Hamburg. Geschäftsführer Christoph Wöhlke erzählt im Abendblatt, was er mit Budnikowsky vorhat und warum er Genosse beim FC St. Pauli geworden ist.

  • Budni-Geschäftsführer Christoph Wöhlke verrät die Pläne für Drogeriemarktkette Budnikowsky
  • Fachkräftemangel: Budni lässt weitere 107 Sozialwohnungen errichten
  • Neue Budni-Filialen in der Hafen-City und sogar in Berlin geplant

Beim Vergleich mit der Konkurrenz streicht Christoph Wöhlke gern die Besonderheiten der Hamburger Drogeriemarktkette Budnikowsky – wie die große Sortimentsbreite mit insgesamt 25.000 Artikeln – heraus. In einem Punkt hat der Geschäftsführer des Hamburger Familienunternehmens aber erklärtermaßen keine Ambitionen: Anders als Dirk Rossmann, dessen neuer Krimi gerade stapelweise in den Märkten seines Unternehmens ausliegt, will der Hamburger kein Buch schreiben, verrät er im Gespräch mit dem Abendblatt.

Tatsächlich hat Wöhlke auch genug damit zu tun, den kleinsten der großen Drogerieanbieter in Deutschland auf Kurs zu halten. „Wir arbeiten jedes Jahr am Ergebnis“, sagt der 47-Jährige, der mit dem früheren Edeka-Manager Carsten Neumann die Geschäfte der Iwan Budnikowsky GmbH & Co.KG führt. Im April war sein Vater Cord Wöhlke mit 75 Jahren als geschäftsführender Gesellschafter zurückgetreten und in den Beirat gewechselt.

Budni: Umsätze steigen, Ergebnis knapp im Plus

Für das Geschäftsjahr 2023 vermeldet Budni bei steigenden Umsätzen nach 2022 erneut „ein leichtes Plus“. Auch im laufenden Jahr hatte die Handelskette in den knapp 190 Märkten in Hamburg und Umland sowie in Berlin mit höheren Erlösen gerechnet. Konkrete Zahlen will Wöhlke noch nicht nennen. Er sagt: „Krisenzeiten sind immer auch die Zeiten großer Konzerne“. Gemeint sind damit dm, Rossmann und Müller, die Rekordumsätze melden.

Zwar hat Budnikowsky mit dem Edeka-Verbund in einer ausgegründeten Gesellschaft einen starken Partner im Einkauf und landete bei einer Umfrage zu den beliebtesten Unternehmen Hamburgs gerade auf dem Spitzenplatz, aber die Konsumzurückhaltung schlägt sich bei dem Händler nieder. „Eigenmarken und Sonderangebote spielen eine größere Rolle“, sagt Wöhlke. Das Problem: Angesichts des geringen Umsatzes im Drogeriesegment werden Investitionen in Filialnetz, Beschäftigte und technische Innovationen schwieriger.

Budni-Geschäftsführer nennt Zielmarke: 200 Filialen

Im nächsten Jahr sind mehrere neue Filialen geplant. Den Anfang macht im Februar der erste Budni-Standort in Timmendorfer Strand. In Ammersbek eröffnet im Sommer eine Filiale. Nach dem mehrfach verschobenen Start des Einkaufszentrums Westfield Überseequartier soll es Ende des ersten Quartals 2025 auch in der HafenCity losgehen. Dazu kommen zwei weitere Budnis in Berlin, wo das Unternehmen das Netz damit auf ein Dutzend Märkte ausbaut.

„Die 200-er-Marke ist unser nächstes Ziel“, sagt Wöhlke. Allerdings schließt die Kette auch einzelne Läden, wenn sie nicht wirtschaftlich sind, wie zuletzt in Neugraben oder wenn, wie im Fall des alteingesessenen Budni in der Bellalliancestraße in Eimsbüttel, die Immobilie abgerissen wird. Letzter Verkaufstag ist der 31. Dezember 2024. An dem Standort wird der Neubaukomplex Bella mit 24 Eigentumswohnungen errichtet. Fertigstellungstermin: 2026. Im Erdgeschoss entstehen Einzelhandelsflächen, in die Budni einziehen könnte.

Fachkräftemangel ist großes Thema bei Budni

Für Wöhlke, der das Unternehmen in der Familientradition von Gründer Iwan Budnikowsky auch als sozialen Arbeitgeber sieht, ist neben dem aggressiver werdenden Konkurrenzkampf um Kunden und Marktanteile die größte Herausforderung, Mitarbeiter zu gewinnen – und zu halten. Dabei mache sich die aktuelle Flaute auf dem Arbeitsmarkt inzwischen bemerkbar. „Die Fluktuation hat sich verringert.“

„Die Politik muss sich schon fragen, was netto übrigbleibt und welche Kaufkraft damit verbunden ist. Und was hat man, wenn man Bürgergeld bekommt.“

Christoph Wöhlke
Budnikowsky-Chef

Trotzdem bleibt das Grundproblem: Arbeitsplätze im Handel seien für viele nicht attraktiv, auch wegen der Bezahlung. „Aber als Unternehmen können wir nur bezahlen, was wir haben“, sagt der Geschäftsmann. In der aktuellen Debatte fordert er: „Die Politik muss sich schon fragen, was netto übrigbleibt und welche Kaufkraft damit verbunden ist. Und was hat man, wenn man Bürgergeld bekommt.“ Der Abstand sei der entscheidende Kipppunkt. Das kann man trotz Wöhlkes abwägender Art durchaus als Kritik an der Steuerpolitik verstehen.

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Mit Blick auf Fachkräftemangel: Budni lässt weitere 107 Sozialwohnungen errichten

Auch mit Blick auf den Fachkräftemangel hatte Budnikowsky vor einigen Jahren auf einem Grundstück direkt neben der Firmenzentrale in Wandsbek 45 Sozialwohnungen errichten lassen, die vornehmlich Beschäftigten angeboten wurden. Aktuell werden gegenüber dem Komplex 107 weitere Wohnungen errichtet. Dabei handelt es sich um frei finanzierte Wohnungen. Das Grundstück gehört der Familie und wurde in die neue Iwan Budnikowsky Stiftung eingebracht, die künftig aus einem Teil der Mieteinnahmen als Erbpacht die gemeinnützige Budnianer Hilfe unterstützen soll.

Budni baut 107 Wohnungen
Neben der Firmenzentrale von Budnikowsky in Wandsbek entstehen 107 neue Mietwohnungen. Die Fertigstellung ist bis 2027 geplant. © Tridens Budnikowsky-Twiete GmbH & Co.KG | Tridens Budnikowsky-Twiete GmbH & Co.KG

Zu den Unterschieden, die die lokal aufgestellte Drogeriemarktkette gerne gegenüber den großen Konkurrenten betont, gehört auch, dass Budni keinen Onlineshop betreibt. „Ich will das nicht ultimativ ausschließen, aber im Moment ist kein Onlineangebot geplant.“ Gerade hat sich Budnikowsky aber mit einer Kooperation mit dem Lieferdienst Wolt in ein neues Segment gewagt. Seit Ende November können Kunden sich Produkte aus drei Filialen in etwa einer halben Stunde nach Hause bringen lassen. „Das läuft gut an.“

Budni: Warum der Chef in den FC St. Pauli investiert

Zum Schluss des Gesprächs darf ein Blick auf den einzigen Fußball-Erstligisten aus Hamburg nicht fehlen. Schließlich ist Wöhlke bekennender Fan des FC St. Pauli, besitzt eine Dauerkarte für die Gegengerade am Millerntor. Hat er schon Anteile an der Genossenschaft, der sogenannten Football Cooperative, gekauft? „Klar“, sagt der Budni-Chef. „Gleich zwei.“

Übrigens nicht, weil er sich davon gute Geschäfte, also eine hohe Rendite, verspricht. Sondern weil er diesen „anderen Weg“ im Profifußball unterstützenswert findet. Und was sagt er sportlich voraus? Wo wird der FC St. Pauli in der kommenden Saison spielen? „Auf jeden Fall weiterhin in der Bundesliga“, davon ist Budni-Chef Wöhlke überzeugt. Dann wieder zusammen mit dem HSV? „Ich kann die Stärken oder Schwächen des HSV nicht einschätzen. Denn Zweite Liga interessiert mich aktuell zum großen Glück nicht mehr“, sagt er und lacht.