Hamburg. Unternehmer Klaus-Michael Kühne will eine neue Staatsoper in der HafenCity bauen. Man muss auch auf komplexe Fragen verweisen.

Das Wort „historisch“ ist groß. Aber wenn ein privater Geldgeber dreieinhalb Jahrhunderte nach dem Bau der legendären Gänsemarktoper dem Senat signalisiert, dass er freiwillig sehr viel eigenes Geld in ein Remake dieses Kultur-Prestigeprojekts investieren möchte (über die Rahmenbedingungen wird, wenn es dazu kommen sollte, noch viel zu reden sein) – dann darf man schon mal groß ausholen.

Man darf sich grundsätzlich freuen und dankbar für dieses Angebot von Klaus-Michael Kühne sein, der nicht zum ersten Mal der Hamburger Kultur große Schecks ausstellt, anstatt sich in seiner Freizeit über Zweitliga-Fußball aufzuregen.

Neue Oper für Hamburg dank Kühne?

Man muss aber auch gleichzeitig auf die vielen grundsätzlichen, komplexen Fragen verweisen, die mit einem Neubau der Staatsoper in der HafenCity verbunden sein müssen. Schon, um nicht jene katastrophalen Anfängerfehler zu wiederholen, die das grundsätzlich anders gelagerte Projekt Elbphilharmonie als Baustelle erst zur internationalen „Lachnummer“ (O-Ton Intendant Christoph Lieben-­Seutter) und dann zum Erfolg machten, um den die Stadt weltweit beneidet wird.

Schön am Timing: Gerade erst versuchte der Senat, sich mit knausrigen Pfeffersack-Argumenten darum zu drücken, dass der Besuch der Elbphilharmonie-Plaza, ein großzügiges Geschenk an alle und jeden, auch kostenlos bleibt. Und genau jetzt schneit ihm das nächste epochale Kulturthema zur Aufwertung der Musik- und Kulturmetropole auf den Tisch.

„Gebt Opern oder wir sterben!“, das war im Barock ein Kampfruf der musiksüchtigen Gänsemarktoper-Fans. Mehrere Gebäudegenerationen später ist die Staatsoper Erbe und Verwalter dieser großen Tradition. Das alles kann und sollte man nicht mal eben irgendwohin verpflanzen. Andererseits aber gibt es – gerade jetzt, nach den Verheerungen der Corona-Jahre – wenig Besseres als eine visionäre, kluge Debatte über die Attraktivität von Hamburgs Kulturlandschaft.