Jan Bosse inszeniert Henrik Ibsens Drama “Peer Gynt“ am Thalia-Theater. Am 16. September ist Premiere.
Mit den großen Menschheitsfragen kennt sich Jan Bosse bestens aus. Der Regisseur, den Hamburgern noch durch seine "Faust"-Inszenierung am Schauspielhaus in bester Erinnerung, liebt Dramen, die wie Granitblöcke vor ihm liegen. Henrik Ibsens "Peer Gynt" ist so ein Drama. Das Stück, inspiriert von zahlreichen norwegischen Feenmärchen, gilt auch als "nordischer Faust" - nur ohne einen Mephisto.
Bosse, inzwischen Hausregisseur am Berliner Maxim-Gorki-Theater, richtet das Werk derzeit für die Premiere am 16. September im Thalia-Theater ein. Pflügt sich durch ein Textgebäude aus Behauptungen, Erfindungen und Lügen. Und mittendrin Peer Gynt, ein verarmter Bauernsohn, der allerlei heldenhafte Märchen erfindet, zu Abenteuern aufbricht und von garstigen Trollen heimgesucht wird. Nach Stationen in Marokko und Ägypten hat Gynt die Liebe vorerst verpasst, Reichtum erlangt und sich durch grausame Taten schuldig gemacht.
"Es geht um Gedankenvergehen", sagt Jan Bosse. "Darum, dass jeder Satz Wirklichkeit schafft und Geschichtenerzählen ein Schöpfungs-, aber auch Zerstörungsprozess sein kann." Der Regisseur muss eine Flut von Bildern zu diesen Traumwelten kanalisieren. Gleichzeitig gilt es, das ursprünglich reine Lesedrama und seine langen Monologe, mit Leben zu füllen. In Jens Harzer - Schauspieler des Jahres 2008 in der Kritikerumfrage von "Theater Heute" - hat Bosse einen Darsteller, der diese Aufgabe schultern kann.
"Peer Gynt" ist auch eine klassische Hochstapler-Geschichte. "Er besitzt die Weisheit des Narren, der von ganz unten kommt. Durch dessen scheinbar naive Brille man die Welt betrachtet und der auf der Suche nach dem Mysterium der Wahrheit ist." Bosse entdeckt eine starke Aktualität in dem Stoff: "Der Selbstfindungsanspruch steht wie unser Glücksfetisch heute nah am Wahnsinn". Und am Ende, im berühmten "Zwiebelmonolog", muss Peer Gynt erkennen, "Bis ins innerste Innre/Nichts als Schichten - immer dünnre und dünnre. - Die Natur ist ein Schalk!"
Peer Gynt Premiere Mi 16.9., 19.30, Thalia-Theater (U/S Jungfernstieg), Alstertor, Karten von 11,- bis 60,- unter T. 32 81 44 44 oder unter www.thalia-theater.de