In Nishinomiya, zwischen Kobe und Osaka, standen für Silvia Azzoni und Carsten Jung drei Vorstellungen auf dem Programm. Viel Freizeit blieb da nicht. Warum der Ort für die beiden trotzdem besondere Momente bereithielt, erzählen sie im heutigen Blog.

Silvia Azzoni

Heute, am 1. März, hatten wir die letzte Vorstellung unserer "Kleinen Meerjungfrau" hier in Japan. Schade, denn immer wieder fasziniert mich dieses Ballett. Gesternabend war zum Beispiel wieder eine ganz besondere Vorstellung. Ich hatte das Gefühl, dass ich die Rolle zum ersten Mal tanze, habe ganz neue Dimensionen gespürt. Und am Schluss, bei der Fahrt in den Sternenhimmel, konnte ich aus einem Fenster des Theaters den echten Himmel sehen da haben sich Realität und Vorstellung gemischt. So etwas berührt mich sehr.

Ich freue mich, dass sowohl die Japaner als auch einige Hamburger diesen besonderen Moment miterleben konnten, denn wir hatten eine kleine Kulturdelegation mit Staatsrat Reinhard Stuth zu Besuch. Außerdem waren der Generalkonsul in Osaka, Gerold Amelung, sein Kollege vom Goethe-Institut, Michael Schroen, und Herr Hashimoto, der stellvertretende Bürgermeister von Osaka mit dabei. Sie waren alle nach der Vorstellung auf der Bühne und völlig fasziniert nicht nur vom Stück, sondern mindestens genauso von der Backstage-Technik.

Eigentlich wollte ich schon lange shoppen gehen. Ich hätte so gern einen alten Kimono, den ich an die Wand hängen möchte. Das würde toll aussehen. Nur leider sind diejenigen, die mir gefallen, wahnsinnig teuer. Neulich habe ich einen gesehen, der umgerechnet 15 000 EUR kosten sollte! So ein Wahnsinn… Vielleicht habe ich in Fukuoka mehr Glück, da habe ich ein paar Tage Zeit und kann verschnaufen. Und hoffentlich einen schönen Wandkimono finden.

Carsten Jung

Am Dienstag hatten wir alle frei. Da konnte ich mal ausschlafen und entspannen. Und wir haben mit vielen Tänzern einen Kobe-Beef-Abend gemacht. Das ist ganz zartes, unglaublich gutes und leider auch unglaublich teures Rindfleisch, angeblich handmassiert. Es war ganz toll!

Wir waren seit 1994 nicht mehr in Kobe zu Gast. Das war also noch vor dem verheerenden Erdbeben, das die halbe Stadt verschüttet hat. Jetzt ist dem Ort nichts mehr davon anzumerken. Überall Hochhäuser, die hoffentlich sicher gebaut sind...

Dass wir die "Kleine Meerjungfrau" gestern Abend und heute Nachmittag als Matinee gegeben haben, kommt einer weiteren Doppelvorstellung gleich, inzwischen schon die Dritte auf dieser Tournee. Es ist jedes Mal eine Herausforderung, die mir wahnsinnig viel Spaß macht. Zwar bin ich müde, aber es tut gut, die Rolle zu tanzen und zu sehen, wie begeistert das Publikum ist. Man hat mit jeder Vorstellung mehr Chancen, es noch besser zu machen: Ich ändere da viele kleine Sachen in der Interaktion mit den anderen Tänzern. Je häufiger man eine Rolle tanzt, desto präziser wird man, desto mehr wird man die Rolle, die man darstellt.

Meine Familie wartet zuhause natürlich schon gespannt auf die Geschenke, die ich aus Japan mitbringe. Abends beim Skypen muss ich meinen Töchtern die Tüten zeigen, in denen die großen Geheimnisse warten. Dabei ist es gar nicht so leicht, in Japan etwas zu finden. Neulich hatte ich große Probleme, Postkarten zu kaufen. Ich musste in drei verschiedene Kaufhäuser und Buchläden, bis ich endlich fündig wurde. Es gibt in Japan wirklich kaum noch Postkarten, weil inzwischen alles elektronisch läuft.