Hamburg. Die Idee, in der HafenCity ein neues Opernhaus zu bauen, stößt auf Begeisterung, aber auch auf Kritik. Nagano bestätigt Kühne.
Eine Nachricht elektrisiert die Kulturstadt Hamburg: Der Mäzen und Milliardär Klaus-Michael Kühne ist bereit, mit seiner Stiftung ein neues Opernhaus in der HafenCity zu errichten. Der Bau soll 300 bis 400 Millionen Euro kosten. Der Wahlschweizer, der am Donnerstag 85 Jahre alt wird, gilt als großer Opern-Fan. Die Idee stieß auf große Begeisterung, aber auch auf scharfe Kritik. Denn seinen großzügigen Vorschlag verband er mit einem Immobiliengeschäft – dabei regte er an, die bestehende Staatsoper abzureißen.
Nach der Debatte der vergangenen Tage hat sich Klaus-Michael Kühne nun zu Wort gemeldet. Er stellt auf Anfrage des Abendblatts über seine Stiftung klar, dass die Initiative für den Opernneubau von Generalmusikdirektor Kent Nagano ausging. Er habe Kühne vor rund zwei Jahren darauf angesprochen, „dass er sich ein neues Opernhaus für Hamburg wünsche, und diese Bitte wiederholte er noch einmal bei einem Zusammentreffen im Herbst 2021, diesmal verbunden mit dem Hinweis, dass man die Oper in ein Projekt ‚Kulturcenter‘ einbeziehen sollte.“ Nach Informationen des Abendblattes schwebt Nagano vor, in dem neu zu bauenden Gebäude auch ein Opernmuseum unterzubringen.
Kühnes neue Oper für Hamburg: Nagano für Standort in der HafenCity
Nagano, so Kühne, habe sich als Standort die HafenCity gewünscht. „Ich habe Herrn Nagano daraufhin mitgeteilt, dass mir ein solches Vorhaben erstrebenswert erschiene, meine Kühne-Stiftung oder ich selbst aber keine alleinige Trägerin sein könnten, sondern eine Realisierung gemeinsam mit der Stadt Hamburg und möglicherweise weiteren Unterstützern erfolgen müsste“, so Kühne.
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Daraufhin suchten Nagano und Kühne das Gespräch mit Kultursenator Carsten Brosda (SPD). Später kam auch der Immobilieninvestor und Elbtower-Bauherr René Benko ins Spiel – an dessen Unternehmen Signa Prime Selection AG ist Kühne mit fünf Prozent beteiligt.
Kühne, Nagano und Benko stellen Brosda die Opernpläne vor
Benko brachte das Düsseldorfer Modell ins Gespräch, eine Immobilienentwicklung über eine Kaufmiete. Dieses Modell stellten Benko, Kühne und Nagano am 27. April dem Kultursenator vor – und stießen auf Vorbehalte. „Trotz großer Skepsis auf Seiten des Herrn Senators besprachen wir, dass unter Rückgriff auf einige Daten der Kulturbehörde die SIGNA-Gruppe von Herrn René Benko eine grobe Machbarkeitsstudie erstellen sollte, die dann Gegenstand weiterer Gespräche sein könnte“, erklärt Kühne nun.
In dieser Machbarkeitsstudie sollten Größe und Zweck des Gebäudes "Kulturcenter" und eine groben Baukostenschätzung ermittelt werden, zudem galt es, die Betriebskosten abzuschätzen, um sie mit den aktuellen laufenden Kosten der Hamburgischen Staatsoper zu vergleichen.
Tschentscher erteilt Kühnes Konzept eine Absage
Am vorvergangenen Sonnabend, dem 21. Mai, traf sich Kühne mit Bürgermeister Peter Tschentscher – und kassierte dort mit dem Finanzierungskonzept „Kaufmiete“ eine Absage. So ist die Politik strikt gegen einen Abriss des denkmalgeschützten Gebäudes an der Dammtorstraße. Das Haus dort könnte beispielsweise als Musicaltheater weitergenutzt werden. Der Bürgermeister favorisiert im Falle eines Neubaus ein Modell wie in Kopenhagen – dort hatte die „A.P. Møller und Chastine Mc-Kinney Møller Stiftung“ des Reedereigründers den Bau mit Kosten von 325 Millionen Euro allein gestemmt und anschließend der Stadt geschenkt.
Der Einstieg bei Hapag-Lloyd, einst die Rettung eines Traditionsunternehmens, hatte sich für Kühne in den vergangenen Jahren ausgezahlt: Er hat seinen Einsatz dort vervielfacht – sein Anteil hat derzeit einen Wert von 20 Milliarden Euro. Schon in den vergangenen Jahren hat der Unternehmer über seine Kühne-Stiftung die Kultur in Hamburg großzügig unterstützt.
Kühnes Pläne für neues Opernhaus: "Neue Perspektiven für Hamburg"
Seine Erklärung schließt mit den Worten: „Im Falle einer Realisierung habe ich in Aussicht gestellt, dass meine Kühne-Stiftung einen maßgeblichen Beitrag leisten würde, der im Einzelnen zu definieren wäre, dass es sich aber in erster Linie um ein Entwicklungsvorhaben Hamburgs handeln müsste, um die ,wachsende Stadt' zu beleben und ihr neue Perspektiven auf dem Gebiet ,Kunst und Kultur' zu eröffnen.“
Neue Oper? Nagano bestätigt Kühne
Kent Nagano, der Kühne gegenüber dem Abendblatt als „Visionär“ bezeichnete („Und Visionäre sind immer kontrovers.“), ließ gestern mitteilen, dass die Idee „in der Tat“ von ihm stamme. Er freue sich sehr, dass Klaus-Michael Kühne diese Idee aufgegriffen und weiterentwickelt habe.
Für ihn sei entscheidend, dass die Hamburgische Staatsoper ein Haus der Stadt und ein Haus für die Stadt ist, dies sei ihre Geschichte und ihre Zukunft. „Und sie soll selbstverständlich weiter bestehen.“ Kühne sei „eine wichtige Führungspersönlichkeit in der Finanzwelt, und es ist bemerkenswert, dass er sich so sehr für die Zukunft der klassischen Musik einsetzt“. Kultur benötige eine ständige Erneuerung, während sie sich in die Zukunft weiterentwickele. Von diesem Standpunkt aus sei eine Diskussion über die zukünftige Positionierung klassischer Musik im Hamburg des 21. Jahrhunderts „lebenswichtig und relevant“.