Haben Sie Sorgen, Probleme im Alltag? Ralf Nehmzow ist Leserbotschafter des Hamburger Abendblatts, er vermittelt, hilft, engagiert sich für die Interessen der Leser. An den ersten Donnerstagen im Monat lässt er in seiner Kolumne Leser mit jeweils drei Fällen zu Wort kommen, konfrontiert damit die betroffenen Behörden, Institutionen und Unternehmen. Nicht alle Ärger-Fälle lassen sich lösen, manchmal gibt es nur Erklärungen. Am jeweils letzten Donnerstag dokumentiert er den "Fall des Monats" mit Ergebnis.
Der Fall
Alexander M., 19, war versunken in den Weihnachtsmarkt, in die Feststimmung an Ständen mit Kleinkunst, Glühwein und Bratwürsten. Der junge Mann bemerkte zunächst nicht, dass plötzlich sein Portemonnaie verschwunden war, mit Personalausweis, Bankkarte und ein bisschen Kleingeld. So geschehen am 3. Dezember 2009. Einen Tag später erstattete er Diebstahlsanzeige bei der Polizei. Wenige Tage danach bekam er Post von der Telekom (Werbespruch: "Erleben, was verbindet"). "Wir bedanken uns für Ihr Vertrauen und begrüßen Sie heute als T-Mobile-Kunden", hieß es in dem Schreiben. Kurz darauf meldete sich die Haspa bei dem Schüler, weil T-Mobile eine Rechnung abbuchen wollte, der Betrag: 180,48 Euro. Der angehende Abiturient, mitten in seinen Vorbereitungen für die Prüfungen, war bestürzt.
Er ging am 19. Januar 2010 zu einem Telekom-Shop, um den Betrugsfall mitzuteilen, und übergab dort eine Stellungnahme zu dem Vorfall. Nun, so dachte er, sei die Sache erledigt. Ein paar Tage später bekam er erneut Rechnungen von der Telekom, eine über 139,90, eine weitere über 141,40 Euro. Er rief mehrfach bei der Telekom an. Wieder bekam er eine Rechnung - über 1560,32 Euro, die Telekom hatte inzwischen vorzeitig fristlos gekündigt und machte auch Schadensersatzforderungen geltend.
Die Recherche
Es kommt heraus, dass der Portemonnaie-Dieb und Betrüger gleich zwei Handy-Verträge mit dem Ausweis des Schülers abgeschlossen hatte, einen davon bei der Telekom. Noch am 30. März 2010, also lange, nachdem der junge Mann der Telekom mitgeteilt hatte, dass er nie diesen Vertrag abschloss, schrieb das Unternehmen ihm: "Mit Ihrem T-Mobile-Anschluss nutzen Sie Leistungen, die laut Vertrag entgeltlich sind. Wenig erfreulich ist daher, dass wir für diese Leistungen schon seit Längerem kein Geld von Ihnen erhalten." Dazu sagt Lorenz Steinke, Sprecher der Telekom in Hamburg: "Seitens des Kunden lagen uns die für eine Sperrung notwendigen Unterlagen erst am 18. Februar vollständig vor. Erst nach Prüfung der Unterlagen haben wir eine Sperrung des Anschlusses vorgenommen."
Alexander M. sagt: "Ich verstehe die Mitarbeiter der Telekom nicht, die sich offenbar meinen Ausweis nicht genau angesehen haben, als der Betrüger unter meinem Namen den Telekom-Vertrag unterschrieb."
Die Telekom verlangte jetzt eine Betrugsanzeige von dem Schüler; der ging davon aus, dass dies die Telekom macht, weil das Unternehmen das Betrugsopfer ist. Steinke sagt: "Als Geschädigte haben wir Anzeige bei der Polizei erstattet, wie dies grundsätzliches Verfahren in unserem Haus ist." Die Polizei rät, es sei durchaus hilfreich, wenn auch der betroffene Bürger in solchen Dreiecksfällen den Betrug anzeigt.
Das Ergebnis
Alexander M. muss die 1560,32 Euro nicht bezahlen, nachdem sich der Leserbotschafter in den Fall eingeschaltet hat. Steinke: "Wenn die polizeilichen Ermittlungen im Betrugsfall abgeschlossen sind, der Sachverhalt sich so bestätigt, ist der Fall für uns endgültig erledigt."
So erreichen Sie den Leserbotschafter: Schicken Sie bitte Ihre Alltagsärger-Fälle, kurz skizziert, mit Ihrer Telefonnummer per E-Mail an: Leserbotschafter@Abendblatt.de oder an: Leserbotschafter Ralf Nehmzow, Chefredaktion Hamburger Abendblatt, Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg