Solistin Silvia Azzoni freut sich über Briefe der japanischen Fans und den erneuten Besuch von Prinzessin Takamado. Ihr Kollege Carsten Jung zeigt sich beeindruckt vom Linksverkehr für Fußgänger in Tokio und Haltestellen-Fahrstuhlmusik.

"Incredible Asia" der Leitspruch Malaysias lässt sich auch auf die Erfahrungen der beiden Ersten Solisten übertragen. Denn das Leben in Japan bietet einige Überraschungen.

Carsten Jung:

"Sehr spannend finde ich in Tokio das U-Bahn-fahren. Nicht, dass es besonders schwierig wäre, zum Ziel zu kommen die vielen englischen Schilder sorgen dafür, dass auch Nicht-Japaner sich gut zurechtfinden.

Es sind eher die Kleinigkeiten, die mich beeindrucken: Zum Beispiel, dass sich alle brav auf der linken Seite der Rolltreppe anstellen (in Japan herrscht Linksverkehr, das gilt auch für Fußgänger), auch wenn sie dadurch einen kleinen Fußgängerstau verursachen. Das wäre bei uns nie möglich! Ein anderes Beispiel sind die vielen Läden in den U-Bahn-Stationen: In Shibuya, das ist die große Haltestelle am "Lost in Translation"-Platz mit den vielen Zebrastreifen, gibt es zum Beispiel einen Waffelstand. Egal zu welcher Tageszeit man vorbeikommt, hier stehen die Leute immer Schlange Waffeln sind in Japan zur Zeit wohl heiß begehrt.

Meine Lieblingsgeschichte über die Tokio-U-Bahn kommt aber von unserem Pianisten Richie: Bei jedem Halt ertönt eine kleine Musik, die von Station zu Station variiert. Mal ist es "Der Dritte Mann", mal undefinierbare Fahrstuhlmusik. Richie war davon so fasziniert, dass er die Musik mit seinem Laptop aufgenommen hat. Er ist dazu bei jeder Haltestelle aufgesprungen, hat das Mikrofon aus dem Bahnwagon gehalten und die Töne eingefangen.

Das war natürlich sehr zum Vergnügen der Japaner. Deshalb wurde er bald angesprochen, warum er diese Aufnahmen machen würde, er könne sich doch einfach eine CD kaufen mit Haltestellenmusik. Richie kaufte sich also im nächsten Musikladen eine U-Bahn-CD. Beim Anhören stellte sich dann heraus, dass gar nicht Richies Musik auf der CD war, sondern die Ansagen der Haltestellen. Es gibt also Menschen hier, die sich zuhause die Durchsagen der Schaffner anhören. Das muss man sich mal vorstellen..."

Silvia Azzoni:

"Die japanischen Fans warten schon lange, wenn wir aus dem Bühneneingang kommen. Sie sind aus dem Theater gestürmt, um uns rechtzeitig abpassen zu können und ein bisschen zu plaudern, bevor wir in den Bus verschwinden, der uns zurück ins Hotel bringt. Das ist ganz toll, ein bisschen wie auf dem roten Teppich - Autogramme, Blitzlicht, wir kommen uns vor wie Filmstars. Manchmal gibt es Geschenke, manchmal Fanpost. Einer dieser Briefe hat mich so berührt, dass ich gerne einen Teil daraus hier weitergeben möchte stellvertretend für all die guten Wünsche der japanischen Fans, für die ich mich ganz herzlich bedanke:

"Dear Silvia, Thank you so much for coming to Japan and thank you so much for your breathtaking, marvelous performance in this "Kleine Meerjungfrau"... I feel that you are getting more and more mature as an artist, into the realms that no other dancer can reach. You are such an actress and performer! This work causes so much emotion... pain and tears and compassion. You make me feel about my personal sadness and pain but that means you really touched my heart... See you again soon!”

Ich kenne kaum ein Publikum, das so sehr mitgeht, wie die Japaner. Nicht nur bei der "Kleinen Meerjungfrau", auch bei der heutigen Premiere von "Kameliendame" waren die Leute außer sich, haben teilweise geweint. Und es gab Standing Ovations vom gesamten Parkett. Auch Prinzessin Takamado war wieder da. Das ist eine große Auszeichnung für uns."