Hamburg. Hamburger Konzern macht mehr als 400 Millionen Euro Vorsteuergewinn. Was der neue Vorstandschef zum Edelmetallklau sagt.

  • In seinem Stammwerk an der Hovestraße wird Aurubis in den kommenden Jahren Hunderte Millionen Euro investieren
  • Der Aurubis-Chef sagt: „Wir haben inzwischen die größten Sicherheitslücken geschlossen.“
  • Finanziell jedenfalls geht es dem Hamburger Konzern derzeit glänzend.

Massiv investiert in seine Produktionskapazitäten hat der Kupfer- und Metallkonzern Aurubis zuletzt außerhalb Deutschlands. In den Werken in Belgien gingen neue Anlagen in Betrieb. Mehr als 700 Millionen Euro wendete der Konzern für ein ganz neues Recyclingwerk in den USA auf, in dem die Produktion gerade anläuft. In Hamburg und in Deutschland hingegen belasten hohe Energiekosten das Unternehmen.

Aurubis-Chef: So sicher sind die Arbeitsplätze im Hamburger Werk

Gleichwohl müssen sich die derzeit gut 2800 Beschäftigten im Hamburger Stammwerk nach den Worten von Vorstandschef Toralf Haag keine Sorgen um ihre Arbeitsplätze machen. „Wir gehen für Hamburg von einer stabilen Mitarbeiterentwicklung aus. Die Zahl der Beschäftigten wird hier in dieser Größenordnung bleiben“, sagte Haag dem Abendblatt am Donnerstag am Rande der Bilanzpressekonferenz für das Geschäftsjahr 2023/24.

Und auch in seinem Stammwerk an der Hovestraße wird Aurubis in den kommenden Jahren Hunderte Millionen Euro investieren. Unter anderem in eine weitere Anlage für das Recycling von hochwertigem Metallschrott, aus dem Kupfer und bis zu 20 weitere Metalle gewonnen werden. Das mit etwa 300 Millionen Euro Kosten größte Projekt im Werk auf der Veddel ist die Errichtung einer neuen Edelmetallhütte, in der unter anderem Gold, Silber und Platin gewonnen werden. Die Hütte werde im Geschäftsjahr 2026/27 in Betrieb gehen, sagte Haag.

Aurubis hat Schutz vor Kriminellen massiv erhöht

Von der neuen Großanlage verspricht sich das Unternehmen zudem eine höhere Werkssicherheit, also einen besseren Schutz vor Diebstahl und Betrug. Im vergangenen Jahr war bekannt geworden, dass Aurubis zum Opfer von Kriminellen geworden war, die unter anderem im großen Stil Edelmetall vom Werksgelände geschafft hatten. Auch damalige Aurubis-Beschäftigte waren daran beteiligt.

„Wir haben inzwischen die größten Sicherheitslücken geschlossen, unternehmen aber weitere Schritte zur Verbesserung der Werkssicherheit. Ich gehe davon aus, dass sich weitere Fälle in einer Größenordnung wie in der Vergangenheit nicht wiederholen werden“, sagte Haag dem Abendblatt.

Aurubis-Chef: „Es hat keinen weiteren großen Kriminalitätsfall gegeben“

Den finanziellen Schaden der Straftaten, die zum Teil noch nicht vollends aufgeklärt sind, hatte Aurubis bereits im vergangenen Jahr verdauen müssen. Der Gewinn im Geschäftsjahr 2022/23 fiel annähernd 170 Millionen Euro geringer aus als möglich. „Im vergangenen Geschäftsjahr hat es keinen weiteren großen Kriminalitätsfall gegeben“, betonte Haag.

Nicht detailliert äußern wollte sich der seit Anfang September amtierende Vorstandsvorsitzende zu Befürchtungen, dass Investoren derzeit eine Übernahme von Aurubis vorbereiten könnten. So hat Dirk Roßmann, der Gründer der Drogeriemarktkette Rossmann, seine Anteile an dem Hamburger Unternehmen massiv aufgestockt. Zudem haben Investoren Interesse an einer Übernahme des größten Aurubis-Aktionärs Salzgitter AG (29,99 Prozent) bekundet. Das befeuert aktuell Spekulationen, das eigentliche Ziel sei der Kupferkonzern.

Mögliche Übernahme? „Wir beobachten das sehr genau“

„Wir beobachten die Entwicklungen sehr genau, lassen uns von ihnen aber nicht beeinflussen“, sagte Haag. Der neue Vorstand sei darauf fokussiert, die Performance von Aurubis zu verbessern. Und er gehe davon aus, dass alle Investoren das Interesse an einer Wertsteigerung der Aurubis-Aktie hätten.

Finanziell jedenfalls geht es dem Konzern derzeit glänzend. Der Vorsteuer-Gewinn im operativen Geschäft (EBT) stieg im Geschäftsjahr 2023/24 deutlich auf 413 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es 349 Millionen Euro gewesen. Haag sprach von einem „robusten Ergebnis“.

Aurubis-Werk Hamburg
Aurubis ist in Hamburg einer der größten industriellen Arbeitgeber. © picture alliance/dpa | Markus Scholz

Nachwirkungen der Kriminalfälle schmälern den Gewinn

Die Bilanz zeigt aber auch, dass der Metallhersteller weiterhin von den Folgen der schweren Arbeitsunfälle und millionenschweren Einbußen durch Diebstahl und Betrug belastet wird. Geschmälert wurde der Gewinn unter anderem durch „gestiegene Rechts- und Beratungskosten“ und „höhere Umsetzungskosten für Arbeitssicherheitsmaßnahmen“, heißt es in der Mitteilung des Konzerns zum Bilanzergebnis.

Zudem habe es „Abfindungszahlungen an ehemalige Vorstandsmitglieder“ gegeben. Der vorherige Vorstandsvorsitzende Roland Harings und zwei weitere Vorstandsmitglieder hatten im abgelaufenen Geschäftsjahr vorzeitig gehen müssen.

Aurubis-Aktie gewinnt massiv an Wert

Von dem Gewinnsprung sollen auch die Aktionäre profitieren. Aufsichtsrat und Vorstand schlagen vor, die Dividende um 10 Cent auf 1,50 Euro zu erhöhen. Diese Ankündigung kam bei Investoren sehr gut an. Der Kurs der im MDAX notierten Aurubis-Aktie legte im Laufe des Tages um zeitweise mehr als 13 Prozent auf über 87 Euro zu.

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Für das seit dem 1. Oktober laufende Geschäftsjahr 2024/25 erwartet der Konzern etwas weniger Gewinn. Das operative Vorsteuerergebnis werde voraussichtlich zwischen 300 und 400 Millionen Euro liegen, heißt es. Diesen Korridor hatte Haag bereits vor gut zwei Monaten genannt – in der Folge war der Aktienkurs zeitweise um mehr als zehn Prozent eingebrochen.