Hamburg. Innovative App für Passagiere in Vorbereitung. Zudem plant der Airport einen Anbau am Terminal 2 und hofft auf weitere Flüge in die Ferne.

Der Flughafen Hamburg will viel Geld in die Modernisierung seiner Infrastruktur stecken. „Wir liegen im Schnitt zwischen 60 und 100 Millionen Euro pro Jahr, die wir in den nächsten Jahren investieren werden“, sagte Airport-Chef Christian Kunsch am Donnerstagabend auf einer Veranstaltung des Luftfahrt-Presse-Clubs (LPC).

Profitieren sollen auch die Passagiere, denen mehr Komfort und besserer Service geboten werden soll. Geplant sind ein Anbau sowie Verbesserungen bei der Gepäckbeförderung und -ausgabe. Für das Streckennetz ist der Flughafen-Chef trotz der angekündigten Kapazitätskürzungen von Eurowings, Ryanair und Condor im kommenden Sommer optimistisch, das Niveau dieses Jahres auch 2025 halten zu können. Man werde erneut um die 120 Ziele von 55 Fluggesellschaften anbieten können.

Flughafen Hamburg: Anbau, neue App fürs Gepäck und Langstrecken – die Pläne für 2025

Anfang Juli dieses Jahres kam mit Doha eine neue Destination hinzu. Qatar Airways bedient die Strecke einmal täglich und bietet ein zweites Langstreckenziel ab Fuhlsbüttel an. Zwar fliegen Qatar und Emirates beide in die Golfregion, aber: „Beide Airlines haben einen Auslastungsfaktor, der sehr zufriedenstellend ist“, so Kunsch. Der Markt habe sich vergrößert. Die Verbindung nach Doha funktioniere hervorragend. Die katarische Hauptstadt erweise sich für viele Hamburger Passagiere als Drehkreuz für ihre Fernreise, während die Emirates-Heimat Dubai häufig direktes Urlaubsziel sei.

Airbus inside - Trailer

weitere Videos

    Der Airport-Chef ist optimistisch, dass in den nächsten Jahren neue Langstrecken hinzukommen – dank Airbus. Der Schlüssel dazu ist der A321XLR. Der Flugzeugbauer hat dem eigentlich für die Kurz- und Mittelstrecke konzipierten Flieger einen fest im Frachtraum eingebauten Tank spendiert, sodass die Reichweite auf 8700 Kilometer nonstop steigt. Das würde mit einem relativ kleinen und damit schneller zu füllenden Flugzeug Transatlantikflüge wie nach New York oder Chicago möglich machen.

    Flughafen Hamburg: Direktflüge nach Amerika und Asien sollen kommen

    „Wir sind in Gesprächen mit mehreren Airlines, die dieses Flugzeug bestellt haben“, sagte Kunsch. „Aber wir sind nicht die Einzigen, die diese Strecken gern hätten. Der Wettbewerb ist hoch.“ Bisher habe es zudem immer das klassische Problem gegeben, dass zwar aus Hamburg viele Passagiere kämen. Aus der Gegenrichtung füllten sich die Maschinen allerdings nicht so schnell. Im Klartext: Als United Airlines bis 2018 die Route zum New Yorker Flughafen Newark bediente, waren zwar genug Norddeutsche an Bord, aber nicht genug Amerikaner.

    „Wir sind in Gesprächen mit mehreren Airlines, die dieses Flugzeug bestellt haben. Aber wir sind nicht die Einzigen, die diese Strecken gern hätten. Der Wettbewerb ist hoch.“

    Christian Kunsch
    Chef des Flughafen Hamburg

    Die Hoffnungen des Flughafens auf neue Langstreckenverbindungen leben dennoch weiter, so Kunsch: „Wir sind dran. Sowohl Richtung Asien als auch Richtung Nordamerika werden wir sicher in den nächsten Jahren angeschlossen werden. Ob wir in der ersten oder zweiten Welle dabei sind, wird man sehen.“

    Flughafen Hamburg plant Anbau am Terminal 2

    Einen deutlichen Schritt weiter ist man bei zwei Baumaßnahmen. Schon Anfang 2025 sollen die Arbeiten am südlichen Ende des Terminals 2 beginnen. Dort liegen die sogenannten Walk-in-Walk-out-Gates (WiWo-Gates). Sie sind vor einigen Jahren auf Wunsch des Billigfliegers Ryanair errichtet worden. Dort gibt es keine Fluggastbrücken, sondern die Passagiere gehen zu Fuß aus dem ersten Stock über ein Treppenhaus hinunter auf das Vorfeld, um dort in die Jets zu steigen.

    An den WiWo-Gates soll für rund zehn Millionen Euro ein Anbau entstehen. Man werde eine Art Balkon herausziehen und dort Toiletten, eine Raucherlounge, zwei Aufzüge und ein Treppenhaus errichten, so Kunsch. Das habe mehrere Vorteile. Im Zentralbereich – in dem bisher Toiletten sind, die dann zurückgebaut werden sollen – wird es mehr Platz geben. Bei vielen Abflügen zur gleichen Zeit geht es bisher an diesen Gates sehr eng zu.

    Gepäckförderanlage am Flughafen Hamburg soll für 80 Millionen Euro erneuert werden

    Mobilitätseingeschränkte Gäste können künftig auch mit dem Fahrstuhl auf die Ebene des Fliegers hinunterkommen. Und die Passagierströme sollen entzerrt werden. Denn bisher treffen in dem einen Treppenhaus sowohl ankommende als auch abfliegende Passagiere aufeinander. Gelandete Reisende werden künftig über einen neuen Ankunftsgang geleitet und gelangen an einer anderen Stelle ins Terminal. Im Jahr 2026 soll der Anbau betriebsbereit sein.

    Flughafen Hamburg
    Flughafen-Chef Christian Kunsch und Geschäftsführerin Berit Schmitz im Terminal. Am Donnerstagabend waren beide zu Gast im Luftfahrt-Presse-Club. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

    Zwei bis drei Jahre später soll die neue Gepäckförderanlage fertig sein, die in einem ersten Schritt 13 Millionen und insgesamt rund 80 Millionen Euro kosten soll. Sie entsteht an der Stelle des alten Gebäudes der Bundespolizei, das bereits abgerissen wurde.

    Wo ist mein Gepäck? Flughafen Hamburg startet neuen Service

    Bereits zum Jahresanfang 2025 geht der neue digitale Service Bag & Go für die Passagiere in die Testphase. „Das ist ein Webservice, bei dem sich der Passagier den Status der Gepäckausgabe seines Fluges anschauen kann“, sagte Berit Schmitz, die seit April die Geschäftsführung des Airports komplettiert und ebenfalls bei der LPC-Veranstaltung war.

    Perspektivisch soll man nach der Landung entweder einen QR-Code scannen oder seine Flugnummer eingeben und in einer App sehen können, auf welchem Gepäckband der Koffer ankommen wird und wann die Ausladung beginnen soll. So könnten Wartezeiten zum Beispiel zum Trinken eines Kaffees oder zum Gang auf die Toilette genutzt werden. Wenn der Test erfolgreich laufe, könne die App im Laufe des nächsten Jahres live geschaltet werden. Zunächst wird der Service an den Bildschirmen im Gepäckausgabebereich getestet.

    Umstrittenes Interimsterminal am Hamburger Flughafen soll 2025 erstmals eingesetzt werden

    2025 könnte es auch den ersten Einsatz des heftig umstrittenen Interimsterminals geben. Dieses Gebäude wurde vor Jahren auf dem Vorfeld 2 nahe der Basis von Lufthansa Technik errichtet, steht aber seitdem leer. Für „Einzelereignisse“ könne es in Betrieb genommen werden, wenn man zum Beispiel am Ferienanfang zusätzliche Kapazitäten brauche. Ein Dauereinsatz sei aber nicht geplant, so Kunsch: „Stand heute brauchen wir es von der Kapazität nicht, auch nicht in den nächsten fünf bis sechs Jahren.“

    „Stand heute brauchen wir es von der Kapazität nicht, auch nicht in den nächsten fünf bis sechs Jahren.““

    Flughafen-Chef Christian Kunsch
    über das umstrittene Industrieterminal auf dem Vorfeld 2

    Ad acta gelegt ist der geplante Ausbau des Terminals an der Pier-Süd-Rückseite. Dieses bis zu 100 Millionen Euro teure Investment werde nicht mehr angestrebt, so Kunsch: „Wir werden es uns nicht mehr leisten können, weil wir weniger Passagiere haben. Und weniger Passagiere bedeuten weniger Einnahmen.“

    Hamburg Airport rechnet 2024 mit 14,65 Millionen Passagieren

    In den drei Jahren vor Corona hatte der Airport stets mehr als 17 Millionen Fluggäste. Für dieses Jahr rechnet er mit 14,65 Millionen. Das wäre ein Plus von acht Prozent zu 2023 und eine „echt gute Zahl“, so Kunsch: „2024 ist das neue Normal.“ Bisher wurde stets 2019 als Referenzwert herangezogen.

    Doch nach der Pandemie habe es gravierende Veränderungen gegeben. Vor allem die innerdeutschen Flüge brachen weg. Das Segment werde sich auch nicht mehr vollständig erholen, weil Unternehmen vermehrt auf virtuelle Konferenzen statt Präsenztreffen setzten und diese Flüge politisch wegen des Umweltschutzes nicht gewünscht seien.

    Flughafen-Chef Kunsch lehnt Änderung der Betriebszeiten ab

    Kunsch verwies noch einmal darauf, dass der Airport bis 2035 250 Millionen Euro in die Hand nehmen will, um CO₂-frei zu werden. Zu den geplanten Maßnahmen zählt die Errichtung eines eigenen Windparks bei Kaltenkirchen sowie der Anschluss an das Fernwärmenetz. Um die E-Mobilität zu fördern, wurden jüngst mehr als 100 Ladepunkte in einem Parkhaus eingeweiht. Zudem ist Anfang 2026 der Bau eines Schnellladeparks mit bis zu 400 Kilowatt geplant.

    Mehr zum Thema

    Die von den Fluglärmschützern gewünschte Änderung der Betriebszeiten lehnte Kunsch ab. Flieger, deren Abflug oder Ankunft bis 23 Uhr geplant war, dürfen bei sogenannten unvermeidbaren Verspätungen noch bis 24 Uhr starten und landen. Die Flexibilität sei „ganz, ganz wichtig für den Standort“, so Kunsch. Die Airlines würden vier Umläufe pro Tag brauchen, um wirtschaftlich agieren zu können. „Mein Gefühl ist, dass die Politik das verstanden hat“, sagte Kunsch und hält die bisherige Regelung für eine „gute Balance“ zwischen Anwohner- und Luftfahrtinteressen.