicht aber allein noch nicht, dass Schwarz-Grün die Wahlen in zwei Jahren erfolgreich bestehen kann. Ein überzeugendes Restprogramm haben weder Ahlhaus noch die Koalition bislang vorgelegt.