Kein leichter Tag für Carsten Jung und Silvia Azzoni: Nicht nur, dass am Sonntag, den 15. Februar die kleine Meerjungfrau gleich zweimal auf die Bühne gebracht wurde, im Publikum saß auch noch die japanische Prinzessin. Und dann ist da noch die Sache mit der Linsensuppe...

Carsten Jung schreibt:

Augen zu und durch das war mein Motto heute. So eine Doppelvorstellung fordert einen nicht nur physisch, sondern auch psychisch. Ich nähere mich dem Stück vor Stück, denke nur an den Moment und daran, dass jede Vorstellung einzigartig ist.

Insgesamt habe ich heute mit vier Ballerinas getanzt, das heißt, ich musste mich auf vier verschiedene Typen einstellen, ihre unterschiedlichen Tanzstile auffangen. Das ist nicht ganz einfach, besonders wenn ich merke, wie mir langsam in der zweiten Vorstellung die Arme lahm werden. Aber es hat alles gut geklappt und entsprechend glücklich bin ich. Um ehrlich zu sein, hatte ich schon ein bisschen Bammel vor diesem Tag, aber jetzt ist alles gut ich habe erst einmal die größte Hürde dieser Tournee genommen.

Heute hat uns außerdem die japanische Prinzessin Takamado besucht, die, wie sie uns sagte, ein großer Fan John Neumeiers ist. Es war natürlich sehr aufregend, anschließend an die Vorstellung mit ihr zu sprechen. Und sie ist eine tolle, sehr freundliche Person. Die Aufführung selbst hat ihre Anwesenheit allerdings nicht geändert wir geben jedes Mal 100 Prozent, egal wer im Publikum sitzt.

Morgen habe ich frei den Tag brauche ich auch, damit sich mein Körper erholen kann. Ich habe in den Vorstellungen so viel geschwitzt, soviel kann ich gar nicht trinken, um das zu kompensieren. Die Muskeln sind ein bisschen übersäuert, da muss ich mit Mineralien gegensteuern. Heute abend reibe ich meine Beine mit Franzbranntwein ein, dann geht das schon wieder.

Silvia Azzoni schreibt:

Wir sind schon seit einer ganzen Woche hier, ich kann es gar nicht fassen! Die Zeit ist wie im Flug vergangen. Dabei hatte ich noch gar keine Zeit, durch Tokio zu laufen, mir ein paar Sachen anzuschauen oder zu meinen Lieblingsplätzen zu gehen.

Die Anspannung war bisher einfach zu groß: Wenn man den Tag über probt und weiß, dass man am nächsten Tag Vorstellung hat, dann hat man nicht den Elan, ins Museum oder auch nur Shoppen zu gehen. Aber das wird wohl in den nächsten Tagen besser.

Am Samstagabend war ich, wie alle Ersten Solisten, zu einer Dinnerparty im Haus des Regionalleiters des Goethe-Instituts eingeladen. Dr. Uwe Schmelter hat sie zu Ehren des Hamburg Ballett gegeben; wir sind natürlich sehr glücklich, wenn auch die offiziellen Stellen sich freuen, uns in der Stadt zu haben. Das war ein sehr netter, lockerer Abend. Am schönsten war aber, dass ich alte japanische Bekannte wieder getroffen habe. Zum Beispiel war Asami Maki dort, eine japanische Ballettdirektorin, mit der ich schon häufig für Gastauftritte zusammengearbeitet habe.

Und dann gab es da noch die Linsensuppe: Von Uwe Schmelter selbst gekocht und wirklich lecker. Wir haben uns damit gleich wie zuhause gefühlt. Überhaupt ist er wohl ein großer Koch in der letzten Woche hat er 270 Gäste zum jährlichen Grünkohlessen eingeladen.