Hamburg. Der Schuhhändler hat ein Zentrallager in der Halle bei Hamburg betrieben. Wie es für die Beschäftigten weitergeht und was der Görtz-Chef sagt.

  • Eine große Lagerhalle in Norderstedt ist am Dienstag geräumt worden
  • Bei der Räumung mit Gerichtsvollzieher soll es um Mietforderungen gehen
  • Mieter ist ein Unternehmen aus dem Firmengeflecht des Hamburger Schuhhändlers Görtz

Neuer Ärger für Görtz-Chef Bolko Kissling: Ein Gerichtsvollzieher hat am Dienstag eine große Lagerhalle in Norderstedt räumen lassen. Das Gebäude wurde lange von dem Hamburger Schuhhändler als Zentrallager genutzt. Aktuell wird der Standort von einem Unternehmen aus dem Görtz-Firmengeflecht genutzt, bei der Kissling ebenfalls Geschäftsführer ist.

„Bei dem Räumungstitel geht es um Mietforderungen“, bestätigte der Direktor des Amtsgerichts Norderstedt, Wolf Reinhard Wrege, den Vorgang auf Abendblatt-Anfrage. Im Rahmen der Vollstreckung seien Schlösser ausgetauscht worden, um Waren und Inventar in dem Gebäude zu sichern. Der Betrieb ist eingestellt, die etwa 40 Beschäftigten seien nach Hause geschickt worden. Weitere Angaben zu dem Gläubiger und der Höhe der Mietschulden machte Wrege nicht.

Gerichtsvollzieher räumt Lager – was Görtz damit zu tun hat

Görtz hat aus dem Komplex im Norderstedter Gewerbegebiet In de Tarpen über Jahrzehnte Schuhe in die Filialen in ganz Deutschland geliefert und dort zeitweise mehr als 100 Menschen beschäftigt. Nach der Insolvenz der Schuhhandelskette und der Übernahme durch Bolko Kissling im vergangenen Jahr war die Logistiksparte in der Altlant Logistik GmbH gebündelt worden. Das Unternehmen ist aktuell Mieter der Lagerhalle.

Bolko Kissling hatte das Traditionsunternehmen 2023 nach der Insolvenz übernommen und will es mit neuem Konzept neu positionieren.
Bolko Kissling hatte das Traditionsunternehmen 2023 nach der Insolvenz übernommen und will es mit neuem Konzept neu positionieren. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

„Görtz ist dort Kunde“, sagte Inhaber Kissling auf Abendblatt-Anfrage. In dem ehemaligen Zentrallager werden seinen Angaben zufolge aktuell nur noch geringe Warenmengen gelagert. Der Standort solle Ende dieses Jahres aufgegeben werden. „Wir nutzen verstärkt die Lager in unseren Filialen.“ Allein in das Stammhaus in der Hamburger Innenstadt seien 50.000 Paar Schuhe gebracht worden. Mit der Maßnahme will Kissling Geld sparen, erklärte er.

Nach seinen Angaben soll der Disput um Mietrückstände in Norderstedt schnell gelöst werden. Zuletzt hatte es bei Atlant Logistik im Sommer Probleme gegeben. Damals hatte das Bezirksamt Hamburg-Mitte ein Gewerbeverbot gegen Kissling verhängt und die Löschung als Geschäftsführer der Atlant Logistik im Handelsregister angekündigt. Nach Abendblatt-Informationen ging es dabei um nicht gezahlte Beträge zur Sozialversicherung. Nachdem diese nachgezahlt worden waren, war das Gewerbeverbot aufgehoben worden.

Gerichtsvollzieher räumt Lager – was Görtz damit zu tun hat

Kissling kommt ursprünglich aus der Logistikbranche und hatte Görtz im Juli 2023 mit seinem Unternehmen CK Technology Solutions GmbH mit Sitz in Wien aus der Insolvenz übernommen. Zuletzt hatte er mit Problemen zu kämpfen. In Österreich, wohin das Unternehmen erst Ende vergangenen Jahres expandiert war, gibt es Streit um Mieten für Geschäftsflächen. Im August hatte ein Schuhhersteller seine Waren von einem Gerichtsvollzieher aus den Läden holen lassen.

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Kissling betont, dass er das 1875 gegründete Unternehmen nach der Insolvenz mit einem veränderten Geschäftsmodell neu aufstellen will. In den vergangenen Monaten hatten nach Filialschließungen wieder neue, kleinere Standorte eröffnet, unter anderem in Hamburg (Eppendorf), Frankfurt und Dortmund. Trotzdem hatte der Görtz-Chef das Umsatzziel für 2024 zuletzt deutlich nach unten geschraubt.