Hamburg. Illustre Runde, darunter drei Senatoren, trifft sich im The Fontenay – plötzlich geht es nur noch um den Opernbau in der HafenCity.

Es ist ein Jahr her, da sorgte eine Aussage des Milliardärs und Unternehmers Klaus-Michael Kühne für Furore. Damals hatte der 85-Jährige im Nachrichtenmagazin „Spiegel“ vorgeschlagen, eine neue Oper in der Hansestadt zu bauen. Gemeinsam mit dem österreichischen Investor René Benko arbeite er an einem Finanzierungskonzept – etwa 300 bis 400 Millionen Euro sollte der Neubau kosten, hieß es damals.

Doch die Stadt reagierte eher zurückhaltend auf das Angebot. Mit dem Vorschlag, das alte denkmalgeschütze Opernhaus an der Dammtorstraße abzureißen und den Neubau als Mietkauf-Modell mit dem umstritten Investor Benko zu finanzieren, hatte es Kühne seinen Gegnern allzu leicht gemacht. Statt Lob prasselte viel Kritik auf den Wahlschweizer ein.

Oper in der HafenCity: Kühne hält an seiner Idee fest

Doch der Unternehmer hält weiterhin an seiner Idee fest – wenn auch etwas abgeändert. Und die Gespräche sind nach Informationen des Hamburger Abendblatts viel weiter fortgeschritten als bislang kommuniziert. Dies wurde ausgerechnet am Rande einer Feier zum 80. Geburtstag von Handelskammer-Präses Norbert Aust publik.

Zu dessen Ehren hatten sich rund 80 Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik im The Fontenay versammelt. Dabei waren nach Abendblatt-Informationen mit Innensenator Andy Grote, Finanzsenator Andreas Dressel (beide SPD) und Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) gleich drei Senatsvertreter, aber auch Ehrenbürger Michael Otto, die Ex-Senatoren Ian Karan, Jörg Dräger und Wolfgang Peiner, die früheren Handelskammer-Präsides Fritz Horst Melsheimer, Frank Horch und Nikolaus W. Schües sowie vier Hochschulpräsidenten, die alle mitfeierten.

Kühnes Opernidee: Norbert Aust geriet ins Schwärmen

Am Ende der Veranstaltung bedankte sich Norbert Aust bei seinen Gästen – und hob einen Gast besonders hervor: Seinen Tischnachbarn Klaus-Michael Kühne. Aust schwärmte, so berichten Gäste, von der Idee des Opernbaus in der HafenCity und bedankte sich bei ihm als potenziellen Opernhaus-Stifter. Dabei stellte der Handelskammer-Präses klar, wie wichtig die Kultur sei, ein Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält. Die Elbphilharmonie sei nur ein Teil der Hamburger Musiklandschaft, zu der auch eine große Oper gehöre. Die wiederum könne nur im Hafen stehen – als Leuchtturm der Transformation.

„Ich habe unsere Idee beschworen, wie Hamburg 2040 aussehen soll, wie wir leben wollen und wovon“, sagte Aust am Donnerstag dem Abendblatt. Er erinnerte daran, dass es in Hamburg ohne die Kaufleute weder die Kunsthalle noch die Laeiszhalle gebe.

Opern-Pläne schon viel weiter gediehen als angenommen

Inzwischen ist klar: In den vergangenen Monaten sind die Verhandlungen über eine mögliche Stiftung einer Oper zwischen Kühne und Vertretern der Stadt intensiv und sehr ernsthaft geführt worden. Offenbar ist die alte Idee eines Mietkauf-Modells vom Tisch, auch René Benko und ein Abriss der bestehenden Staatsoper sind längst nicht mehr Teil des Plans.

Stattdessen geht es um eine Kostenteilung: Die Stadt könnte demnach das Fundament bezahlen. Und der Aufbau dann von Kühne, Schätzungen zufolge der fünftreichste Mann Deutschlands, finanziert werden. Schwieriger sind demnach die Verhandlungen über die Finanzierung des Betriebshaushaltes, wenn die Vorzeige-Oper fertiggestellt sein wird. In Kopenhagen, wo der Milliardär Maersk McKinney Moeller seiner Stadt Kopenhagen ein Opernhaus für 335 Millionen Euro geschenkt hatte, wurde das zum Problem.

„Ich bin Opern-Fan, und die Stadt hätte eine bessere Oper verdient“

Offenbar herrscht auch im Senat noch keine abschließende Einigkeit – Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) reagiert bislang eher zögerlich auf Kühnes Angebot.

„Meiner Stiftung geht es sehr gut, wir können dazu einen großen Beitrag leisten“, hatte der Logistikunternehmer und Kulturfreund Kühne Anfang November im Abendblatt erklärt und eine Kombination aus Oper und einem Wissenschaftszentrum ins Gespräch gebracht. „Ich bin Opern-Fan, und die Stadt als Metropole hätte eine bessere Oper verdient. Hamburg ist eine Musikstadt.“

Neue Oper in der HafenCity – Bauplatz am Baakenhöft?

Am Baakenhöft in der Hamburger HafenCity könnte die neue Oper gebaut werden.
Am Baakenhöft in der Hamburger HafenCity könnte die neue Oper gebaut werden. © Andreas Laible / FUNKE Foto Services | Andreas Laible

Nach Informationen des Abendblatts gibt es schon einen konkreten Platz für Hamburgs Opernträume: Das Baufeld 85 am Baakenhöft – ein Filetgrundstück in der HafenCity, das bislang nicht verplant wurde. Dort soll eines Tages ein Gebäude mit einer großen öffentlichen Strahlkraft und Nutzung entstehen. Zudem liegt das Areal in der Mitte zwischen Elbphilharmonie und Elbtower.

Noch stehen auf dem Grundstück alte Hallen und das futuristische Lighthouse, das dort aber nur temporär eine Heimat gefunden hat. Das Areal scheint wie gemacht für eine spektakuläre öffentliche Nutzung.

Nach dem überraschenden Offenlegen der Pläne dürfte nun Dynamik in die Verhandlungen kommen. Trotzdem versuchten am Donnerstag alle Beteiligten, erst einmal abzutauchen. Klaus-Michael Kühne sagte dem Abendblatt, das Thema „Neue Oper für Hamburg“ sei für die Kultur und die Stadt ein wichtiges Projekt, wollte sich aber nicht konkreter äußern.

Kühnes Traum von neuer Oper: Kulturbehörde geht auf Tauchstation

Die Kulturbehörde ging ebenfalls auf Tauchstation: „Es gibt keinen neuen Stand“, ließ Behördensprecher Enno Isermann verlauten. Staatsopern-Intendant Georges Delnon, kurz aus seiner Probe für seine eigene Opern-Premier auf- und dann wieder abgetaucht, ließ sagen, dass er nichts sagt.

Aber die Debatte ist seit Mittwochabend wieder eröffnet.