Hamburg. Traditionsgeschäft gibt Standort auf. Was dahintersteckt, was die Kunden an Alternativen haben – und wie es mit den Beschäftigten weitergeht.
Wieder ein alteingesessenes Geschäft weniger in Hamburg: Vor mehr als 60 Jahren hat die Fleischerei Beisser in der Ottenser Hauptstraße eröffnet. Nun müssen sich langjährige Stammkunden umgewöhnen. Der Traditionsbetrieb schließt den Standort, an dem inzwischen unter dem Namen „Billy The Butcher“ neben dem Verkauf von Premium-Fleisch auch eine Steak- und Burger-Bar betrieben wird.
Das bestätigte Beisser-Geschäftsführer Claas Rudolf Habben auf Anfrage des Abendblatts. „Der familiengeführte Handwerksbetrieb wird sein gastronomisches Engagement in diesem Stadtteil zum Jahresende 2024 beenden“, heißt es in einer schriftlichen Mitteilung. Heiligabend ist voraussichtlich der letzte Verkaufstag.
Hamburgs älteste Fleischerei macht nach 60 Jahren in Ottensen Schluss
Konkrete Details zu den Gründen für das Aus wurden nicht genannt. Eine Rolle spielt aber, dass der Mietvertrag für das Ladengeschäft gegenüber dem Einkaufszentrum Mercado am 31. Dezember 2024 ausläuft. In der Gastronomie sei es wichtig, regelmäßig die eigenen Konzepte zu reflektieren, und so habe Beisser sich „schweren Herzens dazu entschieden, das Kapitel Ottensen zu schließen“. Zuerst hatte die „Hamburger Morgenpost“ berichtet.
Gegründet 1836 von Knochenhauer Georg Christian Beisser an der Spitalerstraße ist das Unternehmen eigenen Angaben zufolge die älteste Fleischerei in Hamburg mit zeitweilig drei Filialen. 2008 haben die Geschwister Claas Rudolf Haaben und Eltje Helene Felbier den Familienbetrieb in sechster Generation übernommen und das Geschäftsmodell weiterentwickelt. Ähnlich wie ihre Vorfahren haben sie auf Premium-Fleisch wie Dry Aged Beef gesetzt. Inzwischen ist Felbier nicht mehr im Unternehmen tätig.
Hamburgs älteste Fleischerei verabschiedet sich aus Ottensen: Wo sie sonst noch Standorte hat
Das Vollsortiment mit frischen Fleisch- und Wurstwaren gibt es nur noch im Beisser-Hauptgeschäft am Eppendorfer Baum. Direkt daneben eröffnete 2022 das Bistro „Entre Nous“. Im Alsterhaus ist Beisser mit den Konzepten „Billy The Butcher“ sowie „Steak & Grill“ vertreten. Ebenfalls zum Unternehmen gehört die Fleisch- und Wurstmanufaktur „Hamburger Jungs“, deren Produkte auch in Supermärkten in Norddeutschland vertrieben werden. Mit dem „Beisser Express“ gehört zudem ein Online-Bestellservice per App zum Angebot.
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Den Angaben zufolge ist das Unternehmen unter der neuen Inhabergeneration „nahezu um das Zehnfache gewachsen“. „Nach 16 Jahren starker Expansion und Entwicklung haben wir uns entschieden, unsere Unternehmensstrategie zu überdenken. Wir möchten uns künftig wieder stärker auf das handwerkliche Fleischer-Geschäft und die Wurstproduktion, insbesondere bei den ,Hamburger-Jungs‘, konzentrieren“, heißt es.
Hamburgs älteste Fleischerei schließt nach 60 Jahren in Ottensen – was passiert mit den Mitarbeitern?
Der Standort in Ottensen war zuletzt 2017 umgestaltet worden. Dabei war das Fleisch- und Wurstangebot zugunsten des Bistro-Betriebs reduziert worden. Nun verabschiedet sich das Unternehmen komplett. Alle Mitarbeiter sollen an anderen Beisser-Standorten eingesetzt werden. Pläne für eine weitere Expansion oder Neueröffnungen gibt es demnach aktuell nicht.
In Hamburg haben zuletzt mehrere Fleischereien geschlossen, wie der Traditionsbetrieb Harms in Hoheluft-Ost und kurz davor die Fleischerei Jacob am Weidenstieg in Eimsbüttel. Gründe sind unter anderem der Fachkräftemangel, aber auch das veränderte Essverhalten. Am Eppendorfer Weg eröffnet demnächst die erste vegane Fleischerei Hamburgs.